Frauen ins Parlament

Arlt: Mut ist ein Verbündeter

Mit einem Kandidatinnen-Anteil von 44 Prozent für das Stadtparlament steht die FDP Bad Nauheim an der Spitze, was die Beteiligung von Frauen angeht. Was machen die Liberalen anders? Das wollten wir von Vorsitzender Catherina Arlt wissen. Wie die 35-Jährige im Interview schildert, spiele die gute Teamarbeit eine Rolle, ebenso wie das Selbstverständnis, Frauen für eine Mitarbeit anzusprechen.

Frauen an der Spitze: Catherina Arlt ist eine, sie ist Vorsitzende der FDP Bad Nauheim. (Foto: pv)
Frauen an der Spitze: Catherina Arlt ist eine, sie ist Vorsitzende der FDP Bad Nauheim. (Foto: pv)

Der Neue Landbote: Die FDP hat mit 22,5 Prozent einen niedrigen Frauenanteil im Bundestag ; die FDP hat keine Frauenquote. Abweichend von diesem Bild hat die FDP Bad Nauheim mit 44 Prozent (11 von 25 Plätzen) einen vergleichsweise hohen Frauenanteil auf der Liste. Welchen Stellenwert hat die Mitarbeit von Frauen in der FDP Bad Nauheim?

Catherina Arlt: Die FDP hat in einer Zielvereinbarung auf ihrem Bundestag 2019 beschlossen, durch die Repräsentanz von Frauen in Führungspositionen und Mandaten weitere Frauen zu motivieren, ebenfalls Führungsrollen in der Partei zu übernehmen. Meiner Meinung nach passt eine starre Frauenquote auch nicht zu einer Partei wie der FDP, die den Leistungsgedanken in den Vordergrund stellt, auch wenn dies natürlich den Frauenanteil schneller erhöhen würde. Für uns Liberale zählt die Leistung und die Qualifikation der Kandidatinnen und Kandidaten. Als Ortsvorsitzende habe ich die Selbstverpflichtung, dafür zu sorgen, dass wir Frauen aufstellen und ansprechen. Und für den Ortsverband ist es eine Selbstverständlichkeit, dass der Verband in allen Belangen gut durchmischt ist.

Ausgewogenere Ergebnisse

Arlt: Gemischte Teams sind effizienter. Daher nimmt die Mischung in der FDP Bad Nauheim zwischen Geschlecht und Alter einen hohen Stellenwert ein. Die Entwicklung unserer Stadt wird so aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und diskutiert. Das führt letztendlich zu einem ausgewogenerem und damit besserem Ergebnis. Wir bieten auch strukturell völlig verschiedene Formate an, um sich einzubringen – egal, ob Mann oder Frau. So sind Vorstandssitzungen reine Arbeitssitzungen mit straff durchgetaktetem Zeitplan.

Unser Stammtisch im „Kuckuck“, der aktuell natürlich nicht stattfinden kann, hat wiederum keine Tagesordnung und keinen festen Zeitplan. Die Jungmitgliedertreffen zielen hingegen darauf ab, unsere jungen Mitglieder zu informieren und Fragen zu stellen. Alle diese Veranstaltungen sind offen für alle Mitglieder, verfolgen aber ganz unterschiedliche Ziele. Trotz Fehlens des persönlichen Miteinanders können wir auch bei unseren digitalen Sitzungen und Treffs Mitstreiterinnen und Mitstreiter allen Alters in kontant hoher Zahl vorweisen. Für die Arbeitssitzungen werden wir das digitale Format auch sicher beibehalten.

Fotomontage: Petra Ihm-Fahle unter Verwendung einer Abbildung der Frauenrechtlerinnen Annie Kenney und Christabel Pankhurst
Fotomontage: Petra Ihm-Fahle unter Verwendung einer Abbildung der Frauenrechtlerinnen Annie Kenney und Christabel Pankhurst
Frauen ins Parlament: Teamarbeit ist entscheidend

Der Neue Landbote: Wie ist es Ihnen gelungen, vergleichsweise viele Frauen für eine Kandidatur zu interessieren?

Catherina Arlt: Mut ist ein mächtiger Verbündeter, und Transparenz motiviert. Getreu diesem Motto kommuniziere ich als Ortsvorsitzende und unser Fraktionsvorsitzender und Spitzenkandidat Benjamin Pizarro sehr offen in die Partei und Fraktion hinein. Wir setzen nicht auf Hierarchie-Denken, sondern stellen das Team in den Vordergrund. Das erzeugt natürlich mehr Diskussionen und Erklärungsbedarf, ermutigt aber gleichzeitig mehr Mitstreiterinnen und Mitstreiter, sich selbst einzubringen und Positionen und Aufgaben zu übernehmen.

Die Aufstellung der Liste für die Stadtverordnetenversammlung erfolgte beispielsweise im großen Kreis. Das ermöglichte es uns, unter den ersten zehn Kandidatinnen und Kandidaten einen Frauenanteil von 50 Prozent zu erreichen. Sie erwähnen eingangs, dass die FDP Bad Nauheim einen vergleichsweise hohen Frauenanteil auf der Liste für das Stadtparlament hat – ich möchte betonen, die FDP hat den mit Abstand höchsten Frauenanteil aller Wahlvorschläge in Bad Nauheim – und das alles ohne Quote!

So geht auch der Wettrauer FDP-Kreisverband mit dem Vorsitzenden Jens Jacobi bei dem Thema mit sehr gutem Beispiel voran. Auf der Kreistagsliste weist die FDP sogar einen Frauenanteil von 60 Prozent auf den ersten zehn Plätzen aus. Und auch hier haben die Freien Demokraten den höchsten Frauenanteil sämtlicher Parteien bei der Kreistagswahl.

In Summe ist das ein starkes Signal an alle Frauen in Bad Nauheim und der Wetterau und motiviert hoffentlich noch mehr von ihnen, sich bei uns einzubringen.

Der Neue Landbote: Wir danken für das Gespräch.

Vorsitzende der FDP Bad Nauheim

Catherina Arlt ist beruflich im Konzernrechnungswesen tätig. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften an der Goethe-Universität in Frankfurt/Main. Für die FDP übt sie in Bad Nauheim das Amt der Vorsitzenden aus. Sie kandidiert als Spitzenkandidatin für den Ortsbeirat Kernstadt, auf Platz 9 für das Stadtparlament und Platz 21 für den Kreistag.

Frauen, die für die FDP Bad Nauheim einen Sitz im Stadtparlament anstreben, sind Siegrid Bourdin, Paula Preiß, Petra Michel, Helga Bucerius-Macco, Catherina Arlt, Biljana Mioc, Patricia Preiß, Doris Füle, Marion Zewe, Elisa Heidt und Heike Heidt.

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