Galerie im Kreishaus

Werkgruppen von Ulrike Obenauer

Von Corinna Willführ

„Zusammenhänge(n) ‚Werkgruppen‘“ ist der Titel der neuen Ausstellung im Friedberger Kreishaus mit Arbeiten von Ulrike Obenauer. Ob die Ortenberger Künstlerin Objekte aus Metall schafft, mit Holz arbeitet oder Linolschnitte anfertigt: Sie treibt die Neugier auf das Unvorhergesehene an. Und das kann in einem einfachen Quadrat stecken.

Friede, Enge, Freunde, Wir

Ein jedes ist ein Quadrat. Doch keines gleicht dem anderen. Aus der „perfekten Form“ entwickelt die Künstlerin Ulrike Obenauer kleine, oft dreidimensionale Welten. Sie setzt in einer Metallarbeit „Steine in Bewegung“, lädt mit einer Serie von Linolschnitten den Betrachter zum „Zuhören“ ein oder fertigt ein Kreuzworträtsel mit assoziierten Begriffen zum Thema Heimat: „Frieden, Enge, Freunde, Wir“. Die Quadrate sind nur ein Teil in der nunmehr dritten Ausstellung (nach 2001 und 2011) in der Galerie im Kreishaus in Friedberg. Ihr Titel „Zusammenhänge(n) ‚Werkgruppen‘.“

Zeichnungen von Ulrike Obenauer. (Fotos: Corinna Willführ)

Zu den Werkgruppen zählen auch die märchenhaft-phantastischen Malereien von der Beziehung eines Krokodils und einer Königin in einer großen Glasvitrine im Foyer. Die beiden umgarnen einander, stützen sich, tanzen, gehen wie Vertraute miteinander um. „Als flinker Schwimmer zeigt dir das Krafttier Krokodil, wie du dich mit Leichtigkeit durch deine Gefühlswelt bewegst, anstatt das Schwimmen zu vergessen und durch Trauer in Depression, Selbstmitleid und Hoffnungslosigkeit zu versinken“, gibt Obenauer dem Ausstellungsbesucher als anregenden Text zu den Bildern mit auf den Weg. Sonst verzichtet sie eher auf erklärende Titel. Die Künstlerin: „Ich halte die Titel lieber vage, damit die Arbeiten durch sie nicht von vorneherein besetzt sind. Denn es ist wichtiger, was sie sehen.“ Beispielsweise in ihren aktuellen Arbeiten, in denen Obenauer zunächst Ölkreide flächig auf Papier gebracht hat, bevor sie über diese rote Tusche verteilte. Wie gewünscht regten bei den Vernissage-Gästen die „Verläufe“ zu interessanten Interpretationen an.

Ihre ganz grundsätzlice Neugier

„Das Wesentliche tritt in den neueren Arbeiten von Ulrike Obenauer stark hervor. Ihre ganz grundsätzliche Neugier“, so Laudatorin Ronka Nickel, Regisseurin aus Ortenberg. „Neugier auf das Äußere, das Objekthafte, auf Metall, Papier, Leinwand, Holz, Nägel, Grafit, Tusche, Tinte, Kunstfell, Rost.“ Eine Neugier, die keine Wertung und Trennung zwischen Wertstoff und Abfall, zwischen alt und neu, gebraucht oder sogar verbraucht mache, hob die Regisseurin in ihrer Laudatio hervor. Neben der Neugier steche in den Arbeiten der Künstlerin mit eigenem Atelier im Ortenberger Stadtteil Bleichenbach der Humor hervor, „der überall durchblitzt“. Wie auf dem „Familientuch“, einer quadratischen (1) weißen, großen Serviette, in deren unterer rechter Ecke ein gezeichnetes Schwein sitzt. Ein Glücksschwein, mit dem Obenauer die gestickten Initialen ihrer Großmutter übermalte. Ronka Nickel: „Ein Beispiel von einer neu- und umgeschriebenen Geschichte.“

Die Künstlerin mit ihrer Laudatorin: Ulrike Obenauer (links) und Ronka Nickel vor der Arbeit „Familientuch“.

Für viele neu mag die Technik sein, die die Ortenbergerin bei einem Teil ihrer Werke anwendet: das Zeichnen mit geschlossenen Augen und mit der linken Hand. Für Ronka Nickel „eine Technik, die das Sich-selbst-überraschen“ ganz ins Zentrum stellt.“ Aus dem Atelier der Künstlerin oder ihren Ausstellungen (unter anderem 2017 „Kunst in Kirchen“) ist bekannt, dass sie eine Affinität für „Metallenes“ hat, für sie der Einsatz von Industrieblech und Flex zu ihrem künstlerischen Schaffen ebenso gehört wie der von Farbe und Leinwand oder von Holz und Säge.

Leonie Minor von der Musikschule Butzbach umrahmte die Ausstellungseröffnung musikalisch mit Werken von Georg Friedrich Händel.

Ob Skulptur, Linolschnitt oder Malerei: „Ulrike Obenauer hat in den letzten Jahren den Charakter ihrer Arbeiten weiter entwickelt und verändert“, stellt Nickel fest. Vom eher „Nützlichen“ zum mehr „Abstrakten“, „was quasi nix kann, aber genau betrachtet werden will, um zu entdecken, was es kann.“ Bis 30. April kann man sich davon selbst überzeugen. Die „Zusammenhänge(n) ‚Werkgruppen‘“ mit rund 80 Arbeiten von Ulrike Obenauer in der „Galerie im Kreishaus“ sind im Foyer und im Flur (Parterre) während der Öffnungszeiten der Kreisverwaltung zu sehen.

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