Periode soll kostenlos werden
Legt die Stadt Nidda Tampons und Binden künftig kostenlos in all ihren öffentlichen Gebäuden aus? Nach der jüngsten Sitzung des Stadtparlamentes sieht es danach aus. Über die Einzelheiten soll der städtische Sozialausschuss jetzt beraten. Das beschloss das Hohe Haus mehrheitlich bei seiner jüngsten Sitzung im Bürgerhaus. Der Antrag geht auf die SPD-Fraktion zurück, Vorbild ist Schottland, aber auch andere deutsche Städte.
Nidda: SPD stellt Antrag
Preist die Werbung Tampons und Binden an, zeigen die Bilder statt des Bluts häufig eine blaue Flüssigkeit. Die Menstruation ist laut Stadtverordneter Natalie Maurer aber nicht nur ein Tabuthema und von Scham besetzt, sondern auch teuer. Wie die Sozialdemokratin im Hohen Haus ausführte, stehen Frauen vor Problemen, sofern sie sich keine Menstruationsprodukte leisten können. „Sie können nicht am sozialen Leben teilhaben und leiden somit unter Periodenarmut.“ Insofern beantragte sie, dass die Stadt künftig kostenlose Menstruationsartikel in ihren Gebäuden zur Verfügung stellt – so selbstverständlich wie Toilettenpapier und Seife.
Nidda: Vorbild schottische Studie
Maurer ging auf Schottland ein. Das dortige Parlament beschloss im November 2020, Tampons und Binden in öffentlichen Gebäuden kostenlos anzubieten. Schottland war damit das erste Land weltweit. Sie zitierte eine schottische Studie, wonach 20 Prozent der Frauen, die Menstruationsprodukte benötigen, unter Periodenarmut leiden. Während die einen die Binden und Tampons nicht ausreichend oft wechseln können, sind andere gar nicht erst in der Lage, die Produkte zu kaufen. Ähnlich sehe es in Frankreich aus, was laut Maurer Rückschlüsse auf die Bundesrepublik zulässt. Dort dürfte die Lage ihrer Ansicht nach ebenso sein.
Beitrag zu Chancengleichheit
Kostenlose Menstruationsartikel anzubieten beschrieb sie aber nicht nur als Hilfe, sondern als Beitrag zur Chancengleichheit von Mann und Frau. Maurer ging auf eine Studie ein, wonach Spenderboxen mit Menstruationsartikeln besonders dann benötigt werden, wenn die Periode überraschend früher einsetzt. Wie sich in Schottland gezeigt habe, kam es lediglich anfangs zu einem nicht sachgemäßen Gebrauch. „Dieser Effekt hat sich bald wieder gelegt.“
Ausschuss soll Einzelheiten klären
Thorsten Eberhard (CDU) signalisierte Zustimmung, der Antrag sei wichtig. Allerdings gebe es bestimmte Punkte zu klären, beispielsweise die Finanzierung. Insofern beantragte er Überweisung in den städtischen Ausschuss für Haushalt und Finanzen. Dr. Wilfried Schneider, Vorsitzender Fraktion der Bürgerliste, schloss sich diesem Vorschlag an.
Völlige Selbstverständlichkeit
Marcus Stadler (Grüne) bedankte sich ausdrücklich für den Antrag. Er meinte allerdings, an der Ausführlichkeit der Begründung zu sehen, wie weit die Gesellschaft von Gleichstellung entfernt sei. Lange Erklärungen müssten bei solch einer selbstverständlichen Sache im Grunde nicht sein, meinte er. Stadler sprach sich dagegen aus, das Thema in den Ausschuss zu geben, sondern plädierte für sofortige Abstimmung.
Mehrheit für Überweisung in Sozialausschuss
Stefan Knoche (SPD) war mit dem CDU-Vorschlag indes einverstanden, allerdings warb er dafür, den Antrag in den Ausschuss für Soziales zu überweisen. Dem folgte das Hohe Haus mehrheitlich.
Auch in Frankfurt und anderen Städten
Unter anderem hat auch Frankfurt bereits beschlossen, kostenlose Tampons und Binden in Schulen auszulegen, getragen durch Grüne, SPD, FDP, Volt und Linke. In Gießen gab es im Sommer einen Prüfauftrag an den Magistrat.