Spring-Park-Valley-Nachfolge beschlossen
Von Detlef Sundermann
Quadratisch, kantig und womöglich auch praktisch, so lässt sich die künftige Bebauung des ehemaligen Spring-Park-Valley-Geländes auf den einstigen Äckern am Vilbeler Stadtteil Massenheim beschreiben. Die Stadtverordneten haben den „Masterplan Bad Vilbel“ als Nachfolge für das Spring-Park-Valley-Projekt unisono zugestimmt.Die Bebauung des Geländes soll weniger in großen Komplexen erfolgen, der Nutzungsschwerpunkt Büros und eine Mikroinfrastruktur für die Beschäftigten mit Läden, Kita, Arztpraxen und Freizeit bleibt mit dem neuen Entwurf des Aachener Büros Kadawittfeldarchitektur gewahrt. Das Büro hat in der Region bereits so manchen architektonischen Markstein gesetzt, zum Beispiel mit dem Museum Keltenwelt auf dem Glauberg oder jüngst in Frankfurt mit der DFB-Akademie.
Eine dem Umfeld passendere Bebauung
Auf dem rund 15 Hektar großen Areal zwischen dem Gewerbegebiet in Massenheim und dem Wohnquartier Quellenpark war eine futuristische Bürostadt mit frei wählbaren sogenannten Co-Workingspaces für – laut damaligen Investor – mehr als 6000 Menschen in Themen-Domen und Wohnraum für 2000 Personen geplant. Die Architektur sollte in begrünten organischen Formen realisiert werden, sogar ein Landeplatz für Lufttaxis war beabsichtigt. Der Spatenstich im August 2019 stand jedoch offenbar unter einem Unstern. Die damaligen Investoren hatten sich an „Europas größtes Innovationsquartier“ (Eigenwerbung) mutmaßlich finanziell verhoben. Seit August vergangenen Jahres sind diese rund 900 Millionen Euro teuren städteplanerischen Träume endgültig vom Tisch. Wie der „Neue Landbote“ damals vom neuen Hauptinvestor, Deutsche Landentwicklung (DLE), Berlin, auf Anfrage erfuhr, waren die Pläne von Projektentwickler JP Schultheis zu Makulatur erklärt worden (die Internetseite zu dem Projekt gibt es jedoch immer noch). Eine dem Umfeld von Bad Vilbel passendere Bebauung solle nun gefunden werden, hieß es von der DLE. Das bauliche Destillat liegt nach einer mehrstufigen Projektentwicklung jetzt vor, bei der neun potenzielle Modelle entstanden. Die Planer orientierten sich bei der Gestaltung am bestehenden Bebauungsplan.
Der Entwurf „Urban Hybrid“ wurde von der Auftraggeberin zum Favorit erklärt. Demnach wird das 19 Fußballfelder große Baugebiet in drei Zonen eingeteilt. Der Kernbereich aus einer quadratischen Fläche wird im Norden und Süden je von einem Gebäudestreifen begrenzt. Die Immobilien sollen als Einzelbauten sowie als gestreckte und ringartig geschlossene Kleinensemble mit Innenhof entstehen. Eine stringente Architektur ist nicht vorgesehen. Die Stile vermischen sich sogar innerhalb eines Ensembles von kubisch Modern mit viel Glas bis hin zum schmalen, hohen Reihenhaustyp mit mittelalterlichen steilen Giebeldächern. Überragt wird das Quartier aus zumeist fünf bis sieben geschossigen Bauten von zwei rund doppelt so hohen Solitären – einer mit an einer Seite oben abgeschnittener Kante (genannt „Flatiron“), ein anderer mit einem Drehmoment im Baukörper (genannt „Hochpunkt“).
„Meilenstein für die Stadtentwicklung“
Grün an den Gebäuden und parkähnliche Flächen sollen dem Quartier ein angenehmes Mikroklima geben. Hierzu sollen auch eine künstliche Teichlandschaft beitragen. Von der Gesamtfläche werden laut Kadawittfeld rund 39 Prozent mit Straßen und Bauten versiegelt. Knapp 225 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche sollen entstehen. Damit liegt der Plan knapp unter dem Niveau des Vorgängerprojekts. Rund zwei Drittel des neuen Projektes werden für Büros verwendet. Wohnen wird einen Anteil von 4,7 und Parken einen von 7,7 Prozent einnehmen.
Wer die Büroflächen beziehen wird, ist bis bislang offen. Auf Anfrage heißt es vom Pressebüro der DLE lediglich, „dass bereits erste Gespräche mit potentiellen Nutzern/Mietern laufen“. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt könnten daher noch keine konkreten Angaben gemacht werden. Überdies sei noch keine Festlegung auf eine bestimmte Branche erfolgt, heißt es. Zurzeit scheint der Markt für Büroimmobilien wohl nach neuen Flächen nicht zu schreien. Jüngst analysierte die FAZ die Situation mit dem Ergebnis: In Frankfurt sei im ersten Halbjahr 2022 etwa der Leerstand „um vier Prozent auf 1,37 Millionen Quadratmeter“ gestiegen. Allerdings bereite eine „Leerstandsquote von 8,8 Prozent“ den Maklern keine schlaflosen Nächte, heißt es.
Die hat offenbar auch nicht Vilbels Bürgermeister Sebastian Wysocki (CDU). Der äußert sich über das Votum der Stadtveordneten hochzufrieden. „Es ist ein wichtiger Beschluss für die zukünftige Gewerbeentwicklung in Bad Vilbel. Ein Meilenstein für die Stadtentwicklung“, sagt er auf Anfrage. Das Projekt sei Teil der dynamischen Stadtentwicklung, die als Besonderheit das Nebeneinander von Arbeiten und Wohnen hervorhebe.
Das Quartier profitiere zudem von der „verkehrlich optimalen Lage“, notiert Wysocki. Wie die zusätzliche Verkehrsbelastungen zu der seit Jahren ohnehin bestehenden bewältigt werden soll, besonders beim Individualverkehr, teilt der Bürgermeister nicht mit. Überdies soll in Massenheim demnächst das Wund’sche Spaßbad kommen, das laut Investor pro Jahr mehr als eine Millionen Besucher aus der Region nach Bad Vilbel locken soll. Damit an Großprojekt in der Stadt nicht genug. Die Pläne, in gar nicht allzu weiter Nachbarschaft des Spring-Park-Valley-Nachfolgers, den Möbelgiganten Segmüller anzusiedeln, bestehen mutmaßlich weiterhin. Wie weit diese Seite Jahren bestehende Absicht im bayerischen Friedberg noch Gültigkeit hat, ist unbekannt. Bei Segmüller hüllt man sich dazu im hartnäckigen Schweigen, genauer in hartnäckiger Unerreichbarkeit für die Presse.
Hatte die Stadt nicht vor wenigen Jahren bei der Absicht, nachträglich in gewachsenen Wohngebieten sozialen Wohnungsbau an 3 Standorten (zB Berkersheimer Weg) eingestanden, dass das bei Krebsschere usw. als Anforderung versäumt wurde und man das künftig besser machen wolle? Nun wieder ein Hochglanzprojekt, wo sozialer Wohnungsbau nicht vorkommt – wobei wir diesen in Zukunft mehr den je benötigen dürften! Dabei machen andere Städte vor, wie ausgezeichnet man das kombinieren könnte.
Das ist total hässlich, immer nur denselben Baustil, man hätte wenigstens sich etwas an Spring Park Valley anlehnen können, aber diese Art, ist einfach und kurz gesagt hässlich und hässlicher geht es nicht mehr.
Die gewwe mal widder aa, wie es Dudd voll von Micke! (Die geben wieder einmal an, wie eine Tüte voll von Mückem!) Es wäre doch mal an der Zeit, etwas leiser aufzutreten – ohne politische Angeberei.
Unter ästhetischen Gesichtspunkten finde ich persönlich das ursprüngliche Layout viel besser als die neue überarbeitete Version. Und es ist nicht so, dass es umweltfreundlich wäre, oben im Gebäude ein paar Pflanzen oder Bäume zu pflanzen, was weder das ökologische Problem löst noch die Wartungskosten in die Höhe treibt. Ich hoffe sehr, dass die Planer und die Verantwortlichen in den zuständigen Genehmigungsbehörden damit aufhören, um der so genannten grünen Politik willen solche Dinge zu tun (das ist so, als würde man sich einen Fisch auf einem Baumstamm suchen…)