Grundwasserraubbau

30 Jahre Schutzgemeinschaft Vogelsberg

Der Grundwasserraubbau im Vogelsberg hat eine größten Bürgerinitiativen Hessens entstehen lassen: Die Schutzgemeinschaft Vogelsberg (SGV). Seit 30 Jahren verteidigen die Wasserschützer nun das kostbare Nass ihres Mittelgebirges. Bei ihrer Jubiläumsfeier am 14. Januar 2020 präsentiert die SGV ihre neue Dokumentation „Zukunftsfähige Wasserversorgung Rhein-Main“.

Brunnen der Region

Der Vogelsberg ist seit über 100 Jahren Trinkwasserbrunnen auch für entfernte Gebiete, vor allem das Rhein-Main-Ballungsraum. Der hat mächtigen Durst. In den 1970er Jahren traten die ersten Folgen des Grundwasserraubbaus im Vogelsberg zutage: Quellen versiegten, Bäche fielen trocken, an Häusern entstanden Setzungsschäden.

Den dreiste Raub ihrer Lebensgrundlage ließen sich die Vogelsberger nicht länger gefallen: Ende 1989 wurde auf dem Hoherodskopf die Schutzgemeinschaft Vogelsberg gegründet. Damals habe noch niemand geahnt, „welche zentrale Bedeutung dieser Verein über viele Jahre hinweg für die bitter notwendigen Reformen der hessischen Wasserwirtschaft erlangen würde“, schreibt die SGV anlässlich ihres Jubiläums in einer Pressemitteilung. Es sei aber schon von Anbeginn an klar gewesen, dass die Schutzgemeinschaft zu einer der größten Bürgerinitiativen Hessens werden würde, denn schon kurz nach der Gründungsversammlung traten ihr zwei Landkreise, etliche Kommunen sowie Verbände, Vereine und viele Einzelpersonen bei. Daran hat sich nach den 30 Jahren intensiver Arbeit wenig geändert. Durch den Bau einer neuen Fernwasserleitung nach Frankfurt ist der Streit um den Grundwasserraubbau wieder entflammt und der Klimawnadel befeuert die Diskussion. Die Mitgliederzahl der SGV ist so hoch wie nie.

Ausgetrockneter Bach im Vogelsberg.

Überparteiliche Sammlungsbewegung

Es sind nicht nur die Vogelsberger, die in der Schutzgemeinschaft den ökologischen Kampf ums Grundwasser unterstützten. Mitglieder kommen auch aus den Verbrauchsgebieten für das abgepumpte Fernwasser, so aus der südlichen Wetterau, dem Taunus und nicht zuletzt aus dem Großraum Frankfurt, berichtet die SGV. Von Anfang an habe sich die Schutzgemeinschaft als eine überparteiliche Sammlungsbewegung begriffen, der es gemäß Satzung um den Schutz des Grundwassers und des Naturraums geht. Immer wiederkehrenden Versuchen, die SGV für parteipolitische oder andere Einzelinteressen zu instrumentalisieren, wurden und werden konsequent Absagen erteilt, betont die Schutzgemeinschaft. Sie wertet das, neben der qualifizierten Sacharbeit, als einen der Gründe, warum die SGV sowohl bei Befürwortern als auch bei Gegnern eine hohe Wertschätzung genieße. Außerdem ist sie juristisch mittlerweile als klageberechtigter Naturschutzverein anerkannt ist.

Den Blitzstart in eine erfolgreiche Naturschutzarbeit, den die SGV vor 30 Jahren hinlegen konnte, verdanke sie bis heute auch den vielen Initiativen und Personen, die sich schon weit vor 1989 im Vogelsberg für Wasser und Natur engagierten, schreibt die Schutzgemeinschaft. Zu ihnen zählt sie Kreis- und Ortsgruppen von Naturschutzverbänden wie Bund, Nabu, HGON, Naturfreunde, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und den hessischen Fischereiverband ebenso wie die Gründungsmitglieder, die schon vorher sehr aktiv waren. Stellvertretend für diese Geburtshelfer nennt die SGV den „Rebell vom Vogelsberg“ Heinrich Muth, Karl Lißmann, Gero Gaede, Ernst Happel, Walter Kreß und den ersten SGV-Vorsitzenden Reiner Hildebrand.

Professioneller und erfolgreicher

„Auch heute verfolgt die SGV ihre Arbeit für den Wasser- und Naturschutz unbeirrbar weiter. Sie hat in diesen langen Jahren sehr viel dazugelernt und ist dadurch zweifellos wesentlich professioneller und in ihrem Wirken erfolgreicher geworden“, schreibt die Schutzgemeinschaft. Ausdruck dafür sei die neue SGV-Dokumentation ‚Zukunftsfähige Wasserversorgung Rhein-Main‘, die sie bei ihrer Jubiläumsfeier am 14. Januar vorstellen will. In ihr werde nicht nur die bisherige Entwicklung der Wassergewinnung und des Kampfes für den Naturraum aufgearbeitet und transparent gemacht. Schwerpunkte der Studie seien auch die Hintergründe für den heutigen Zwang zur dringenden Reform des 150 Jahre alten Systems der Fernwasserversorgung, die Rolle wichtiger Beteiligter, der Konflikt zwischen gewinnbringendem Wasserhandel und gesellschaftlicher Daseinsvorsorge sowie die konkreten Maßnahmen, mit denen sich Wasserversorgung und Naturschutz langfristig vereinbaren lassen. „Eine der Stärken der SGV ist es, nicht nur Missstände zu kritisieren, sondern sie auch wissenschaftlich zu analysieren und daraus praktikable Konfliktlösungen zu entwickeln“, lobt sich die Schutzgemeinschaft in ihrer Pressemitteilung.

Die Schutzgemeinschaft Vogelsberg feiert ihr Jubiläum mit ihren Mitgliedern und Ehrengästen am 14. Januar 2020 ab 17 Uhr in der Umweltwerkstatt Niddatal-Assenheim, Wirtsgasse 1. Die Festrede wird, nach einer Begrüßung durch den SGV-Vorstand und nach der öffentlichen Vorstellung der SGV-Studie, die hessische Umwelt-Staatssekretärin a.D. Dr. Beatrix Tappeser, halten. Anschließend werden die 30 Jahre SGV in einer kleinen Diaschau gewürdigt, „die nahtlos ins ungezwungene Feiern bei Getränken und Fingerfood übergehen wird“. Die SGV lädt alle Interessierten ein, das 30-jährige Jubiläum mitzufeiern.

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