Über Trennkost und Stockheim
Der Klavierkabarettist Daniel Helfrich tritt am Freitag, 20. Mai 2022, in der Kulturhalle Stockheim mit seinem Programm „Trennkost ist kein Abschiedsessen“ auf. Die Kulturhalle hat zu dem Auftritt ein unterhaltsames Interview mit dem Kabarettisten veröffentlicht, in dem er verrät, warum sich Trennung für ein Kabarettprogramm eignet, warum sein Auftritt in Stockheim was besonderes ist und was das Publikum tun kann, ihn zum besten der Tour zu machen.Kulturhalle: Lieber Daniel Helfrich, wann haben Sie sich denn zum letzten Mal getrennt?
Helfrich:Man trennt oder trennt sich von irgendwas oder irgendwem ja nahezu täglich. Eine Trennung muss ja auch nicht nur auf die vom Partner bezogen sein. Ich habe zum Beispiel heute Morgen den Aludeckel meines Frühstückquarks von der leeren Schale getrennt. Sollte man ja machen. Und den Keller hab ich vor kurzem auch mal wieder ausgemistet. Da standen auch einige schmerzhafte Trennungen an.
Das Wort Trennung verbinden die meisten von uns mit Schmerz, Trauer oder einer schweren Entscheidung. Warum eignet sich „Trennung“ für ein Kabarettprogramm?
Humor benötigt ja immer eine gewisse Fallhöhe. Gerade aus scheinbar negativen Dingen, kann man auch viel Positives herausziehen. Ich glaube, dass mir mit meiner speziellen Art der Betrachtung von Trennungen ein sehr witziges Programm gelungen ist. Das Thema Trennung gibt ja so viel her: Ob vom Partner, Essen; Müll oder, wie in Van Goghs Fall, vom eigenen Ohr. Man muss sich auch nur mal vorstellen, was passiert wäre, wenn sich Adam von Eva getrennt hätte.
Wann und wie sind Sie auf den Vorgang einer Trennung als bestimmendes Element Ihres aktuellen Programms gekommen? Gibt es da eine persönliche Vorgeschichte? Wenn ja, würde uns diese natürlich brennend interessieren…
Da gab es tatsächlich eine Initialzündung, nämlich als ich im Radio einen Bericht über Trennkost hörte. Da ich auch im Alltag gerne mit Worten spiele kam mir der Gedanke: Nein: „Trenn-Kost ist kein Abschiedsessen“. Trennkost an sich empfand ich jetzt nicht unbedingt als so spannend, um daraus ein abendfüllendes Programm zu machen, aber das Thema Trennung im Allgemeinen hat mich dann doch so beschäftigt, dass ich dazu recherchiert habe und mir meine eigenen skurrilen Gedanken dazu gemacht habe.
Ist Ihr Programm auch für glücklich Vereinte, egal mit wem oder was, geeignet?
Ja, natürlich. Das ist ein Programm nicht nur für Petersiliensafttrinker und Bambusbecherbesitzer, sondern auch für Menschen mit nicht ganz ernst gemeinten Trennungsabsichten oder auch für jene mit übertriebener Trennungsangst. Vor allem ist es ein Programm für Menschen, die Lust auf urkomische Lieder und gehobenen Blödsinn haben.
Während der Corona-Pandemie ging sowohl für Künstler als auch für Publikum nicht viel. Warum ist genau jetzt der richtige Moment, wieder einen Kabarettabend zu genießen?
Ich denke, dass sich jeder momentan danach sehnt vor dem Alltag und den vielen negativen Nachrichten zu fliehen. Das ist und war auch schon immer mein Anspruch, das Publikum zwei Stunden aus dem Alltag zu reißen. Mein Programm ist im weitesten Sinne gesellschaftskritisch aber nicht politisch. Ich versuche, den erhobenen Zeigefinger zu vermeiden. Warum jetzt der richtige Moment ist? Prinzipiell denke ich, es ist immer der richtige Moment Kulturveranstaltungen zu besuchen.
Was kann das Publikum tun, damit das Gastspiel in der Kulturhalle das Beste Ihrer gesamten Tour wird?
Zahlreich erscheinen. Das ist in den jetzigen Zeiten coronabedingt nicht selbstverständlich. Wir Künstler und auch die Theater sind genau jetzt auf die Unterstützung des Publikums angewiesen, sonst wird viel in der Kulturszene unwiderrufbar kaputt gehen und fehlen.
Gibt es eine Anekdote, ein persönliches Erlebnis oder eine Begebenheit zu unserer schönen Stadt, die Sie noch Ihren Enkeln berichten werden?
In Stockheim spiele ich nun zum dritten Mal. Mein letzter Auftritt in der Kulturhalle fand im April 2020 gleich zu Beginn der Corona-Zeit als Live-Stream ohne Publikum statt. Das war damals für mich der erste Live-Stream, den ich spielte. Dementsprechend für mich etwas ganz Besonderes. Ich war damals sehr angetan von Harald Steinke und seinem Team, die in so kurzer Zeit einen solch professionellen Stream möglich machten.
Was uns schon immer interessiert hat: Was ist das Allerletzte was Sie tun, bevor Sie auf die Bühne gehen?
Ich habe tatsächlich eine Art Ritual. Das beginnt etwa 30-40 Minuten vor dem Auftritt mit Anziehen der Bühnengarderobe, Haare stylen und Schminken. In der Regel singe ich mich dann ein wenig ein und versuche mich zu sammeln. Das Allerletzte, was ich direkt vor dem Auftritt mache, ist den Sender meines Headsets anmachen und ein paar Mal in die Hände klatschen, um ganz beschwingt auf die Bühne zu kommen.
Daniel Helfrich tritt mit „Trennkost ist kein Abschiedsessen“ am Freitag, 20. Mai 2022, um 20.15 Uhr in der Kulturhalle Stockheim auf. Karten gibt es im Vorverkauf für 18 Euro online auf kulturhalle-stockheim.de. An der Abendkasse kostendie karten 20 Euro.