Bäumen geht es schlecht wie nie
von Bruno Rieb
Wer in diesen merkwürdigen Tagen durch Wald und Flur spaziert, sieht viele abgestorbene, abgebrochene, entwurzelte, umgestürzte und kranke Bäume. Dem Wald geht es so schlecht wie nie, seit die Waldschäden systematisch erfasst werden. Die Bäume leiden mindestens so sehr unter Trockenheit und Klimawandel wie der Mensch unter dem Coronavirus.Zwei zu trockene Sommer
„Wir dürfen in der Coronakrise die Wald- und Klimakrise nicht vergessen“, mahnt der Vorsitzende des Bundes Deutscher Forstleute (BDF) Ulrich Dohle. „Unserem Wald geht es schlecht. Genauer gesagt, es ging ihm seit Beginn der Erhebungen im Jahre 1984 noch nie so schlecht“, stellt Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in ihrem Vorwort zur Waldzustandserhebung 2019 fest. Der Wassermangel in zwei aufeinanderfolgenden zu trockenen Sommern hat die Bäume massiv geschwächt. Klöckner: „Diese extremen Witterungsverhältnisse in Verbindung mit Schädlingen und Krankheiten führten nicht nur zu einem schlechten Kronenzustand, sondern auch zu akuten Schäden. Viele Bäume haben im Frühjahr 2019 nicht mehr ausgetrieben oder sind im Laufe des Sommers abgestorben. Darunter auch viele Laubbäume wie die Buche.“
Der Borkenkäfer freut sich
Das sind Bedingungen, die Borkenkäfer lieben. Gesunde Bäume können sich gegen den gefräßigen Käfer wehren. Kranke nicht. Hessen-Forst hat bereits Alarm geschlagen: 2020 sei mit einer massiven Vermehrung des Borkenkäfers zu rechnen. Vor allem die Fichte werde betroffen sein. „Alles spricht dafür, dass sich der Borkenkäfer wieder massenhaft vermehrt. Wir rechnen auch in diesem Jahr mit vielen weiteren absterbende Bäumen“, sagt der Leiter des Landesbetriebes Michael Gerst. Die Förster wollen frisch befallene Bäume so schnell wie möglich aus dem Wald bringen.
Der Zustand der Kronen hat sich bei allen Bäumen verschlechtert, wird in der Waldzustandserhebung festgestellt. Noch nie seit Beginn der Erhebung sei der Anteil der Bäume ohne Kronenverlichtung so gering gewesen. Zwischen 2018 und 2019 seien „überdurchschnittlich viele Bäume abgestorben“.
Nicht nur den Bäumen im Wald geht es schlecht, auch Obstbäume leiden unter dem Klimawandel. Vor allem Hochstämme geben oft ein trauriges Bild ab. Und sogar an den Ufern von Bächen und Flüssen sind viele umgestürzte, abgebrochene und abgestorbene Bäume zu sehen.