Hitler an der Macht

30. Januar 1933

Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) – Bund der Antiofaschistinnen und Antifaschisten, sieht darin „so etwas wie eine Geburtsurkunde. Kein Antifaschismus ohne Faschismus, kein Opfer ohne Täter, kein Verfolgter ohne Verfolger.“

Die Machtübertragung

„Die einen nennen es Machtergreifung. Damit wird ausgedrückt, dass die Weimarer Demokratie dieses Ereignis nicht verhindern konnte; es sei ‚schicksalhaft‘ gewesen. Die anderen nennen es Machtübernahme. Dies ist der Versuch, den Akt der Ernennung eines Faschisten und erklärten Gegners der Weimarer Republik einigermaßen neutral zu beschreiben; Hitler übernahm die Macht, die Reichspräsident Paul von Hindenburg ihm übergab. Wir nennen es Machtübertragung. Damit soll beschrieben werden, es handelte sich um einen bewusst herbeigeführten Akt. Denn es bedurfte einer Reihe von Vorgesprächen, Verhandlungen und großer Überzeugungskunst, diesen Akt zu vollziehen“, schreibt der Kreisverband Frankfurt der VVN in einer Pressemitteilung.

Am Abend des 30. Januar 1933 nimmt Hitler am Fenster der Reichskanzlei Ovationen von Anhängern und Sympathisanten entgegen. (Bildquelle: Wikipedia/on Bundesarchiv, Bild 146-1972-026-11 / Sennecke, Robert / CC-BY-SA 3.0, <a href=“https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en“ title=“Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 de“>CC BY-SA 3.0 de</a>, <a href=“https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5418919″>Link</a>)

Die NSDAP hatte keine Mehrheit im Reichstag. Bei der Reichstagswahl im November 1932 hatte sie 33,1 Prozent der Stimmen erhalten. Die Einsetzung Adolf Hitlers als Reichskanzler seir mehr als ein „normaler“, formaler demokratischer Akt gewesen, erklären die Antifaschisten. Die Ernennung zum Reichskanzler sei von maßgeblichen Parteien des Weimarer Parlaments geduldet oder gefördert und aus Kreisen des deutschen Militärs sowie von einflussreichen Vertretern der Wirtschaft geduldet, gefordert oder gar gefördert worden.

Masseneinfluss der Nazis unterschätzt

Für die Vertreter der liberalen und bürgerlichen Demokratie bedeutet die Machtübertragung an Adolf Hitler die Bankrotterklärung der gerade mal vierzehnjährigen Demokratie der Weimarer Republik. Die repräsentative parlamentarische Demokratie sei auch an ihren eigenen Maßstäben und Regeln gescheitert. Für die parlamentarischen Vertreter der Arbeiterbewegung, also SPD und KPD und die Gewerkschaften, bedeutet die Machtübertragung an Adolf Hitler das Eingeständnis ihrer Niederlage gegenüber ihrem erklärten und tatsächlichen Hauptfeind, dem deutschen Faschismus. „Die Erkenntnis, dass die Machtübertragung an Adolf Hitler auch der Zerstrittenheit und Uneinigkeit der parlamentarischen und außerparlamentarischen Arbeiterbewegung geschuldet war, wuchs mit der Stabilisierung der Macht der Nazis; sie entstand in den Zuchthäusern, Konzentrationslagern, im Widerstand und im Exil“, schreibt die VVN.

Mit welcher Brutalität die Nazis ihre Gegner vernichten und ihre erklärten Ziele mit Terror durchsetzen würden, hätten viele Verfechter der Weimarer Demokratie nicht geglaubt. Das reichte von der Einschätzung, man möge die Nazis mal regieren lassen, dann würden sie sich selbst abwirtschaften, über den Versuch, durch Annäherung an die Position der Nazis Schlimmeres zu verhindern, bis dahin, die Arbeiterbewegung würde des braunen Mobs schon Herr werden. Auch sei der Masseneinfluss der Nazis und ihrer Organisationen unterschätzt worden. „Die Arbeiterbewegung setzte darauf, ihre guten Argumente werden die Menschen überzeugen und von den Nazis abbringen. Die KPD setzte auf ihre Mobilisierungsfähigkeit gegen die Nazis. Die bürgerlichen Parteien vertrauten auf die Macht des Wahlzettels. Es kam anders. Keine 48 Stunden feierten die Nazis und demonstrierten ihre erworbene Macht durch Fahnenmeere und Aufmärsche, mit markanten Reden und triumphierenden Artikeln in den einschlägigen Zeitungen. Dann begann der Terror, der im faschistischen Expansionskrieg und der millionenfachen Ermordung von Menschen, überwiegend Jüdinnen und Juden, in den Konzentrations- und Vernichtungslagern mündete, also Auschwitz hervorbrachte“, stellt die VVN fest.

Lehren und Mahnung

Über Terror und Verbrechen des NS-Regimes zu berichten, ihn in Erinnerung zu behalten, vor den Gefahren zu mahnen und zu warnen, die Täter und Mitläufer zu benennen, der Opfer zu gedenken und die Frauen und Männer des Widerstandes zu ehren, dazu gebe es genügend Anlässe in diesem Jahr.

Die VVN erinnert an die Lehren, die Verfolgte, der Widerstand und die Anti-Hitler-Koalition spätestens ab 1945 gezogen haben. Dazu zählen: Den Charakter des Faschismus an der Macht richtig zu beschreiben und ihn nie wieder zu unterschätzen. Die Einheit der Arbeiterbewegung zu wahren und um sie ständig zu ringen. Das Völkerrecht und die internationale Zusammenarbeit auszubauen und zu stärken. Demokratie als antifaschistisch und friedliebend zu verstehen, statt Aufrüstung und einen starken Staat zu beschwören.

Schließlich zitiert die VVN die Mahnung des Zeitzeugen Peter Gingold: „1933 wäre verhindert worden, wenn alle Hitlergegner die Einheitsfront geschaffen hätten. Dass sie nicht zustande kam, dafür gab es für die Hitlergegner in der Generation meiner Eltern nur eine Entschuldigung: Sie hatten keine Erfahrung, was Faschismus bedeutet, wenn er einmal an der Macht ist. Aber heute haben wir diese Erfahrung … Für alle zukünftigen Generationen gibt es keine Entschuldigung mehr, wenn sie den Faschismus nicht verhindern.“

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