Batterieforschung und Drei-D-Druck
Friedberg ist eine besondere Studentenstadt. Etwa 6000 junge Leute sind hier bei der Technischen Hochschule Mittelhessen immatrikuliert, die mit den Standorten Gießen und Wetzlar zusammen rund 19 000 Studierende zählt. Dass sie in Friedberg weitgehend unsichtbar bleiben, liegt auch an ihrer Verwurzelung in der Region. Die meisten angehenden Maschinenbauer, Mechatroniker, Logistik- und Facility-Manager, die Wirtschafts- und Bahningenieure pendeln aus Frankfurt, Hanau, Bad Nauheim, Offenbach, Wetzlar und kleineren hessischen Orten ins verkehrsgünstig liegende Friedberg. Das sorgt für eine gewisse emotionale Distanz zwischen Eingesessenen und den Studiosi. Dabei arbeiten letztere intensiv daran, die Stadt zukunftssicher zu machen.Die Uni von Friedberg
Was treiben Studierende in Friedberg? Man sieht sie kaum – sie sitzen nicht in Cafés herum und bevölkern abends nicht die Kneipen. Die jungen Leute lernen in den Hörsälen der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) oder schrauben in weißen Kitteln in diversen Laboren an komplexen Apparaten. Für ein Unternehmen aus Fernwald erforscht eine Gruppe unter Leitung von Professor Alexander Kuznietsov gerade die Spannungen und Temperaturen von Batterien für Elektro-Autos. Diese Informationen sollen in die Ladegeräte gespeist werden. „So können wir durch eine flexible, an den Zustand der Batterie angepasste Nutzungsstrategie die Lebensdauer der Batterie verlängern und die Effizienz des Gesamtsystems verbessern,“ erläutert Professor Kuznietsov.
Mit fast einer halben Million Euro Forschungsförderung vom Staat baut eine andere Gruppe mit ihrem Professor Andreas Penirschke in Friedberg für das Deutsche Elektronen-Synchroton (DESY) in Hamburg einen „Ultra Low Charge Bunch Arrival-time Monitor“. Das künftige Messinstrument soll Elektronenbewegungen im Bereich von Femtosekunden (fs) aufnehmen. Diese Zeiteinheit entspricht dem Billiardstel einer Sekunde. Eine dritte Forschergruppe der THM erprobt in Friedberg unter der Leitung von Professor Udo Jung, wie sich mit speziellen Drei-D-Druckern Metalle per Laserstrahl zu leichten und trotzdem stabilen Bauteilen für Autos oder Flugzeuge verschmelzen lassen. Eine Frankfurter Firma und das Bundesforschungsministerium finanzieren das Projekt.
Technische Hochschule Mittelhessen wächst
Friedberg ist eine besondere Studentenstadt. Etwa 6000 junge Leute sind hier bei der Technischen Hochschule Mittelhessen immatrikuliert, die mit den Standorten Gießen und Wetzlar zusammen rund 19 000 Studierende zählt. Dass sie in Friedberg weitgehend unsichtbar bleiben, liegt auch an ihrer Verwurzelung in der Region. Die meisten angehenden Maschinenbauer, Mechatroniker, Logistik- und Facility-Manager, die Wirtschafts- und Bahningenieure pendeln aus Frankfurt, Hanau, Bad Nauheim, Offenbach, Wetzlar und kleineren hessischen Orten ins verkehrsgünstig liegende Friedberg. Das sorgt für eine gewisse emotionale Distanz zwischen Eingesessenen und den Studiosi. „Jahrelang beschwerten sich die Friedberger über falsch parkende Studenten“, erinnert sich der THM-Pressesprecher Erhard Jakobs. „Inzwischen versteht die Stadt viel besser, wer wir sind und was wir brauchen.“
Die größte hessische Hochschule für angewandte Wissenschaften braucht unter anderem Platz – und den bekommt sie in Friedberg. Seit der Gründung im Jahre 1971 wuchs die THM beträchtlich über das Gebäude des ehemaligen Polytechnikums an der Wilhelm-Leuschner-Straße hinaus. 2009 wurde gegenüber ein mehr als 18 Millionen Euro teures Zentrum für die Fachbereiche eröffnet, 2013 folgte ein Seminargebäude. 2016 und 2017 öffneten ein Laborbau und studentische Arbeitsräume, in die das Land Hessen mehr als sechs Millionen Euro investierte. Parallel dazu ließ die Stadt Friedberg auf dem Gelände der früheren US-Offizierswohnungen zahlreiche Mikro-Appartements für Studierende bauen. Bis Anfang 2022 wird die Mensa mit einem Aufwand von 6,5 Millionen Euro saniert und erweitert. Zwei Jahre später soll dann ein 14 Millionen teures Technologiezentrum für die Maschinenbauer, Mechatroniker und Materialtechnologen in Betrieb gehen.
Die Technische Hochschule hat gerade in Friedberg eine große Zukunft, glaubt der THM-Präsident Matthias Willems. Er formuliert es so: „Im Zusammenwirken mit dem von städtischer Seite eingeschlagenen Kurs, Friedberg als Standort für Gründer und junge Technologieunternehmen attraktiver zu machen, erkennen wir eine Chance, die Wetterauer Kreisstadt als Adresse für das Hinauspendeln aus dem Frankfurter Raum künftig weiter zu etablieren.“ Die Friedberger selbst könnten sich durchaus als Bewohner einer Hochschulstadt verstehen. „Am Profil Friedbergs als einer Stadt der Bildung hat die THM einen hohen Anteil“, meint Matthias Willems. Der Hochschul-Präsident und Bernd-Uwe Domes von der Wirtschaftsförderung Wetterau werben für einen „smarten Technologie-Park“, der künftig in Teilen der ehemaligen US-Kaserne Platz finden soll. Da können innovative Firmen für ihre Projekte intensiv wie etwa beim aktuellen Batterie-Projekt oder bei der Sensor-Entwicklung das Fachwissen der 66 Friedberger THM-Professoren und die Kreativität der Studierenden nutzen. So sind die Firmen bei der Auswahl ihres Fachkräfte-Nachwuchses auf der sicheren Seite, sagt Domes. „Sie müssen sich dann nicht mehr allein auf das Ergebnis eines einstündigen Einstellungsgesprächs verlassen.“