Domino ausgezeichnet
Das Wohnprojekt Domino ist mit dem Umweltpreis der Stadt Gießen ausgezeichnet worden. Die Genossenschaft hat in der ehemaligen Dulles-Siedlung eine Anlage geschaffen, die für Mensch und Tier einen vielfältigen und anregenden Lebensraum bietet. Der mit 1000 Euro dotierte Preis wird seit 1991 für nachhaltige Umwelt- und Naturprojekte verliehen. Für den Umweltpreis 2018 waren sechs Bewerbungen eingegangen.
Den Alltag teilen
Hinter der Abkürzung Domino (Dorf mit neuer Orientierung) steht eine Gemeinschaft, in der sich Menschen im Sinne einer Wahlfamilie zusammengefunden haben. Im Kern des Projektes steht keine bestimmte Ideologie, vielmehr geht der Ursprung auf freundschaftliche Beziehungen zurück und den Wunsch, mehr Alltag miteinander zu teilen. Die Gemeinschaft lebt von der Vielzahl unterschiedlicher Auffassungen und den Lebensentwürfen ihrer Mitglieder.
2011 erwarb die Gemeinschaft, die sich genossenschaftlich organisierte, einen Wohnblock in der ehemaligen amerikanischen Siedlung und damit auch Grundbesitz von etwa 4500 Quadratmeter. Das Grundstück war eine klassische Anlage mit Parkbäumen, einigen Gebüschen, Ziergehölzen und weiten Rasenflächen. Der Untergrund ist vermutlich aufgeschüttet und auch stark verdichtet. Die 13 Mietparteien hatten sehr unterschiedliche Vorstellungen von einem „schönen grünen“ Garten, erzählt Elke Hochgesand. Die Biologin hatte von Anfang an das Ziel, ihre Mitstreiter für die Gestaltung einer reich strukturieren Anlage zu begeistern. Ein Ort, der für Erwachsene, Kinder, Insekten, Fledermäuse, Igel oder
anderes Getier, gleichermaßen einen anregenden Lebensraum bietet. Schnell fanden sich Gleichgesinnte innerhalb der Gemeinschaft, die sie darin unterstützten und mit anpackten. So wurden gemeinschaftlich naturnahe Anlagen von Terrassenhängen angelegt, Balkone insektenfreundlich begrünt und für die Außengrenzen, Sträucher, Kräuter oder Benjeshecken, statt hoher Zäune, eingesetzt. Ein großer Nutzgarten mit einem Gewächshaus gehört genauso zur Anlage, wie ein Trockenbeet, Totholzhaufen und Kompostmieten. Besonders schwierig war es auf dem schlechten Untergrund Gebüsche für dichte Vogelhecken (zum Brüten) anzusiedeln, da das Wachstum extrem langsam sei, erklärt Elke Hochgesand. „Doch jetzt, nach fast sieben Jahren, können wir langsam erste Erfolge erzielen“.
Die Kinder halten seltene Hühner
Ein zweiter Schwerpunkt bei der Gestaltung der Außenanlage war es, den Kindern des Hauses ein Gelände anzubieten, auf dem sie nicht nur spielen, sondern auch eigene Naturerfahrungen sammeln können. Seit dem letzten Jahr haben sie mit Unterstützung von einigen Erwachsenen sogar ihr eigenes Projekt entwickelt: die Haltung von Hühnern. Ausgesucht haben sie sich eine Rasse, die 1994 zur „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres“ erklärt worden war. Jetzt leben vier von ihnen auf dem Dominogelände und sorgen auch dafür, dass einige sich wöchentlich über ein leckeres Frühstücksei freuen können.
Ein schöner Nebeneffekt, auch für Elke Hochgesand. Im Vordergrund steht für sie und ihrer Mitstreiter jedoch die Vielfalt. Denn Vielfalt, so Hochgesand, erzeugt Vielfalt. Dazu braucht sie aber Entfaltungsraum. Im wahrsten Sinne des Wortes, aber auch im übertragenen Sinne.