(Vor-)Bildliche Liebe zu Mittelhessen
Wilhelm Heidwolf Arnold (1897 – 1984), der in Beuern geboren wurde, 1926 mit seiner Frau Emmi nach Allendorf/Lumda zog und sich dort in einem ehemaligen Pferdestall ein Atelier einrichtete, war ein weit über seinen Wohnort im Kreis Gießen bekannter Maler und Bildhauer. Der Künstler, der seine mittelhessische Heimat geliebt und in eindrucksvollen Gemälden und Skulpturen verewigte, hätte 2017 seinen 120. Geburtstag gefeiert. Dies wurde kürzlich in einer Jubiläumsveranstaltung gewürdigt. (Bild: Selbstbildnis, Ölf auf Holz, 1914, Quelle: Prof. H. Arnold)
Der Künstlerhof Arnold
Schauplatz der Jubiläumsfeier war der Künstlerhof Arnold, der in der ehemaligen Wohnstätte von Wilhelm Heidwolf Arnold seinen Platz hat und ein Museum sowie Gastronomie beherbergt. Der Sohn des Künstlers, Prof. Dr.med. Heidwolf Arnold, hatte 1990 durch Abfindung der Miterben das Anwesen erworben und zusammen mit dem Heimat- und Verkehrsverein Allendorf/Lumda die Weichen gestellt, damit daraus der Künstlerhof entstehen konnte. Die Eröffnung fand 1997 statt.
Über Leben und Werk Wilhelm Heidwolf Arnolds kann man sich auf einer liebevoll und informativ gestalteten Homepage unter der Adresse wilhelm-heidwolf-arnold.de informieren. Dort ist zu lesen: „Mit der Eröffnung des Künstlerhofs am 22. Juni 1997 im Jahr des 100. Geburtstages von W. H. Arnold, bei der der Kunsthistoriker Hans Peter Autenrieth in seiner Festansprache das Werk des einstigen Allendorfers würdigte, wurde eine geglückte Verbindung geschaffen zwischen der bildenden Kunst W. H. Arnolds, traditionellem dörflichen Handwerk und einer gemütlichen Gastronomie im Untergeschoss des Hauses. Im Eigangsbereich ist die Biographie Arnolds in Verbindung mit charakteristischen Werken auf Tafeln dargestellt. In der Glasvitrine sind kleine Bronzefiguren ausgestellt. Bei schönem Wetter dient der Hof als Biergarten mit großen, schattengebenden
Bäumen. Es sind hier zwei Brunnen und andere Plastiken zu sehen.“
Doppeljubiläum gefeiert
Kürzlich wurde ein Doppeljubiläum gefeiert. Wie eingangs erwähnt, hätte der Zeichner und Bildhauer seinen 120. Geburtstag gefeiert und der nach ihm benannte Künstlerhof besteht seit 20 Jahren. „W.H. Arnold hat als Künstler in unserer Region seine Spuren hinterlassen – seine Werke sind im Süden, Norden, Osten und Westen des Landkreises zu finden“, hob Landrätin Anita Schneider hervor. Ihr Dank galt Prof. Dr. Heidwolf Arnold, dem Sohn des „Jubilars“, der Familie, dem Freundeskreis W.H. Arnold sowie dem Heimat- und Verkehrsverein, die seit 20 Jahren mit großem ehrenamtlichen Engagement den Künstlerhof erhalten.
„Ein wichtiger Grund dieses Jubiläum zu feiern, ist die Bedeutung von Kunst, Kultur und Bildung als kommunalem Handlungsfeld“, betonte die Landrätin,wie aus einer Pressemitteilung des Landkreises Gießen hervorgeht.
Multikultureller Eröffnungsabend
Um das Jubiläumswochenende auf die Beine zu stellen, hatte sich der Landkreis Gießen neben der Kreisvolkshochschule und dem Tourismus-Bereich des Landkreises auch die Familie Arnold, die Stadt Allendorf/Lumda und den Heimat- und Verkehrsverein Allendorf ins Boot geholt. Die „Gießener Allgemeine Zeitung“ begleitete die Veranstaltungen als Medienpartner. Zum Gelingen des multikulturellen Eröffnungsabends trugen auch die Gastronomie des Künstlerhofs und der Integrationskurs Allendorf der Kreisvolkshochschule bei, dessen Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gäste mit kulinarischen Spezialitäten aus ihrer Heimat verwöhnten.
Für den musikalischen Rahmen sorgten Kinder des Multikulturellen Zupforchesters der Musikschule Busecker Tal, bestehend aus Schülerinnen und Schülern der 3. und 4. Klasse der Grundschule Lollar, die mit traditionellen und modernen Stücken auf Balalaika, Baglama, Gitarre und Ukulele begeisterten. Dieser Auftritt wurde möglich dank der Förderung durch „Kultur macht stark“, finanziert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die die Kosten für den Bustransfer der Kinder übernahmen. „Dabei sein – Lumdatal“ unterstützte das multikulturelle Zupforchester mit der Kostenübernahmen für die Tonanlage.
Bürgermeisterin Annette Bergen-Krause sagte in ihrem Grußwort: „Allendorf kann sehr stolz auf den wunderbaren Künstler W. H. Arnold sein und auf den Künstlerhof, der den Menschen dessen reiches Werk näherbringt.“ Überall seien seine Spuren zu finden.
Spuren, auf die sich auch zehn Schülerinnen und Schüler der 5. bis 10. Klasse der Clemens-Brentano-Europaschule Außenstelle Allendorf / Lumda begeben haben. Gemeinsam mit den beiden Lehrern Daniel Miller und Harald Kraehe haben sie einen Film gedreht, der Leben und Werk von W. H. Arnold aus Sicht der Jugendlichen beleuchtet. Dafür haben sie sich die Kunstwerke vor Ort angesehen und Interviews mit Menschen geführt, die den Künstler kannten.
Prof. Dr. Heidwolf Arnold war wie alle Gäste sichtlich berührt von dem Film. Er sei den Beteiligten „unendlich dankbar“ für dieses Projekt, denn damit werde „das künstlerische Erbe weitergetragen“. Für ihn und den Freundeskreis war dies Grund genug, die Filmemacher auf die Bühne zu holen und sie mit dem jährlich von dem Freundeskreis gestifteten Schülerpreis auszuzeichnen.
Weiter auf den Spuren W. H. Arnolds ging es in den inklusiven Kreativkursen der Kreisvolkshochschule. Der Künstlerhof wurde dabei zum inspirierenden Lernort. In vier Workshops mit den Themen „Skulpturen aus Speckstein“, „Aquarellmalerei“, „Skulpturen aus Ton“ und „Fotografie im Künstlerhof“ hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, sich von den Werken W. H. Arnolds für das eigene kreative Schaffen inspirieren zu lassen. „Dabei sind spannende Arbeiten entstanden, die eine für die Kürze der Zeit tiefgreifende und intensive Auseinandersetzung mit dem Künstler zeigen“, sagte Torsten Denker, Leiter der Volkshochschule Landkreis Gießen.
Zu einer intensiven Beschäftigung mit W. H. Arnolds Arbeiten aus Skulptur, Malerei und Zeichnung lädt auch die Jubiläumsaustellung „Sehen lernen!“ ein. Bei der Vernissage sagte Kunsthistorikerin Dr. Susanne Ließegang: „Die unterschiedlichen Techniken machen den künstlerischen Reichtum W. H. Arnolds aus. Sein Blick und sein Handwerk reiften im Umgang mit den Bedingungen der unterschiedlichen Techniken. Daraus ergeben sich unterschiedliche Perspektiven, die auch für die Besucherinnen und Besucher wahrnehmbar sind.“ Zum Ausklang des Jubiläumswochenendes gab es bei strahlendem Sonnenschein und Musik von alten Schallplatten des Künstlers noch Kaffee und Kuchen im Hof. Die Ausstellung im Künstlerhof Arnold in Allendorf/Lumda ist aber noch bis zum Jahresende zu sehen.