Pogromnacht

Gedenkrundgang in Friedberg

Das Friedberger Jugendzentrum Junity erinnert gemeinsam mit der Antifaschistischen Bildungsinitiative mit einen von Jugendlichen vorbereiteten Gedenkspaziergang am Abend des 9. November 2020 an die Pogromnacht, die 1938 der Auftakt zur systematischen Verfolgung und Ermordung der Juden in Deutschland war. Die Initiatoren der Gedenkveranstaltung haben einen Weg gefunden, entsprechend der gesetzlichen Coronavorgaben zu gedenken.

Ehemalige jüdische Geschäfte

In den vergangenen Jahren waren stets zwischen 70 und 100 Bürger zu den Gedenkveranstaltungen gekommen. Diesmal wurden alle Redebeiträge, Gedichte und eine Einführung vorab aufgenommen und lassen sich von der Homepage junity.de auf das Smartphone herunterladen.

„Der Rundgang beginnt vor der Burg und folgt der Kaiserstraße auf dem westlichen Gehweg. Inhaltlicher Schwerpunkt sind in diesem Jahr die ehemaligen jüdischen Geschäfte auf der Kaiserstraße“, teilen die Veranstalter mit. Einzelne Geschäfte und die Biografien der Inhaber werden vorgestellt. Die Informationen zu den Geschäften werden durch Gedichte unterbrochen. Um den Ort der Geschäfte zu markieren werden am kommenden Montag Schärpen um die Bäume vor einzelnen ehemaligen Geschäften gelegt, die mit dem Namen der Geschäfte versehen sein werden.

Masive Übergriffe gegen Juden

Wendepunkt ist das ehemalige Schuhhaus Ehrlicher, Kaiserstraße 115. Zurück geht es auf der östlichen Seite und über die Usagasse zur Judengasse, wo vor der ehemaligen Lederhandlung Josef Kahn die letzte Station vor dem Synagogenplatz ist. „Hier und in einigen anderen Straßenzügen mit jüdischer Bevölkerung kam es in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zu massiven Übergriffen. Juden wurden durch die Straßen geprügelt, Geschäfte und Wohnungen zerstört und die Synagoge verwüstet und in Brand gesteckt“, berichten die Veranstalter.

Der Synagogenplatz selbst wird von 15 bis 19 Uhr geöffnet sein, um der etwa 300 jüdischen Einwohner zu gedenken, die 1933 in Friedberg zu Hause waren.

Der Gedenkgang ist eine Veranstaltung der Antifaschistischen Bildungsinitiative e.V. und der Jugendfreizeiteinrichtung Junity. Der Stadtjugendring Friedberg, das Wetterau Museum, „Demokratie leben!“ Wetterau, das evangelische Dekanat Wetterau, Fridays For Future Friedberg/ Bad Nauheim als auch die Linksjugend solid Wetterau sind Unterstützer.

Ein Gedanke zu „Pogromnacht“

  1. In Giessen wurde am 9. November mit einer Kranzniederlegung durch „reale“ Menschen an die Pogrome erinnert. Um 17 Uhr hatten sich etwa 200 Personen um den Gedenkstein vor der Kongresshalle locker gruppiert. Dort stand bis 1938 eine der beiden Synagogen, die am 9. November durch die Nazis zerstört wurden. Die Rede der Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz war für mich am beeindruckendsten. Sie zitierte die ungarische Denkerin Agnes Heller, die den Holocaust überlebte und 2019 mit 90 Jahren starb. Heller hatte vor der Gleichgültigkeit gewarnt. Nur wenn Menschen die Vergangenheit nicht erinnern und auch gleichgültig sind gegenüber dem, was aktuell um sie passiert, hat das Böse erneut eine Chance.

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