DeepSeek im Vergleich mit Chat GPT

Von Klaus Nissen

Bis zum 29. Januar 2025 hat sich der Autor noch nie mit KI – der künstlichen Intelligenz – beschäftigt. Wollte er nicht. Brauchte er nicht. Doch die Nachricht vom dramatischen Effekt der neuen chinesischen Software DeepSeek machte ihn neugierig. Er lud sie und die App des Google-Dienstes Chart GPT herunter, stellte einige Fragen und verglich die Antworten. Hier das Ergebnis.

Deepseek und Chat GPT können Poesie

Wie wäre es mit etwas Poesie? „Schreibe ein Lobgedicht auf die Landschaft Angeln!“ befehle ich den beiden KIs. Kein Problem – die Antworten kommen sekundenschnell. Beide Apps liefern fünf Strophen ab. Chat GPT kann den Paar-Reim:

Angeln, Land von stiller Pracht,

Wo die Natur in Schönheit erwacht.

Zwischen Wellen, Wiesen, Wald,

Erstrahlt die Landschaft, rein und bald.

Nun gut. Meine Heimat Angeln südlich von Dänemark ist eine hügelige End- und Grundmoränengegend mit vielen Äckern. Nicht Wellen, Wiesen und Wald prägen sie, sondern eher die vielen Knicks und die großen Dreiseit-Höfe. Was dichten denn die Chinesen?

In Angeln, wo die Hügel sanft sich heben,

entfaltet sich ein Bild, das still erhebt.

Die Wiesen grün, ein Meer aus zartem Leben,

Vom Himmel blau die Sonne sanft umwebt.

Okay – im 13 621 Kilometer von Schleswig entfernten Hangzhou wissen sie also, dass Angeln hügelig ist. Und ein paar Wiesen gibt es da auch. Die erste Strophe wirkt auch nicht ganz so steif wie die der Amis.

Fazit: Eins zu null für DeepSeek.

Wer ist Klaus Nissen?

Diese Frage stelle ich mir seit meiner Pubertät immer wieder selber und finde einfach keine eindeutige Antwort. Knifflig ist die Frage auch, weil es mindestens 27 Menschen namens Klaus Nissen in der Welt gibt. Mit einem davon bin ich sogar auf Facebook befreundet. Findet Chat GPT die Antwort?

Aber hallo – die Amis stellen mich ganz nach vorn: „Klaus Nissen, Journalist und Autor: Er ist bekannt für seine Arbeit als Journalist und hat unter anderem für den ,Wetterauer Landboten geschrieben. Zudem ist er Autor des Reiseführers ,Limeswandern: Von Rheinbrohl. bis Miltenberg.` Alles richtig, wenn auch nicht sehr viel. Leider findet Chat GPT noch ein dämliches Foto von mir, in dem ich auf einer Himalaya-Wanderung eine dämliche Wollkappe trage.

Zwei andere Klaus Nissen sind den Amis noch der Erwähnung wert: Einer ist Geschäftsführer und Gründer einer dänischen Spedition, der andere ist Forscher an der Copenhagen Business School.

Und was wissen die Chinesen über mich?

Der Rechner denkt eine Weile nach. Dann berichtet er, dass er einen dänischen Schauspieler Claus Nissen (1988-2008) gefunden habe, der wegen der Schreibweise wohl nicht der Gesuchte sei.

Und dann: „Klaus Nissen ist als Journalist und Autor für Regionalmedien wie landbote.info und die Karbener Zeitung aktiv.“ Ich habe über Themen wie die Reaktivierung der Horlofftalbahn und die Haushaltsplanung in Karben geschrieben, mich auch mit einem Klimaschutzmanager über die Zukunft von Ölheizungen unterhalten. Stimmt alles, ist aber recht willkürlich herausgepickt. Enthält keine peinlichen Fotos und plaudert keine Intimitäten aus.

Fazit: Zwei zu null für die Chinesen.

Wer ist hier Direktkandidat der Grünen?

Noch schwanke ich, wem ich bei der Bundestagswahl meine Erststimme gebe. Vielleicht einem Grünen? Aber wer ist das?

Chat GPT versagt. „Die Grünen haben für den Wahlkreis 179 (Wöllstadt) noch keinen Direktkandidaten für die Bundestagswahl 2025 offiziell bekanntgegeben.“ Das ist falsch. Mein Wahlkreis hat die Nummer 177. Und da kandidiert Esra Edel für die Grünen. Auf Nachfrage behauptet Chat GPT, Esra Edel sei eine Frau, die schon 2021 vergeblich für den Wahlkreis 179 (Wöllstadt) kandidiert habe.

Alles Mumpitz. Deepseek hingegen schildert mir ausführlich, welche Webseiten es auf der Suche nach Esra Edel gefunden und wie es sie gewichtet hat. Dann kommt ein ganzseitiges Dossier: Edel sei 31 Jahre alt, Vorsitzender des Bauausschusses im Parlament von Bad Nauheim und verdiene sein Geld als Sales-Manager beim Friedberger Spiele-hersteller Pegasus. Und so weiter.

Fazit: Drei zu null für Deepseek

Lässt Trump US-Anleihen durch die Decke gehen?

Und jetzt etwas Komplexes für die Künstliche Intelligenz: Kluge Analysten vermuten, dass die Politik von Donald Trump so teuer wird, dass die USA bald noch viel höhere Zinsen für ihre Staatsanleihen zahlen muss. Sie liegen jetzt schon auf über vier Prozent.

Chat GPT lässt mich wieder in Stich. Auf meine konkrete Frage gibt es eine allgemeine Antwort: Das erhöhte Staatsdefizit in Trumps erster Amtszeit habe die Nachfrage nach Staatsanleihen beeinflusst. „Jedoch beeinflusst die US-Notenbaank (Fed) ebenfalls stark die Zinssätze durch ihre Geldpolitik.“ Je nun.

Deep Seek hingegen nennt 22 Quellen, aus den es die Antwort auf meine Frage destilliert: „Ja, es wird erwartet, ddass die Zinssätze von US-Staatsanleihen aufgrund der Politik von Donald Trump steigen werden. Dies liegt an mehreren Faktoren“ – und listet die dann ausführlich auf.

Fazit: Vier zu null für Deepseek

Soll ich also tausend Euro in US-Staatsanleihen investieren?

Chat GPT scheut vor einer klaren Antwort zurück. Es referiert über die Bedeutung von Diversifikation, Inflation und Wechselkursrisiko. Und empfiehlt mir dann, einen Finanzberater zu Rate zu ziehen.

DeepSeek streikt sogar völlig. Es lässt mich ein paar Sekunden warten. Dann kommt die Meldung: „The Server ist busy. Please try again later.“ Auch, als ich es später noch einmal probiere.

Fazit: Vier zu eins für Deepseek. Ein nettes Spielzeug. Das ich zum Glück nicht brauche.