Gießen geht ein Licht auf
von Jörg-Peter Schmidt
Etwa 500 Menschen trafen sich jetzt vor dem Gießener Rathaus am Berliner Platz, um ein Zeichen gegen den Rechtsruck in den Parlamenten zu setzen. Angesichts der hohen Stimmengewinne von AfD (über zehn Prozent in der Stadt und im Kreis Gießen, 12,2 Prozent im Wetteraukreis) sowie der NPD (7,8 Prozent in Wetzlar, 14 Prozent in Büdingen, 10 Prozent in Altenstadt) hatten vier junge Frauen aus Gießen über Facebook zu dieser Kundgebung aufgerufen.
500 gegen Rechts
Die Initiatorinnen Isabell Espanion, Janette Dittrich, Jana Traute und Jessica Kraus hatten bei der Stadtverwaltung erfolgreich um eine Genehmigung für diese Demo gebeten, die sich auch gegen Fremdenfeindlichkeit richtete. Die Organisatorinnen hatten mit maximal 200 bis 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gerechnet – aber die Resonanz war größer. Leute aller Generationen trafen sich auf dem Rathausvorplatz und entzündeten Kerzen sowie Teelichter. Sie hörten Musik wie „Nur ein Lied“ von Alex Diehl, dessen Text sich gegen Hass und Intoleranz richtet. Und sie tanzten im Rhythmus der Trommeln von der Gruppe „Bloco Baiano“, die für brasilianisches Flair sorgte.
Für ein buntes Gießen
Isabell Espanion war bewegt, dass so viele Menschen aus der Universitätsstadt und Umgebung an den Berliner Platz gekommen waren. Vorher war sie schon ein wenig aufgeregt gewesen, schließlich ist sie keine professioneller Veranstalterin. Vielmehr war die Idee zu dieser Zusammenkunft, die überparteilichen Charakter hatte, gleich nach der Kommunalwahl spontan entstanden.
Auch Flüchtlinge waren zum Rathaus gekommen. Auf einem Plakat, das in die Höhe gehalten wurde, stand: „Gemeinsam für ein buntes Gießen“. Im Lauf des Abends hoben alle Kundgebungsteilnehmer – Deutsche und Menschen aus anderen Nationen – ihre Kerzen und Teelichter in die Höhe und erhellten die Nacht. Viele Teilnehmer äußerten den Wunsch, solche Treffen zu wiederholen. Beim nächsten Mal sind es vielleicht sogar mehr als 500, die mitmachen.