Getreide

Immer weniger Anbaufläche

Von Michael Schlag

In Deutschland wird immer weniger Getreide angebaut, das zeigt eine Auswertung des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV). Demnach sank die Getreideanbaufläche in diesem Jahr erstmalig auf unter sechs Millionen Hektar. „Das ist ein neuer Tiefststand“, sagt Guido Seedler, Getreidemarktexperte des Verbands.

Ackerfläche weicht Siedlungsbau

Unter den Gründen für den erneuten Rückgang der Getreideflächen sieht Seedler unter anderem den Verbrauch von Ackerflächen für den Siedlungsbau oder für die Errichtung von Fotovoltaikanlagen. (Die von der Europäischen Agrarpolitik vorgeschriebene Pflichtbrache von 4 Prozent wurde dagegen für dieses Jahr aufgehoben.)

Eine Rolle spielt aber auch das Wetter. Während es in diesem Winter nur geringe Frostschäden am Getreide gab, machen der Landwirtschaft die hohe Wassersättigung der Böden und Überschwemmungen von Flächen zu schaffen. Wegen der Nässe konnte im Herbst teilweise kein Wintergetreide ausgesät werden, vor allem in Norddeutschland. Deutschlandweit ging die Fläche für Winterweizen um 7 Prozent zurück, dies wird teilweise ausgeglichen durch Sommerweizen, der jetzt im Frühjahr gesät wird, aber wesentlich geringere Erträge bringt. Auch Sommergerste und Hafer, ebenfalls ein Sommergetreide, werden in diesem Jahr verstärkt angebaut.

Ein Weizenfeld in der Wetterau. (Fotos: Michael Schlag)

Ernte sinkt um 3,5 Prozent

Alle Flächenzahlen zusammen und unter der Annahme durchschnittlicher Erträge errechnet der DRV für 2024 die Prognose einer Getreideernte von 41 Millionen Tonnen, das wären 3,5 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Anders als in den meisten Bundesländer sind in Hessen übrigens die Anbauflächen für Raps deutlich gestiegen (+5 Prozent), auf jetzt 50.000 Hektar.

Der DRV rechnet in seiner aktuellen Analyse damit, dass die Flächenkonkurrenz in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird und die Anbaufläche für Getreide weiter zurückgeht. Der DRV zitiert eine Studie des Thünen-Instituts (Bundesforschungsinstitut in Braunschweig), wonach bis zum Jahr 2030 bis zu 600.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche durch Bebauung oder die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen (z.B. Moorvernässung) verlorengehen könnten. Nach Ansicht des Raiffeisenverbands müssten deshalb möglichst viele Flächen für die Landwirtschaft gesichert und die Produktivität dort nachhaltig gesteigert werden.

Titelbild: Ein Gerstenfeld im Taunus.

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