Neun Kilometer um Wöllstadt herum
Ab Mitte August 2017 wird die längs durch Deutschland führende Bundesstraße 3 ein wenig schneller. Auf neun Kilometern umfahren die Autos dann die beiden Ortsteile von Wöllstadt südlich von Friedberg im Wetteraukreis. Das kostet gut 45 Millionen Euro, löst aber längst nicht alle Verkehrsprobleme.
Umgehungsstraße B3

Der historische Moment war eigentlich für den 21. Juli um 11 Uhr geplant. Dann sollte die seit Jahrzehnten geplante und seit 2012 im Bau stehende Umgehungsstraße auf der Anhöhe zwischen Friedberg und Ober-Wöllstadt freigegeben werden. Doch wenige Tage vorher luden die Bau-Koordinatoren von der bundeseigenen Firma Deges den Staatssekretär Rainer Bomba aus dem Bundesverkehrsministerium und die Landesministerin Lucia Puttrich aus. Sie können wohl erst zwischen dem 14. und 18. August das rot-weiße Flatterband durchschneiden und auf die nagelneue Bundesstraße anstoßen. Zu viele Restarbeiten seien noch offen, sagte Projektleiterin Andrea Prangen. Auf vielen Stellen der Trasse sind noch Bagger, Radlader und Asphaltier-Maschinen unterwegs.
Die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Bundesstraße 3 ist 755 Kilometer lang. Sie beginnt im Buxtehuder Ortsteil Ovelgönne, führt über Celle, Hannover, Göttingen, Kassel, Marburg, Gießen, Frankfurt am Main, Darmstadt, Heidelberg, Karlsruhe, Baden-Baden, Offenburg und Freiburg in den Südwesten der Bundesrepublik und endet bei Weil-Otterbach an der Grenze zur Schweiz, wo sie als Hauptstraße 3 und 7 nach Basel weiterführt.
In der Mitte Hessens wendet sich die neue gebaute Nord-Süd-Achse in einer langen S-Kurve östlich um Ober-Wöllstadt und westlich um Nieder-Wöllstadt herum. Zwischen beiden Ortsteilen ist die Anbindung an die B45 entstanden. Die wird von Ilbenstadt kommende Autos über eine neue Bahnbrücke nördlich um Nieder-Wöllstadt herum nach Friedberg oder Karben führen.

Ab August werden täglich 20 000 und mehr Fahrzeuge einen Bogen um die 6200 Einwohner von Ober- und Nieder-Wöllstadt machen. Die schnelle Nord-Süd-Achse ist 9,1 Kilometer lang. Der Bund investiert rund 45 Millionen Euro in das Bauwerk. Geopfert wurden dafür auch rund 30 Hektar besten Ackerbodens
Die Bundesstraße 3 verläuft parallel zur A5. So wird sie stets dann zur Umleitung, wenn auf der Autobahn wegen eines Unfalls oder Bauarbeiten der Verkehr stockt. Auch wenn die Straßenbaubehörden dies bestreiten, ist das ein Argument für den Ausbau der Bundesstraße. Schon vor Jahrzehnten wurde sie südlich von Gießen bis vor Butzbach vierspurig verbreitert und ist faktisch eine Autobahn. Anfang des neuen Jahrtausends kam die neue Ostumfahrung von Bad Nauheim hinzu. Dann folgte die Friedberger Westumfahrung. Und nun kommt die Verlängerung um Wöllstadt herum bis kurz vor Karben, wo die B3 bereits außerhalb aller Orte verläuft.
Das ändert sich für Autofahrer
Autofahrer, die auf der B3 von Karben nach Friedberg und weiter in den Norden und Osten wollen, werden ab Mitte August 2017 automatisch auf die neue Strecke geleitet. In kürzester Zeit kommen sie auf die Anhöhe vor dem Gewerbegebiet Süd in Friedberg. Wer allerdings von Okarben in die Straßen von Nieder-Wöllstadt strebt, hat in den nächsten drei Monaten längere Wege. Die Anbindung ist noch nicht fertig. Nach Nieder-Wöllstadt kommt man über die neue B3 in einem weiten Bogen, zwischen den Ortsteilen hindurch. Erst kurz vor Ilbenstadt kann man die neue B3 verlassen und dann über die Ilbenstädter Straße nach Nieder-Wöllstadt fahren.

Pendler aus dem Raum Altenstadt können die A5 im Herbst für drei Monate nicht über den Rosbacher Stadtteil Rodheim erreichen. Denn die Bauarbeiter sperren in dieser Zeit die L3204 zwischen Rodheim und dem Südrand Nieder-Wöllstadts, um die Anbindung an die neue B3 zu bauen. Die Alternativroute zur Autobahn-Auffahrt Friedberg verläuft über Friedberg und die B455. Weil dort die Autobahnbrücke saniert wird, ist freilich die Fahrt von Köppern und von der Autobahn aus nördlicher Richtung nach Friedberg noch bis Mitte August gesperrt. Die Umleitung ist zehn Kilometer lang.
Wer von Ilbenstadt zur Autobahn will, muss sich ab Mitte August nicht mehr durch Wöllstadt quälen und dann über die K11 fahren. Die Anbindung der B45 führt die Autos auf die neue B3. Wer dann nördlich in Richtung Friedberg fährt, ist schnell auf der B455 in Richtung Rosbach und Autobahn. Die Fahrt über Ober-Wöllstadt wird umständlicher. Denn die Anbindung von der neuen B3 an die alte Strecke zwischen beiden Ortsteilen wird erst Anfang 2018 fertig. Die Ortsdurchfahrten werden verkehrsberuhigt und schmaler.
Eine Ortsdurchfahrt bleibt stark belastet
Bislang ist die Kreisstraße 11 von der Autobahn über Ober-Wöllstadt ein Einfallstor für den West-Ost-Verkehr über Friedberg-Süd in die nordöstliche Wetterau. Das wird vorerst so bleiben, denn nach Norden führende Gießener Straße in Ober-Wöllstadt bleibt noch unangetastet. Der tägliche Nachmittags-Stau für die nach Hause strebenden Pendler auf der Homburger Straße wird sich auflösen. Denn die Links-Abbiegung auf die Gießener Straße Richtung Friedberg hat künftig Vorfahrt. Die Gießener Straße im alten Kern Ober-Wöllstadts kann frühestens 2019 verkehrsberuhigt werden, so Bürgermeister Adrian Roskoni. „Wir sind gerade in den Vorplanungen.“ Der Kreis als Besitzer der hier von der B3 zur K11 abgestuften Straße strebt freie Fahrt in der engen Durchfahrt an. Der Bürgermeister plant dagegen zwei Engstellen und für die Fußgänger erstmals einen Bürgersteig. 2018 werden Verkehrszählungen an der Gießener Straße stattfinden, so Roskoni. Und wenn dort zu viele Lastwagen fahren, sei ein Nachtfahrverbot oder gar ein komplettes Verbot für Autos über 7,5 Tonnen machbar. Die „alte“ B3 von Ober-Wöllstadt nach Friedberg soll im Frühjahr 2018 enger werden und auf der Westseite einen Radweg bekommen.
Dieser Satz eine Frechheit:
„Wer von Ilbenstadt zur Autobahn will, muss sich ab Mitte August nicht mehr durch Wöllstadt quälen und dann über die K11 fahren. Die Anbindung der B45 führt die Autos auf die neue B3. Wer dann nördlich in Richtung Friedberg fährt, ist schnell auf der B455 in Richtung Rosbach und Autobahn.“
Wer von Richtung Ilbenstadt über Rosbach auf die A5 fährt, fährt seit dem Rückbau des Shortcuts fast bis nach Friedberg und dann direkt parallel wieder zurück nach Niderwöllstadt, um nach Rosbach zu kommen.
Eine Schikane die äußerst ärgerlich ist.