Mehr Skepsis als Vertrauen
Hundert Zuhörer waren da, als Kuratoriums-Vorsitzender Dr. Martin Worms jetzt über die Zukunft vom Sprudelhof sprach (siehe weiterer Artikel). Im Anschluss an seine Schilderungen zu den Instandsetzungsarbeiten stellten die Besucher Fragen: Viele bezogen sich auf die geplante Wohnbebauung – die meisten kritisch, aber nicht nur. Eingeladen hatte die Bad Nauheimer CDU, Ort war das Badehaus7.
Frage nach Parkplätzen
Zuhörerin Dr. Ulla-Ira Stamm erklärte, sich eine touristische Anlaufstelle im Sprudelhof zu wünschen, wo sich die Gäste informieren können. Staatssekretär Worms unterstrich, die Anregung gern entgegenzunehmen, da das touristische Interesse vermutlich zunehmen werde. FDP-Stadtverordnete Britta Weber fragte, ob die Verantwortlichen den Bedarf an Parkplätzen errechnet hätten. Wie Worms erwiderte, betreffe das die Frage des Gesamtkonzepts. An dieser Stelle mache es Sinn, die innerstädtische Diskussion abzuwarten, sagte er.
„Was ist mit Theater?“
Eine Dame wollte wissen, was mit dem „schönen Theater“ passiere. „Wo bleibt das?“, fragte sie. Die Antwort lautete: Im Behälterraum zwischen Badehaus 3 und 4. „Dort wird eine Bühne errichtet, mit Zugang über das Badehaus 3“, erläuterte CDU-Stadtverordneter Sebastian Schmitt.
Anregung Fitness-Studio
Der ehemalige Stadtmarketing-Chef Ulrich Schlichthaerle regte ein „finanziell lukratives“ medizinisch-therapeutisches Trainingszentrum im Badehaus 6 an. „Vereinfacht gesagt ein Fitness-Studio, allerdings ärztlich geleitet, mit Fachleuten und Therapeuten.“ Wie Schlichthaerle weiter ausführte, müsse der Kurbetrieb so attraktiv sein, dass er als einheitliche Marke nach außen getragen werde. „Ziel: vielleicht auch Berliner und Hamburger unter dem Stichwort Sprudelhof herholen.“
Ein solches Angebot bei gleichzeitiger Anbindung an die Therme sei ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber sämtlichen Fitnessstudios im Rhein-Main-Gebiet. Wie Staatssekretär Worms dazu meinte, müsse man allerdings an die Parkplätze denken, „wenn Sie sämtliche Fitness-Studios im Rhein-Main-Gebiet austrocknen wollen“. Schlichthaerle gab daraufhin zu bedenken, dass viele Kurorte überhaupt keine Autos mehr einließen, sondern Gästekarten für die kostenlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ausgäben.
„Geheimbehörde“ im Sprudelhof?
Dr. Erik Meyer von der Bürgerinitiative „Rettet den Sprudelhof“ fragte, wieso das Kuratorium „quasi als Geheimbehörde“ hinter verschlossenen Türen tage. „Warum ist niemand vertreten, der auch eine kritische Meinung äußern kann?“ Zu einem Denkmal gehöre das Umfeld. „Wenn wir über den Sprudelhof diskutieren, müssen wir auch darüber sprechen.“
Worms entgegnete, dass jeder Aufsichtsrat nichtöffentlich tage. Es mache Sinn, sich erst einmal in kleinem Kreis darüber klarzuwerden, wohin die Reise gehe. Dies geschehe unter den Eigentümern, die dabei den Sachverstand Bad Nauheimer Bürger und Mandatsträger einbezögen. Die Vorschläge stelle das Gremium anschließend zur Diskussion.
Appell zu vertrauen
Klaus Ritt (Bürgerinitiative Pro Gesamtkonzept Sprudelhof) appellierte, gewählten Vertretern und der Rathausverwaltung ein Vertrauen zu geben. „Diese können Sachthemen viel besser überblicken als wir als Privatperson“, sagte er. Es gehe um eine wichtige Entscheidung: um den Sprudelhof mit allen Problemen, aber auch dem Wiederherstellen seiner Zukunftsfähigkeit. Ritt: „Viele Bürger in Bad Nauheim waren froh über die positive Resonanz ihrer gewählten Politiker.“ Dazu gehörten alle Parteien, was eine seltene Sache in Bad Nauheim sei. Das Umfeld des Sprudelhofs sei wichtig für die Zukunft der Stadt. „Warum soll eine moderne Kultur eine alte traditionelle Kultur nicht stützen?“, fragte er. Griffen Altes und Moderne zum Wohl der Stadt ineinander, sei dies ein entscheidender Punkt.
Zuhörer Edgar von Neufville widersprach Ritt: „Wir wissen aus der Geschichte, dass viele gewählte Personen sehr viel Unsinn gemacht haben.“ Die Therme sei zu unterstützen, die Wohnbebauung aber unnötig wie ein Kropf, meinte Neufville.
„Saison 2019 bekommen Sie hin“
Robert Garmeister (Förderverein Theater Alte Feuerwache TAF) wollte wissen, ob das Land bereit sei, eventuelle Mehrkosten für den Umbau des Badehauses 2 zur Sauna tragen. Denn die veranschlagte Summe von 18 Millionen Euro werde sich seiner Schätzung nach verdoppeln. Zweite Frage: „Wann muss das TAF das Badehaus 2 verlassen?“ Wie Worms erwiderte, werde er alles daran setzen, das Ganze kosten- und termingerecht abzuwickeln. Sollte es zu Kostenüberschreitungen kommen, werde man sich Gedanken über einen sachgerechten Umgang damit machen.
Zur Frage des Auszugs aus dem Badehaus 2 stellte Frank Thielmann (Stiftung Sprudelhof) dem TAF in Aussicht, die Spielzeit 2019 noch hinzubekommen. „Aber ob Sie das Weihnachtsspiel 2019 und die Saison 2020 noch hinkriegen, kann ich Ihnen frühestens in einem halben Jahr sagen.“
Kontinuität gewährleistet
Der stellvertretende TAF-Vorsitzende Wolfgang Sünkel erinnerte an den Weggang der ehemaligen Kuratoriums-Vorsitzenden Dr. Bernadette Weyland, da sie als Oberbürgermeisterin in Frankfurt kandidiert hatte. „Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie nach der Wahl noch da sind – ohne dass erst wieder ein Nachfolger ernannt werden muss?“, wollte er von Worms wissen. Jener betonte, politischer Beamter zu sein. Jederzeit könne man ihn ohne Angabe von Gründen in den einstweiligen Ruhestand versetzen. Er sei sich aber ziemlich sicher, dass Kontinuität im Kuratorium gewährleistet sei.
Verweis auf Bürgerentscheid
Anne Schneider (BI Rettet den Sprudelhof) fragte Worms, wie er zum Umgebungsschutz des Denkmals Sprudelhof stehe. Jener wies auf die Einschätzung des Landesdenkmalamts zu dem Gesamtkonzept mit Wohnbebauung hin. In Bad Nauheim würden letztlich die Bürger per Abstimmung entscheiden, was sie wollen, nachdem das Konzept erstellt worden sei.
Charme und Schönheit
Ein Neubürger betonte, sich in Bad Nauheim sehr wohlzufühlen: „Diese Stadt hat einen Charme und eine Schönheit, wie man sie selten findet.“ Der Grünbereich um den Sprudelhof gehöre für ihn mit zum Gesamtkonzept. „Wenn die Leute, die damals den Sprudelhof konzipiert haben, gewollt hätten, dass irgendwelche wohlhabenden Menschen im Außenbereich um diese Ringwallanlage einen schönen Blick auf den Sprudelhof haben – dann wäre das damals schon so gebaut worden.“
Ein Gedanke zu „Sprudelhof“