Das Schicksal von Edith Erbich
Zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus berichtete Edith Erbich vor Schülern, wie sie als Siebenjährige in Theresienstadt nur einen Tag von ihrer Ermordung entfernt war. Landrat Arnold mahnte: So etwas darf nie wieder geschehen. Und Rechtsradikalen muss man entschieden widersprechen.
Mit sieben Jahren ins KZ
Edith Erbrich wurde 1937 als deutsch-jüdisches „Mischlingskind“ im Frankfurter Ostend geboren. Mit zwei Jahren bekam sie die mit einem fett gedruckten „J“ (für Jude) versehene Kennkarte. Von klein auf musste sie den Judenstern tragen und durfte später auch nicht zur Schule gehen.
Bei den schweren alliierten Luftschlägen im März 1944 wurde sie mit ihrer Familie verschüttet und ausgebombt. Im Februar 1945, sechs Wochen bevor die Amerikaner in Frankfurt einrücken, folgte die Deportation der Familie in das Konzentrationslager Theresienstad im heutigen Tschechien. . Dabei wurde sie von Ihrem Vater und ihrer vier Jahre älteren Schwester getrennt, berichtete Edith Erbrich im Plenarsaal des Landratsamtes vor 80 Schülerinnen und Schülern des Augustinergymnasiums und der Gesamtschule Konradsdorf.
Edith war siebenjähriges Kind allein in einer Hölle, verachtet und gequält von den Wärterinnen, die sie noch lange in ihren Träumern verfolgten. Am 8. Mai 1945, dem Tag der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht, wurde sie von der Roten Armee befreit, einen Tag bevor die Deportation in ein Vernichtungslager vorgesehen war.
50 Jahre hat Edith Erbrich über ihre Geschichte geschwiegen. Erst nachdem sie in den Ruhestand getreten war, begann sie zu erzählen und startete einen neuen Lebensabschnitt. Seit 20 Jahren tritt sie als Zeitzeugin in Schulen, Jugendzentren und Jugendbildungseinrichtungen auf. „Ich erzähle immer so wie es war. Das berührt die Zuhörer.“ Oft schon hat sie gehört: „So wie Sie uns das erzählen, hat uns das noch nie jemand gesagt.“
Der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus wurde im Jahre 1995 vom damaligen Bundespräsident Roman Herzog als Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus ausgerufen. Am 27. Januar 1945 erreichten die ersten alliierten Soldaten das Vernichtungslager Auschwitz und dokumentierten die dort verübten Gräueltaten der Nationalsozialisten. „Seit 1996 beteiligt sich der Wetteraukreis mit eigenen Veranstaltungen an diesem Gedenktag. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ist heute wichtiger als noch vor 20 Jahren“, sagte Landrat Joachim Arnold. „Die NPD wurde nur deshalb nicht verboten, weil sie zu unbedeutend ist, aber gleichzeitig hat sich in Teilen der AfD eine rechtsradikale Gesinnung durchgesetzt, die mir große Sorgen bereitet. Unsere Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit und muss immer wieder neu verteidigt werden.
Arnold erinnerte an eine Haushaltsdebatte im Friedberger Kreistag, bei der die NPD den Antrag einbrachte, Mittel für Fahrten zu Gedenkstätten des nationalsozialistischen Terrors zu streichen. In der Konsequenz verabschiedete der Kreistag die Verdopplung der Mittel. Gerade weil der Antrag der NPD die Notwendigkeit dieser Bildungsmaßnahme deutlich gemacht habe.