Diskriminierung vorbeugen
„Fairer Umgang mit Andersdenkenden – Würdigung des Ehrenamtes in der Flüchtlingsarbeit“: So lautet die Überschrift einer Resolution, die kürzlich vor der Sitzung des Kreistags des Landkreises Gießen von zahlreichen Repräsentantinnen und Repräsentanten der Öffentlichkeit unterschrieben wurde. Die Vorstellung der Resolution erfolgte im Foyer des Gießener Stadtverordneten-Sitzungssaals am Berliner Platz. Dort im Gießener Rathaus fand die Kreistagssitzung statt.
Anonyme Beschimpfungen
Diejenigen, die ihre Unterschrift leisteten, drücken ihren Ärger und ihre Abscheu darüber aus, dass überregional viele Menschen, die beispielsweise Flüchtlinge unterstützen, öffentlich oder anonym von Einzelpersonen oder verschiedenen Gruppierungen beschimpft werden. Bisweilen werden dabei Drohungen ausgesprochen. Unterschrieben haben beispielsweise die Landrätin des Kreises Gießen, Anita Schneider (SPD), die Oberbürgermeisterin der Stadt Gießen, Dietlind Grabe-Bolz (SPD), der Vorsitzende des Kreistags, Karl-Heinz Funck (SPD) und Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich (CDU) sowie weitere Kreis- und Gemeinde-Politikerinnen und –Politiker von CDU, FDP, FWG, SPD, den Grünen und der Partei „Die Linke“, auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kirchlicher, sozialer und karitativer sowie gewerkschaftlicher Institutionen und Ausländerbeiräte. Desweiteren Menschen, die sich um die Integration von Flüchtlingen kümmern. Es haben also nicht nur Bürger unterschrieben, die einer Partei angehören, sondern selbstverständlich auch Parteilose, ob sie nun kommunalpolitisch oder ehrenamtlich anderweitig sozial tätig sind.
Nachfolgend der Wortlaut der Resolution:
„Bundesweit ist eine Verrohung in der politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Andersdenkenden zu beobachten. In sozialen Netzwerken und Leserbriefen wird hemmungslos und strafrechtlich relevant beleidigt, diffamiert und sogar mit Gewalt gedroht – gerade beim Thema Flüchtlinge und Flüchtlingshilfe.
Besorgniserregend ist, dass unsere demokratische Diskussionskultur, die kontrovers sein kann und muss, darunter massiv leidet.
Alarmierend ist, dass durch die Verrohung der Sprache nicht nur unser Umgang miteinander erschwert, sondern Hass geschürt wird.
Nicht hinnehmbar ist, dass das Ehrenamt durch Diffamierungen derart beschädigt wird, dass sich nur schwer genügend Menschen für diese gesellschaftlich wichtige Aufgaben finden lassen. Ein Weiter-so darf es deshalb nicht geben. Vor diesem Hintergrund wirbt eine breite Allianz aus Politik, Kirche, Wohlfahrtsverbände, Sozialleistungsträger, Ausländerbeirat und Gewerkschaft für respektvollen und toleranten Umgang mit Andersdenkenden und unterstreicht in diesem Zusammenhang folgende Punkte:
Die Verrohung der Sprache und der Hass sind demokratieverachtend und müssen ein Ende haben.
Kritische und kontroverse Auseinandersetzungen: ja – aber immer konstruktiv und argumentativ.
Das Ehrenamt ist ohne Wenn und Aber zu würdigen: Ohne die wertvolle Arbeit der vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer beispielsweise in der Flüchtlingsarbeit kann Integration kaum gelingen. Ihre Arbeit ist nicht nur wertvoll für die Geflüchteten, die hier heimisch werden wollen, sondern auch für die hier lebende Bevölkerung insgesamt. Wir alle profitieren vom Engagement des Ehrenamtes.“