Als Landei unter Spontis
Frank aus Butzbach will „da sein, wo die coolen Leute sind“ und zieht nach Bockenheim in eine WG. “ Es ist die Zeit der Startbahn-West-Demos, an der sich Frank als Glied einer Telefonkette beteiligt, worauf das Landei als vermeintlicher RAF-Terrorist ins Visier der Polizei gerät. Davon erzählt Robert Maier in seinem Debüt-Roman „Pankfurt“.
Maier hat die Zeit erlebt
Mit seinem Debüt-Roman „Pankfurt“ gestaltete Robert Maier jetzt einen unterhaltsamen Abend in Bad Nauheim. Ort war die Buchhandlung Rühs, die regelmäßig Literatur regionaler Autoren präsentiert. Inhaberin Kirsten Rühs konnte ein interessiertes Publikum begrüßen, das zunächst Sekt und Orangensaft genoss, um anschließend gespannt zu lauschen. In Maiers vergnüglichem Werk geht es um Frank aus Butzbach, der 1981 ein Studium in Frankfurt aufnimmt. Täglich muss der junge Mann mit dem Zug hin- und zurückfahren, was ihn wurmt. „Er will da sein, wo die coolen Leute sind und zieht nach Bockenheim in eine WG.“ Es ist die Zeit der Startbahn-West-Demos, an der sich Frank als Glied einer Telefonkette beteiligt, worauf das Landei als vermeintlicher RAF-Terrorist ins Visier der Polizei gerät.
„Ich habe die damalige Zeit erlebt“, berichtete der Autor, der in der Mainmetropole aufgewachsen ist, wie er auf die Idee kam. Denn Anfang der achtziger Jahre war er ebenfalls ein 20-jähriger Student. 2010 nun saß der Bad Vilbeler mit seiner Frau im Urlaub zusammen und unterhielt sich mit ihr über gemeinsame Bekannte. „Es war lustig. Meine Frau meinte: ‚Darüber müssten wir mal ein Buch schreiben.’“ Weiterer Nährboden waren die Chartshows der siebziger und achtziger Jahre, die der Autor im Privatfernsehen kopfschüttelnd angeschaut hat, „da gab es nur Disco und John Travolta – ein ganz falsches Bild“. Das wollte er richtigstellen. Maier fing mit dem Manuskript an, wobei er keine bestimmte Methodik anwandte. „Ich habe mich vom Ende des Buchs überraschen lassen und bin dadurch selber neugierig geblieben“, erzählte er dem Auditorium. Diese Vorgehensweise finde er schöpferischer. Er schrieb in der S-Bahn, wenn er auf dem Weg zur Arbeit war, und übertrug den Text abends in den PC. Fünf Jahre brauchte er, fand nach der Fertigstellung nicht gleich einen Verlag. „Wenn man noch keinen Namen hat, ist es, als schriebe man Blindbewerbungen, denn größere Verlage werden mit Manuskripten torpediert“, schilderte er. Nach vielen Versuchen und Absagen lernte er schließlich Meddi Müller kennen, den Inhaber des Charles Verlags in Frankfurt: „Er hat sich für mein Manuskript begeistert und wollte es drucken.“ Aktuell schreibt Maier am zweiten Buch, diesmal ist es ein Krimi. „Es geht um einen Frührentner, der auf eigene Faust einen Kriminalfall aufklärt“, verriet er.
Maier las mit angenehmer Stimme und verstand es, zeitlich wohldosiert vorzutragen. Das Publikum lauschte gespannt, stellte viele Fragen und applaudierte herzlich. Im Anschluss signierte der Schriftsteller Exemplare seines Buchs.
„Pankfurt“ ist im Charles Verlag unter ISBN 978-3-940387-76-9 erschienen und kostet 9,90 Euro.