Kein Trinkwasser in Frankfurter Toiletten
Die Frankfurter Toiletten dürfen nicht mit Trinkwasser aus dem Umland gespült werden, meinen Umweltverbände der Region. Ein zweites Leitungssystem mit Nicht-Trinkwasser für Toiletten, Außenanlagen, Waschmaschinen, Klima- und Sprinkleranlagen müsse in Frankfurt geschaffen werden, fordern Cécile Hahn von der Schutzgemeinschaft Vogelsberg, Anne Archinal von der AG ‚Rettet den Burgwald‘, Jörg Nitsch vom Bund Hessen, Gerhard Eppler vom Nabu Hessen, Jürgen Lamprecht von den Naturfreunden Hessen und Bernhard Klug von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Hessen in einem offenen Brief an den Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), den Magistrat der Main-Metropole und die Darmstädter Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid (Grüne). Der Landbote dokumentiert das Schreiben
Offener Brief der Umweltschützer
„Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Feldmann,
Sehr geehrte Damen und Herren des Magistrats der Stadt Frankfurt,
sehr geehrte Frau Regierungspräsidentin Lindscheid,
die Baugenehmigung für den Hotel- und Wohnturm „One Forty West“ in der Senckenberganlage ist erteilt. 430 Vier-Sterne-Hotelzimmer, zwei Restaurants und 187 Wohnungen soll der 140 m hohe Koloss beherbergen – allein für die Toilettenspülung dürften hier pro Jahr ca. 10.000 Kubikmeter Wasser verbraucht werden – das entspricht dem Verbrauch von ca. 350 4-Personen-Haushalten.
Auf dem Honsell-Dreieck im Hafenpark werden 600 Eigentums- undMietwohnungen, Geschäfte, eine Kita und ein Scandic-Hotel mit 500 Zimmern gebaut. Geschätzter Wasserverbrauch für die WC: ca. 20.000 m³ pro Jahr. Im „Four Frankfurt“ am Roßmarkt sollen 4 neue Hochhäuser errichtet werden. Pro Hochhaus kann von einem WC-Wasserverbrauch von ca. 20.000 m³/Jahr ausgegangen werden. Die Reihe der wasserfressenden Frankfurter Bauvorhaben und Baustellen ließe sich beliebig fortsetzen: „Flare of Frankfurt“ an der Großen Eschersheimer, das 98 Meter hohe Wohnhochhaus „Eden“ an der Skyline Plaza, 250 Wohnungen und eine KiTa auf dem ehemaligen VGF-Gelände u.a.m. Zudem entstehen demnächst die neuen Quartiere an der Friedberger Landstraße, in Praunheim und im Nordwesten Frankfurts an der A 5…
Das Umland soll bestes Trinkwasser liefern
Und das Umland soll Millionen Kubikmeter bestes Trinkwasser liefern, um die Frankfurter WC zu spülen, um Klimaanlagen und Außenflächenbewässerungen zu bedienen? Zusätzlich zu den schon jetzt nach Rhein-Main fließenden Grundwassermengen, die angesichts des Klimawandels sehr kritisch zu hinterfragen sind? Aus Regionen, in denen das Wasser für den Naturraum, für den Wald und für die Landwirtschaft in Trockenzeiten immer knapper wird? Nein, sagen die hessischen Umweltverbände unisono, damit muss umgehend Schluss sein.
Unter Führung der Schutzgemeinschaft Vogelsberg e.V. haben sie ein Konzept erarbeitet, das endlich zwischen dem echten Bedarf an Trinkwasser und der möglichen Verbrauchsabdeckung durch Nicht-Trinkwasser unterscheidet. Denn mindestens 50 % des Haushaltswasserverbrauchs muss keine Trinkwasserqualität haben, bei Bürogebäuden und öffentlichen Einrichtungen sind dies oftmals mehr als 80%.
Und somit ist die logische Folgerung klar: Kein Trinkwasser mehr für Frankfurter Toiletten, Außenanlagen, Waschmaschinen, Klima- und Sprinkleranlagen, wo immer das technisch möglich ist. Dass dies vorrangig für alle Neubauten gilt, versteht sich von selbst. Zudem fallen hier die Kosten für ein zweites Leitungssystem, das strikt vom Trinkwasser zu trennen ist, kaum ins Gewicht. Aber auch bei Umbauten und größeren Renovierungen können die entsprechenden Verbrauchsstellen mit einer separaten Leitung nachgerüstet werden. Dass dies problemlos möglich ist, zeigen zehntausende von Praxisbeispielen, deren größte u.a. in Frankfurt, z.B. am Flughafen, zu finden sind. In Hessen erlebten solche Installationen, die bis heute einwandfrei funktionieren, vor allem in den 90iger Jahren einen regelrechten Boom.
Doppeltes Versorgungssystem stößt auf Zustimmung
In langen und zähen Verhandlungen haben die Schutzgemeinschaft Vogelsberg und die mit ihr kooperierenden Umweltverbände erreicht, dass das doppelte Versorgungssystem auch bei den Fachbehörden und in der Politik neuerdings wieder und zunehmend auf Zustimmung stößt. So haben sich die meisten Abgeordneten des Hessischen Landtages in der Debatte vom 31.5.2017 für eine solche duale Versorgung ausgesprochen. Auch in Frankfurt selbst fällt der Gedanke offenbar auf fruchtbaren Boden. Sowohl in Presseveröffentlichungen als auch in der Podiumsdiskussion zum Tag des Wassers 2018 im Frankfurter DGB-Haus haben sich Magistratsmitglieder zum dualen Versorgungssystem bekannt. Zudem haben wir sehr viel Zustimmung auch von Fachleuten und Bürgern aus dem Rhein-Main-Gebiet bekommen. Denn schließlich ist Nicht-Trinkwasser in der Regel auch billiger als Trinkwasser.
Für Frankfurter Toiletten ist das Wasser aus dem Frankfurter Untergrund auch dann gut genug, wenn es nicht allen Bestimmungen der Trinkwasserverordnung entspricht. Wir als hessische Umweltverbände fordern Sie, die Magistratsmitglieder der Stadt Frankfurt, daher auf, umgehend einen Grundsatzbeschluss für die duale Versorgung von allen Neubauten mit Trinkwasser und Nicht-Trinkwasser zu fassen. Erteilen Sie keine Baugenehmigung mehr ohne ein separates Leitungsnetz für Betriebswasser. Erschließen Sie Neubaugebiete künftig immer mit einem doppelten Leitungsnetz, richten Sie Inselversorgungssysteme ein und verhängen Sie einen Anschluss- und Benutzungszwang für beide Netze. Damit sparen Sie enorme Mengen an Trinkwasser ein, erhöhen Ihre Eigenversorgungsquote und entlasten damit den Naturraum, der auch für Frankfurt überragende Bedeutung hat. Werden Sie Ihrem Anspruch, Frankfurt zur Green-City Europas werden zu lassen, gerecht und entlasten Sie das Umland vom kritischen Grundwasserentzug. Kooperieren Sie fachlich mit unseren Spezialisten, die seit vielen Jahren auf diesem Gebiet erfolgreich arbeiten. Wir reichen Ihnen, wie auch Ihren Nachbarn in Rhein-Main, dazu die Hand.
Ortsnahe Wasserversorgung verordnen
An das Regierungspräsidium Darmstadt, das die Aufsicht über einen verantwortungsvollen Umgang mit Wasser in Rhein-Main ausübt, richtet sich eine entsprechende Forderung der Umweltverbände. Verwirklichen Sie per Verordnung endlich die gesetzlichen Vorgaben für eine ortsnahe Wasserversorgung, die ausdrücklich das Versorgen mit Nicht-Trinkwasser einschließen. Unterstützen Sie Kommunen, die die duale Versorgung konsequent verwirklichen. Untersagen Sie größere Bauvorhaben, erkennen Sie keine kommunalen Wasserbedarfsnachweise an, sofern diese in der Wasserversorgung keine Differenzierung zwischen Trinkwasser und Nicht-Trinkwasser vornehmen. Lassen Sie nicht zu, dass sich Wasserversorger mit dem Argument der angeblichen ‚Unwirtschaftlichkeit‘ aus dieser Verantwortung stehlen. Es kommt nunmehr auf Sie als Aufsichtsbehörde an, die duale Wasserversorgung als Standard einer zukunftsfähigen Wasserversorgung durchzusetzen.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Feldmann, sehr geehrte Damen und Herren des Magistrats der Stadt Frankfurt, sehr geehrte Frau Regierungspräsidentin Lindscheid, wir alle wissen, dass uns die Auswirkungen des Klimawandels und die demografische Entwicklung gerade in der Wasserversorgung zum Handeln zwingen.
Erfolgreich kann dieses beim dualen Versorgungssystem nur sein, wenn die Kommunen als Versorgungsträger, die Planer, die Gebäudeeigner und die Wasserverbraucher an einem Strang ziehen. Dazu sind Transparenz und eine öffentliche Diskussion erforderlich. Vor allem auch um die Verbraucher für das Thema zu sensibilisieren, richten wir dieses Schreiben als offenen Brief an Sie. Wir gehen davon aus, dass eine solche Aufklärung auch in Ihrem Sinnen ist.
Auf Ihre Antworten, besonders aber auf Ihr Handeln, sind wir gespannt. Für persönliche Gespräche stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen
Cécile Hahn (SGV), Dr. Anne Archinal (AG ‚Rettet den Burgwald‘), Jörg Nitsch (BUND Hessen), Gerhard Eppler (NABU Hessen), Jürgen Lamprecht (NaturFreunde Hessen), Bernhard Klug (SDW Hessen)“
Endlich, endlich ist man aufgewacht, endlich wird es ein Thema, dass z.B. keine Toilettenspülung mehr mit Trinkwasser gespeist wird, ebenso wie die vielen Beregnungsanlagen in Villen und Häuser, Gartenanlagen ohne Brunnenbohrungen, die Obst-und Gemüsepantagen unter Folienhäuser weltweit, was mit Brauchwasserversorgung sicher möglich wäre.
Baut Entsalzungsanlagen, wenn die nicht evtl. auch wieder irgendwelche Nachteile haben sollten (sonst gäb es mittlerweilen mehr und man würde darüber berichten)
Spanien ist ist ebenso ein „Verprasser“ an Trinkwasser und verbotenen Spritzmitteln für seine Treibhäuser.
Boikottiert solche Länder, man muss im Winter weder Erdbeeren noch Weintrauben etc. kaufen. Es gibt genug Wintergemüse und Obst aus eigenem Land.
Man muss es nur wollen.
Dazu gehört natürlich, dass man auch an die Vernunft appelliert, nicht länger als 5 Minuten duscht; dies ist möglich und ausreichend.
Das muss schon in frühester Kindheit anfangen, dass die Eltern darauf achten; hier kann dann schon die Wasserspar-Erziehung anfangen.
Die „billige“ Ausrede, man könne sich finanziell ja jeden Trinkwasserverbrauch leisten, darum geht es nicht.
Auch wenn der Literpreis für das kostbare Wasser steigen wird, und dies wird wohl unumgänglich sein, spart bitte am Trinkwasser.
Irgendwann werden Kriege um das kostbare Nass geführt. Wäre dies nicht entsetzlich?
Z.B. hat Israel für die Bewohner kaum Trinkwasser, aber Treibhäuser so weit das Auge blicken kann. Wacht auf!!!