Ein Vater, wie er im Buche steht
Ein Buch wie sein Titel: Pfiffig, kurz und bündig, zum Schmunzeln. „Mann, Papa…!“ heißt es. Geschrieben hat es Martin Guth. Erschienen ist es im Hanauer Cocon-Verlag. Was es in ihm zu lesen gibt: kurze Texte aus dem „Leben eines zweifachen Vaters und einfachen Mannes.“ Um genau zu sein: 50 Alltagsepisoden. Ausgewählt aus der Reihe „Vatertage“, die der Kabarettist in einer Kolumnenreihe mehrerer Lokal-Zeitungen veröffentlicht hat.
50 Kolumnen des Kabarettisten Martin Guth
Nehmen wir als Leser Tag Zwei im Leben des „zweifachen Vaters und einfachen Mannes“. Er ist dem „gemeinen Bücherwurm“ gewidmet. Im Lexikon wird man unter diesem Begriff nicht fündig, wohl aber im Drei-Frauen-Haushalt des Autors Martin Guth. Hat er doch eine Tochter, die sich „ab dem fünften Lebensjahr durch beständiges Füttern und gute Pflege zu dem entwickelt (hat), was der lateinaffine Zoologe am ehesten als „liber vermis“ bezeichnen würde, einen gemeinen Bücherwurm.“ Also ein Lebewesen, das sich einem Spaziergang ebenso verweigert wie einer Nahrungsaufnahme am Familientisch.
Den Bibabutzemann singen
Schon ist man also mittendrin: in der Familie und den Unwägbarkeiten, denen sie im Alltag ausgesetzt ist. Beispielsweise auch bei einem Einkauf in dem schwedischen Möbelhaus mit den vier großen Buchstaben. In diesem gibt es für jene, die nicht durch die Wohnlandschaften und vermeintlichen Wohlfühloasen streifen wollen, in der Caféteria unendlich nachfüllbaren Kaffee – und jede Menge vom Fenster aus auf den Parkplatz zu beobachten.
Allein: Die Zeit schreitet voran. So kann man in der Kolumnen-Sammlung „Vatertage“ von Martin Guth schon nach gut einer Stunde bei Tag 19 gelandet sein. Sprich beim „Mutter-Kind-Turnen“. Da ist ein Vater qua Ankündigung eigentlich von der Veranstaltung ausgeschlossen, muss dann aber doch, wenn er schon mal da ist, den „Bibabutzemann“ mitsingen. Auf vier Seiten erfährt der Leser am Tag 23, was ein „IT-Girl“ ist, am Tag 35, was sich hinter einer „Fön-App“ verbirgt und am Tag 45, dass Martin Guth der Begriff „Einfache Doppelhaushälfte“ schon seit langem fasziniert hat. Da kann man sich den „zweifache Vater und einfachen Mann“, der außerdem ja Kabarettist ist, gut auch auf der Bühne vorstellen mit einer einfachen Rechnung. Die geht so: „Bei meinem Freund ist es nun so, dass vier Fünftel seiner Familie in einer Doppelhaushälfte eines Stadtviertels leben.“ Die Crux: Der Freund hat sich von seiner Frau getrennt: „Somit ist diese eine hochkomplexe Bruchrechnung, aus der mein Freund eiskalt rausgekürzt wurde.“
Alltagsepisoden zum Schmunzeln
Ob Urlaubsplanung, Haustiervorsorge oder Bundesjugendspiele: Martin Guth skizziert die alltäglichen Gesprächen und Szenen am oder um den Familientisch mit Witz und Humor (was wahrlich nicht dasselbe ist) – wobei ihm die ein oder andere von Aufbau, Sprache oder Pointe besser gelingt als die andere. Das Wohltuende: Eltern und selbst die Spezies an Mensch, die keinen Nachwuchs hat, kann über die Episoden schmunzeln. Denn „Die-Ohne-Kinder-Menschen“ würden sicher niemals nicht einen Ratgeber über Kindererziehung in die Hand nehmen. Über „Mann, Papa“ können auch sie schmunzeln. Oder zumindest beim nächsten Einkauf den „Mit-Kinder-Menschen“ mit einem Lächeln begegnen.
Dass der Verlag keinerlei Informationen in dem Buch zum Autor gibt, lässt einen dagegen verärgert die Stirn runzeln. Drum: Martin Guth bildete über 15 Jahre gemeinsam mit Dietrich Faber das Kabarett „Faberhaft Guth“, das mehrere Kabarettpreise erhielt. 2013 präsentierte er sein erstes Soloprogramm unter dem Titel „Meine Frau, ihr Mann und ich.“ Seit 2014 ist Guth Kolumnist der Butzbacher Zeitung und schreibt seine wöchentliche Kolumne „Vatertage“ auch für drei weitere mittelhessische Zeitungen. Im Mai dieses Jahres hatte sein Kabarettprogramm „Vollgas Leben“ Premiere. Auch „Mann, Papa…“ stellt er in einer „kurzweiligen, musikalischen Leseshow“ vor.
„Mann, Papa…!“ 50 Tage im Leben eines zweifachen Vaters und einfachen Mannes, CoCon-Verlag Hanau, 208 Seiten, 14,80 Euro