Grüner Landratskandidat

Zebunke dreht in der Wetterau auf

Von Klaus Nissen

Der Grünen-Kandidat Thomas Zebunke ist Triathlet und fest entschlossen zu gewinnen. Er arbeitet im Wiesbadener Umweltministerium und will als Landrat die Wetterau von der Fixierung auf Frankfurt lösen.

Grüner will Landrat werden

Gruppenbild mit Grünen in der Roten Pumpe: von rechts Helmut Betschel, der Kandidat Thomas Zebunke, Rudi Mewes vom Kreisvorstand (alle aus Friedberg) und die Kreistags-Fraktionschefin Sylvia Klein aus Büdingen. Foto: Nissen

Am 4. März ist ein Job mit gutem Gehalt und großen Gestaltungsmöglichkeiten zu vergeben. Der seit Jahresbeginn vakante Posten des Wetterauer Landrats ist laut Gehaltstabelle mit 9394 Euro plus Familienzuschlag besoldet. Wer die Direktwahl gewinnt, kann sechs Jahre lang die Dezernate in der Kreisverwaltung nach eigenem Gutdünken verteilen und mitbestimmen, in welche Richtung sich der Landkreis entwickelt. Bewerber sind die Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch (SPD), der Erste Kreisbeigeordnete und kommissarische Landrat Jan Weckler (CDU), der junge Butzbacher FDP-Politiker Daniel Libertus – und der Grüne Thomas Zebunke aus Friedberg. Der stellte am Mittwoch in der Nieder-Mörlener Straußwirtschaft „Rote Pumpe“ sein Programm vor. Mit einem grünen Schal um den Hals.

Thomas Zebunke stammt aus dem Bergischen Land, arbeitete nach dem Studium seit 1980 im Wetterauer Umweltamt. Später wurde er Landesbeamter. Momentan ist der 56-Jährige im Umweltministerium für Qualitätsmanagement, Marketing und Förderung des Ökolandbaus zuständig. In der Freizeit spielt er gerne Saxofon und nimmt an Triathlon-Wettkämpfen teil. Seit 15 Jahren lebt er mit Frau und Tochter in Friedberg. Schon 1986 sei er Grünen-Mitglied geworden, berichtete Zebunke. Erst 2016 stieß er zur siebenköpfigen Kreistagsfraktion. Lange Jahre blieb er politisch im Hintergrund.

150 Plakate, 20 Veranstaltungen

Jetzt aber nicht mehr. In den nächsten Tagen werden an den Bundesstraßen zehn Groß-Plakate mit dem Slogan „Wechsel in der Wetterau“ und dem Abbild des schlanken, grauhaarigen Mannes auftauchen. Etwa 150 kleiner Plakate will Zebunke mit seinem Team kleben. Und gut 20 Veranstaltungen besuchen.  Die Bekanntheit seiner Konkurrenten von SPD und CDU könne er damit nicht erreichen, räumt Zebunke ein. Die betrieben ja schon seit eineinhalb Jahren in ihrer Dienstzeit als Kreisbeigeordnete mit Hilfe der Kreis-Presseabteilung intensiven Wahlkampf. Trotzdem glaubt der 56-jährige Grüne an seine Chance, nach der Stichwahl am 18. März Landrat zu werden.

Was will er dann tun? Andere Prioritäten setzen. Die Spaltung der Wetterau in den Westen und den Osten wieder verringern.  Die Handwerker-Ausbildung an der Niddaer Berufsschule müsse zum Beispiel eher gestärkt als gestrichen werden. „Alles zieht nur noch nach Frankfurt“, klagte Zebunke. Gerade die östliche Wetterau brauche mehr eigene kleine Wirtschaftskreisläufe.

„Wir haben zugewanderte Einwohner, die viele Themen vermissen“, sagte der Kandidat am Mittwoch außerdem. Es müsse viel mehr beim Schulbau und bei der Schulsozialarbeit passieren, assistierte der vor Jahresrist abgewählte Grünen-Sozialdezernent Helmut Betschel. Der Wohnungsbau sei wichtig, sagte Zebunke. Aber nicht auf den fruchtbaren Äckern entlang der Autobahnen und Bundesstraßen im Westen des Kreises. Lieber im Osten, wo noch viel bestehender Wohnraum aufzuwerten sei und freie Ex-Gewerbeflächen umgewandelt werden können. Dass wie von Jan Weckler (CDU) behauptet noch 30 000 Menschen in die Wetterau ziehen, glaubt Zebunke nicht. Es kämen weniger. Grundsätzlich brauche der Kreis mehr Eigen-Entwicklung. Er sollte sich nicht dauernd an der Großstadt Frankfurt orientieren. Die vom scheidenden Landrat Joachim Arnold (SPD) angekündigte Kreis-Wohnungsbaugesellschaft findet Zebunke gut.

Rewe-Logistikpark ist schädlich

Heftigen Widerstand verspricht er dem Ansinnen des Supermarkt-Konzerns Rewe und der SPD-regierten Gemeinde Wölfersheim, ein Logistikzentrums bei Wölfersheim zu bauen. Das zehn Hektar große und bis zu 35 Meter hohe Lagerhaus bringe weder zusätzliche Arbeitsplätze noch mehr Steuergeld in den Kreis. Aber zusätzlichen Verkehr. Zebunke: „Die Lastwagenfahrer sind angewiesen, nicht auf die Autobazhnen zu fahren, um Maut zu sparen.“ Statt Rewe würde der Grünen-Kandidat lieber ein Forschungsinstitut des Bundes zur Klimafolgen-Abschätzung für die Landwirtschaft in der Wetterau ansiedeln. Davon könnten die Landwirte stark profitieren, meint er. Außerdem unterstützt Zebunke Initiativen der „Solidarischen Landwirtschaft“, bei denen sich die Verbraucher ihre Lebensmittel direkt bei den Bauern holen.

Weitere Themen transportiert der Kandidat auf der eigenen Webseite http://thomaszebunke.de, auf der Seite der Wetterauer Grünen. Facebook ist nicht seine Sache – umso fleißiger postet Zebunke auf Twitter und Instagram.

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