Bei den Berggeistern auf dem Takao
Von Michael Schlag
Raus aus Tokyo und rein in die Natur zu den Berggeistern auf dem Takao, 599 Meter hoher mythischer Berg, eine Stunde mit der Bahn Richtung Süden. Hier kommt man gleich dreifach auf seine Kosten: Wälder mit sehr alten Bäumen im Nationalpark, alte Tempel satt in dem weitläufigen Gebiet rund um den Gipfel und schließlich: die Berggeister, denen man bei Bedarf einen Wunsch hinterlassen kann.Kulturgeschichte und religiöse Erkenntnis
Los geht es von der Bahnstation „Takaosanguchi“, gleich hier startet der Omotesando Trail, vier Kilometer immer bergan bis zum Gipfel. Insgesamt bietet das Berggebiet acht Wanderwege, mit Wasserfällen, einer Hängebrücke, Jahrhunderte alten Zedern und reichlich Verpflegungsstellen für die Wanderer. Alle Kilometer kann man etwas zu essen und zu trinken kaufen. Aber dafür sind wir nicht hier, uns dürstet nach Kulturgeschichte, religiöser Erkenntnis und wir wollen die Berggeister sehen.
Eine schier endlose steile Treppe führt hoch zur Pagode, einem Tempel etwas abseits auf einem Hügel, die kleine Abkürzung nehmen wir mit. Der reguläre Weg ist mit Laternen gesäumt und führt direkt zur Tempellandschaft rund um den Gipfel. Dann noch einmal Treppen, hinauf zur großen Halle, dem Takaosan Yakuo-in Tempel, gegründet im 8. Jahrhundert und erneuert im 14. Jh. Hier werden die Tengu verehrt, geflügelte Berggeister aus dem Shinto-Glauben. Einigen von ihnen begegnet man schon auf dem Weg hinter dem Shitenomon-Haupteingang.
Die Tengu sind Glücksbringer
Die Tengu sehen zornig aus, aber sie sind Glücksbringer; als Boten der Götter kann man ihnen Wünsche mitgeben. Man kauft ein kleines Holztäfelchen, schreibt seinen Wunsch darauf und hängt das Täfelchen an die dafür vorgesehene Wand. Am Ende des Jahres werden alle Täfelchen verbrannt. Die Tengu stehen auch für Fruchtbarkeit, ihr Kennzeichen ist die überdimensionale lange Nase. Wer dabei eine gewisse Assoziation hat – sie stimmt.
Oben angekommen wird man mit einem weiten Blick über die Region Tokyo belohnt, bei klarem Wetter bis zu den Hochhäusern im Zentrum. Übrigens kann man sich den Weg aufwärts auch einfacher machen: Es gibt eine Seilbahn und einen Sessellift bis etwa zur Hälfte des Weges. Ein Tipp zum Schluss: Nicht gerade am Sonntag oder an einem Feiertag zum Takao fahren, dann ist halb Tokyo hier.
Mehr Hintergründe zur Religionsgeschichte des Takao gibt die Webseite https://www.takaosan.or.jp/english/about.html
Das touristische Angebot mit vielen Veranstaltungen im Jahresablauf bietet das Magazin en.mttakaomagazine.com/guide
Titelbild: Shitenomon Eingang mit Berggeistern.