Radcorso erreicht Gießen
von Ursula Wöll
Das ‚Empfangskomittee‘ aus etwa 150 Personen aus dem Gießener „Future-Spektrum“ empfing die Radlergruppe mit Hochrufen. Etwa 30 Radfahrer hatten sich in Leipzig auf den Weg gemacht, um an den 5. Geburtstag des Pariser Klimaabkommens am 12. Dezember 2015 zu erinnern. Am 9. Dezember 2020 wollen die Radler in Brüssel eintreffen. Dort beraten am 10. und 11. Dezember die europäischen Regierungschefs und -chefinnen und befassen sich auch mit dem Klimawandel.Erderwärmung auf unter 2 Grad begrenzen
Vor fünf Jahren vereinbarte die globale Staatengemeinschaft in Paris, dass die Erderwärmung auf „deutlich unter 2 Grad gegenüber vorindustriellen Werten“ begrenzt wird. So gut wie alle 195 Staaten der Erde, alle in der UN, erkannten die Übereinkunft an. „Am 12. Dezember 2015 wurde in Paris Geschichte geschrieben“ und „Erfolgreicher Klimaschutz erfordert eine umfassende Transformation“, stellt der Berliner Umweltminister richtig fest. Wogegen Trump 2017 den Austritt der USA ankündigte, was durch seine Abwahl auf eine kurze Verrücktheit zusammenschnurrt. Viele Studien stellen sogar fest, dass das 2 Grad-Ziel nicht ausreicht, sondern die Gefahr des Kippens der Erderwärmung beinhaltet. Erst eine Obergrenze von 1,5 Grad werde Dürren, Starkregen, Stürme und Anstieg des Meeresspiegels beherrschbar machen.
Bislang sieht es so aus, dass global nicht einmal das 2 Grad-Ziel erreicht wird. Eine künftige Lebensbedrohung, die vor allem den jüngeren Leuten Energie und Engagement verleiht. Während ich schon nach einer halben Stunde auf dem Berliner Platz erbärmlich fror, wurden die Abgesandten der ‚Students for Future‘, der ‚Science for Future‘ und anderer Klimagruppen kein bischen durch das Ekelwetter gehindert, munter Parolen zu rufen und Fahnen zu schwenken. „Danni bleibt“ und „Wald statt Asphalt“ hörte und sah ich am häufigsten. Kein Wunder bei der räumlichen Nähe des Danni von etwa 50 Kilometern. Auch die Radlergruppe hatte vor ihrem Stopp in Gießen den Umweg über Dannenrod gemacht. Um das zivile Engagement für den Klimaschutz zu würdigen. Denn auch wenn der Wald so gut wie verloren ist, wird er eine symbolische Bedeutung in den Geschichtsbüchern behalten.
Klimaschutz ist die beste Medizin
Viele der Gießener Future-Leute trugen weiße Kittel, waren also ÄrztinnenInnen oder PflegerInnen. Auch das Schild „Klimaschutz ist die beste Medizin“ machte das deutlich. Was nicht heißen soll, dass die Frau mit dem Schild „Grünkohl statt Braunkohle“ eine Gärtnerin war. In einem waren sich die 150 Leute des Begrüßungskomitees einig: Alle auf dem Platz waren in der Wolle gefärbte RadfahrerInnen. Nur ich kam mit einem Miniauto, so muss ich gestehen. Wie die Vertreterin der Gruppe „Omas gegen Rechts“ anreiste, entzieht sich meiner Kenntnis. Der Radcorso auf der Durchreise hatte eine Pappschachtel dabei, die vor Nässe gesichert transportiert wurde, und zwar in einem gescheckten und gedeckten Gefährt, das den Zug anführte. Aus dieser Schachtel wurde ein großer, zerlegter Eiffelturm aus Pappe gezaubert und schnell wieder aufgebaut. Auch ich verschönerte ihn durch das Krizzeln meines Namens, so wie viele andere, unter ihnen die Stadtverordnete und Umweltzuständige Gerda Weigel-Greilich. Wo werden die Radfahrer jetzt sein auf ihrem Weg über Wetzlar, Koblenz hin nach Brüssel? Wer mehr über das Pariser Abkommen wissen will, sehe sich das Video an:
Titelbild und Bilderstrecke: Der Fahrradcorso Leipzig-Brüssel trifft in Gießen ein. (Fotos: Thomas Römer)