Landwirtschaft

Bio-Rindfleisch im Aufwind

von Michael Schlag

Mutterkühe mit ihren Kälbern auf grüner Weide, das finden alle Verbraucher schön. Umso mehr, wenn es noch Bio ist. Leider hat sich dieser Zuspruch noch nicht auf das Einkommen der Landwirte ausgewirkt. Manches Biorind ging in die konventionelle Vermarktung, und bei einer ernsthaften betriebswirtschaftliche Rechnung standen bei den meisten Erzeugern von Biorindfleisch am Ende rote Zahlen. Doch das Bild ändert sich: Biorindfleisch ist gerade sehr gefragt und das kommt auch bei den Erzeugerpreisen an, wie eine Tagung von Bioland in Steinau-Sarrod zeigte.

Der Greta-Thunberg-Effekt

Gabriele Allwicher von der Vermarktungsorganisation Bio Rind & Fleisch GmbH RLP. (Fotos: Michael Schlag)

Der positive Umschwung begann bereits 2019, berichtete Gabriele Allwicher von der Vermarktungsorganisation Bio Rind & Fleisch GmbH RLP aus Gusterath bei Trier. Die „BioRind RLP“ wurde 2013 von zunächst acht landwirtschaftlichen Betrieben gegründet, mittlerweile kamen 45 stille Gesellschafter dazu. BioRind RLP vermarktet ausschließlich Biofleisch, überwiegend von Betrieben des Bioland-Verbandes. Im dritten Quartal 2019 zog das Geschäft merklich an, es ließen sich größere Mengen Bio-Rindfleisch als bisher im Handel unterbringen. Gabriele Allwicher nennt es den „Greta-Thunberg-Effekt“, mit seinem Einfluss auf das allgemeine Bewusstsein für Regionalität, Biolandwirtschaft und Tierwohl. Hinzu kam die Bio-Offensive des Lebensmittelhandels, zuletzt nahm der Discounter Lidl die Produkte von Bioland in die Verkaufsregale. Die Corona-Krise ab März 2020 verstärkte den Trend noch einmal: Die Leute kochen wieder mehr zu Hause und wenn sie die Zutaten selber kaufen, sind sie offenbar bereit, für besondere Qualitäten auch mehr zu bezahlen.

Bei Bio-Rindern ist due Rasse wichtig. Das Foto zeigt Fleckvieh.

Gabriele Allwicher legte dazu einige Zahlen vor: Im Jahr 2017 vermarktete BioRind RLP 1200 Rinder. Diese Zahl war im Jahr 2019 auf fast 2200 Rinder angestiegen und der fortgesetzte Aufschwung des Jahres 2020 ist darin noch gar nicht enthalten.

„Wir sind super zufrieden“

Klaus Sido.

Sehr wichtig ist aber die richtige Rasse. Klaus Sido hält auf dem Birkenhof in Steinau-Sarrod Mutterkühe der Rasse Simmentaler Fleckvieh. Derzeit sind es rund 50 Mutterkühe, wegen der Trockenheit und Futterknappheit in diesem Sommer hat er die Herde etwas verkleinert. Alle Kälber bleiben auf dem Hof und werden hier bis zum Verkauf gemästet. Tierwohl, Weidegang und Bio alleine reichen aber auf Dauer nicht, um am Markt zu bestehen. Klaus Sido: „Es ist sehr wichtig, dass die Qualität stimmt, sonst funktioniert das nicht.“ Nach dem Leben auf der Weide erhalten die Färsen und Bullen deshalb im Stall mit überdachtem Auslauf auf Stroh außer Heu und Silage auch Getreide, damit das Fleisch eine Fettabdeckung bekommt, ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Alles Getreide kommt aus der eigenen Erzeugung und „wir verfüttern nur die Reste.“ Auch der Birkenhof merkte in diesem Jahr ein deutliches Anziehen des Absatzes, zudem gab es beim Preis einen Zuschlag und „damit sind wir super zufrieden“, sagt Klaus Sido.

Wenn sich der Absatz von Bio-Rindern in so kurzer Zeit verdoppelt – wo kommen eigentlich die ganzen Tiere her? Jan Gröner, Bioland-Berater in Hessen, erklärt es so: Was derzeit von den Verarbeitern vor allem gefragt ist, sind Altkühe aus der Bio-Milchhaltung. Deren Fleisch ist die Grundlage für Bio-Hackfleisch. Das verkauft sich gut in den Kühltheken des Einzelhandels, denn der Preisunterschied gegenüber der konventionellen Erzeugung ist beim Hackfleisch geringer ist als bei den wertvollen Teilstücken. Wer Biofleisch kaufen will, kann das als Rinderhackfleisch bekommen, ohne sich preislich sehr zu verheben. Eine andere Tendenz der vergangenen beiden Jahre ist langfristig möglicherweise bedeutsamer: Das zusätzliche Angebot kommt zu einem guten Teil aus bestehender Bio-Erzeugung, die mangels Nachfrage bislang keinen Absatz in der Biovermarktung fand, sondern konventionell verkauft wurde. Diese geht jetzt zu einem größeren Teil in die Biovermarktung mit besseren Preisen.

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