Beste Unterhaltung mit Friedrich Ani
von Jörg-Peter Schmidt
Der in München lebende Friedrich Ani versteht es, mit seinen Krimis beste Unterhaltung zu erzeugen, die sich jetzt auch auf das Krimifestival-Publikum in Gießen übertrug. Der Autor stellte im Gießener KiZ (Kultur im Zentrum) sein aktuelles Buch „Bullauge“ vor.Attentat soll verhindert werden
In dem im Suhrkamp-Verlag erschienenen Roman geht es unter anderem um die mögliche Verhinderung eines Attentats. Zunächst stellte Moderatorin Dr. Anika Binsch vor rund 70 Zuhörerinnen und Zuhörern in der vom Literarischen Zentrum Gießen (LZG) ausgerichteten gut besuchten Lesung, die wegen einer Demonstration vom Rathaus ins KiZ verlegt wurde, den im Januar 1959 in Kochel am See in Oberbayern geborenen Erzähler als einen mehrfach ausgezeichneten Allrounder vor, der nicht nur Krimis schreibt, sondern auch Jugendbücher, Theaterstücke und Drehbücher, beispielsweise für die TV-„Tatort“-Reihe.
Wer steckt hinter verhängnisvollem Flaschenwurf?
Der Schriftsteller stellte einige Kapitel aus „Bullauge“ vor, das aus der Ich-Perspektive des Polizisten Kay Oleander geschrieben ist, der beim Diensteinsatz während einer Demonstration von einer Bierflasche getroffen wird. Er wird durch Splitter schwer verletzt und verliert dadurch Auge verliert. Vorerst wird er vom Dienst freigestellt. Die Frage ist: Wer hat die Flasche geworfen?
Als das Schicksal ihn mit Silvia Glaser zusammenführt, die durch einen Fahrradunfall ebenfalls gezeichnet ist, finden beide Halt aneinander. Silvia steht jedoch unter Verdacht, für Oleanders Unglück verantwortlich zu sein. Nach ihrem Unfall, der ihr Leben auf den Kopf gestellt hat, fand sie Zuflucht bei einer rechtspopulistischen Partei, aus der sie nun eigentlich aussteigen möchte, jedoch Repressalien fürchtet. Als sie von einem geplanten Attentat erfährt, weiht sie Oleander in die Geschehnisse ein und die beiden sind fest entschlossen, den Anschlag gemeinsam zu verhindern.
Klare Distanz gegenüber Populismus
Der Gast aus München las „nur“ so viel aus seinem Roman, dass die Spannung für die Leser nicht verloren geht, die das Buch noch nicht kennen. Was man jedoch „verraten“ kann: In der Handlung geht es – distanzierend – beispielsweise um die sogenannten „Spaziergänger“, auch um eine „Neue Volkspartei Deutschlands“.
Friedrich Ani schätzt Gießen
Bevor der Autor nach dem langen Applaus des Publikums seine Bücher signierte, beantwortete er einige Fragen zu seiner schriftstellerischen Arbeitsweise. Von „Bullauge“ hat er, bevor es jetzt veröffentlicht wurde, mehrere Fassungen geschrieben. Seiner schriftstellerischen Arbeit kommt zugute, dass er als Journalist gearbeitet hat, berichtete Ani, der gern Gießen besucht und sich auch diesmal in der Universitätsstadt wohlfühlte.
„Bullauge“ ist bei Suhrkamp erschienen und kostet 23 Euro (als E-Book 19,99 Euro)
Uwe Lischper bleibt in den Herzen
Bevor die Lesung im KiZ (Kultur im Zentrum) in Gießen begann, galt das Gedenken dem kürzlich im Alter von 70 Jahren verstorbenen Uwe Lischper, ohne den die weit über Gießen hinaus bekannten Krimifestivals undenkbar sind. Seinem überaus phantastischen Organisationstalent war es über viele Jahre zu verdanken, dass diese Literaturreihe immer populärer wurde, wie auch der Leiter des Gießener Kulturamtes, Dr. Stefan Neubacher, in einem Grußwort unterstrich.
Dr. Anika Binsch – die Moderatorin der Lesung, die wegen einer Demonstration kurzfristig vom Rathaus ins KiZ verlegt – würdigte (ebenso wie Friedrich Ani) ebenfalls den sympathischen, humorvollen Menschen und das Lebenswerk Uwe Lischpers, der einer der Wegbereiter des Literarischen Zentrums Gießen (LZG) war. Auch die Zuhörerinnen und Zuhörer im KiZ zeigten sich betroffen vom Tod eines hochgeachteten Menschen, der im Herzen aller, die ihn kannten und schätzen, als liebenswert erhalten bleibt. Das Mitgefühl gilt der Familie, den Angehörigen.
Titelbild: Friedrich Ani las nicht nur aus seinem neuen Roman, sondern schilderte auch seine schriftstellerische Arbeitsweise.