Landbote trauert um Ursula Wöll
Von Corinna Willführ
Die Redaktion des neuen Landboten trauert um Ursula Wöll, die sieben Jahre lang unsere Internetzeitung für Rhein-Main und Mittelhessen mit ihren so engagierten wie lesenswerten Artikeln bereichert hat. Landbote-Autorin Corinna Willführ hat für die Redaktion den Nachruf auf Ursula Wöll geschrieben:Was sie in ihrer Jugend fasziniert hat: Ich weiß es nicht. Manchmal hat sie, immer nur kurz, von ihren Reisen erzählt, von Begegnungen mit Menschen, in Andeutungen auch von ihren Lieben. Wir haben uns erst über die Arbeit beim Landboten kennengelernt, da war sie schon in den 70ern – und immer noch eine vehemente Streiterin für die Menschenrechte, für Gleichberechtigung, gegen Antisemitismus, gegen die Todesstrafe und gegen den Raubbau an der Natur.
So engagierte sie sich auch bei „Omas gegen rechts“, besuchte schon schwer gehbehindert das Camp im Danneröder Forst, hielt steten Kontakt zu einem zum Tode verurteilten Häftling in einem US-Gefängnis.
Es sind nur wenige Daten, die sie über ihren Werdegang bekannt machen wollte. So dass sie nach der Handelsschule und Büroarbeit Abitur auf dem 2. Bildungsweg (Abendgymnasium und Hessenkolleg), Studienabschluss als Diplom-Soziologin, dann Zweites Staatsexamen und Arbeit als Lehrerin. Heute im „Ruhestand“ und leidenschaftlich als Journalistin tätig“, wie sie als Redaktionsmitglied des Landboten schrieb.
Sie hat außerdem in der taz veröffentlicht oder in „Menschen machen Medien“, der Publikation der Gewerkschaft Verdi zum 40-jährigen Bestehen der Gefangenenzeitung „Lichtblick“ in 2009. In ihrem letzten Artikel auf dem Landboten widmete sie sich am 29. Oktober dieses Jahres dem aktuellen Büchner-Preisträger Clemenz J. Setz. Immer wieder hat sie uns, das Team des Landboten und damit auch alle Leserinnen und Leser, mit ihren Artikeln an Menschen und Ereignisse aus aller Welt erinnert, die sie in ihrem Gerechtigkeitssinn tief bewegt haben.
Was sie persönlich bewegt hat? Am Ende ihres Lebens: Die Beobachtung der Störche auf den Horsten in den Nidderauen. Und Einsamkeit – resultierend aus einer radikalen Abwehr gegenüber Kritik am eigenen Denken und der Ablehnung von Hilfe.
Ursula Wöll starb am 4. Dezember im Klinikum Wetzlar.
„Teurer Traumbusen“ gehört zu den Glanzstücken, die Ursula für den Landboten recherchiert und geschrieben hat. Der Artikel erregte Aufsehen und führt letztlich dazu, dass die Klinik die sexistisch beworbenen Busenoperationen einstellte.
Danke für den Nachruf
Doro von Ritter-Röhr🖤
Ursula Wöll war Mitglied der Initiative gegen die Todesstrafe e.V. – erst heute haben wir erfahren, dass sie nicht mehr unter uns ist, was uns mit Trauer erfüllt. Liebe Ursula, wir danken dir herzlich, dass du unseren Verein über Jahre unterstützt hast!