Brokeback Mountain

Als Oper in Gießen

von Jörg-Peter Schmidt

Der Film „Brokeback Mountain“ des Regisseurs Ang Lee mit den Hauptdarstellern Heath Ledger und Jake Gyllenhaal kam 2005 in die Kinos und wurde ein Oskar-gekrönter Welterfolg. Der Streifen handelt von der Liebe zweier Cowboys zueinander, den Vorurteilen ihnen gegenüber und  familiären und gesellschaftlichen  Konflikten. Diesen Stoff gibt es auch als Oper, die jetzt in Gießen aufgeführt wird. Die Premiere ist am Samstag, 19. Februar 2022 im Stadttheater.

Sowohl beim Ensemble als auch beim Publikum herrscht Vorfreude und Spannung vor der ersten Darbietung in Gießen, der dann noch weitere Vorstellungen folgen werden. Während einer Pressekonferenz im Foyer des Theaters  war mehr über die Oper des US-amerikanischen Komponisten  und Pianisten Charles Wuorinen  zu erfahren. Das Libretto stammt von  der kanadisch-US-amerikanischen Autorin  Annie Proulx. Sie hatte auch die Kurzgeschichte  verfasst, die  Grundlage für Film und Oper ist.

Das Bühnenbild fängt die Landschaft von  Wyoming und das Leben der Cowboys ein. (Fotos: Rolf K. Wegst)

Herausforderung für alle Akteure

Für Erläuterungen und Fragen standen zur Verfügung: Die Intendantin Regisseurin Cathérine Miville, zuständig für diese Inszenierung, Monika Gora (Kostüme), die beiden Darsteller als Cowboys Jack und Ennis, Samuel Levine und Sebastian Noack, Samuel Christian Zinsli (Musikdramaturg)  und Marc Jungreithmeier (zuständig für die Videoinstallationen).

Wie sie unterstrichen, ist diese Oper, deren allererste Aufführung  am 28. Januar  2014 im  Teatro Real Madrid stattfand, eine Herausforderung in musikalischer und schauspielerischer Hinsicht. Damit diese Aufgabe, auf die man sich (auch wegen der kulturellen Coronapausen) lange vorbereitet hat, gemeistert wird,  gibt es zudem noch weitere Voraussetzungen, die zu bewältigen sind. Wie präsentiert  man die Berglandschaft von Wyoming auf der Bühne?  Dies wurde in der Pressekonferenz erläutert und ist auch im Pressetext des  Stadttheaters zusammengefasst:   „Lukas Noll hat dafür  ein Bühnenbild entworfen, in dem sich realistische und abstrakte Elemente mischen, so dass schnelle Szenen- und Zeitwechsel möglich sind. Videoprojektionen von Marc Jungreithmeier setzen in Verbindung mit dem Lichtdesign von Thomas Haase das ländliche Amerika plastisch in Szene, so wie auch die Kostüme von Monika Gora die zeitlose Mode im Wyoming der Schafhirten abbilden.“

Homosexuelle erleben Vorurteile und Konflikte

Die musikalische Leitung der Produktion liegt bei Fabrizio Ventura und Martin Spahr, der Chor des Stadttheaters singt unter der Leitung von Jan Hoffmann. Die Premiere dirigiert Maestro Ventura, der ehemalige Generalmusikdirektor der Staatsoper Istanbul sowie des Theaters Münster und des Sinfonieorchesters Münster.

Die Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadttheater werden mehrere Zeitsprünge erleben, was die Aufführungen durchaus interessant machen. Es geht um die Jahre 1963 bis 1983, die weltweit viele politische Fortschritte und Rückschritte und soziale Umwälzungen mit sich brachten.  Ein Konfliktherd, der auch heute noch in vielen Ländern als großes Problem besteht, ist die Diskriminierung von Homosexualität, die ja  auch im Mittelpunkt  von  „Brokeback Mountain“  steht. Die Cowboys Jack und Ennis sind zunächst selbst überrascht über ihre Gefühle zueinander, spüren dann aber ihre Liebe, die heimlich  erfolgt: So viele Menschen hassen und bekämpfen Homosexualität. Hinzu kommen die zu erwartenden   familiären Konflikte der beiden Männer,  in deren Leben ja auch Frauen, Eltern und Kinder eine bedeutende Rolle spielen, die ebenfalls keine einfache Situation vorfinden.

Prekäre familiäre Situationen

Cathérine Miville wies in der Pressekonferenz auf  die Folgen der Liebe zwischen Jack und Ennis  für die familiäre und  gesellschaftliche Situation hin. Es gehe auch um die Furcht, andere zu verletzen, aber auch den Kampf gegen verinnerlichte Konventionen. Lukas Noll hat dafür ein Bühnenbild entworfen, in dem sich realistische und abstrakte Elemente mischen, so dass schnelle Szenen- und Zeitwechsel möglich sind.

Lange wurde  für die Oper „Brokeback Mountain“  in Gießen geworben – jetzt ist es soweit. (Foto: Jörg-Peter Schmidt)

Neben der Musik und verschiedenen  optischen Effekten spielen auch die Kostüme eine bedeutende  Rolle bei dieser Oper, deren Ausgangspunkt ja der Auftrag  an Ennis und  Jack ist, Schafe im Gebirge zu hüten. Unter der Leitung von Monika Gora  wurde bei der Auswahl der Kleidung darauf geachtet, die Atmosphäre  von Schafzüchtern in Wyoming  darzustellen, angefangen bei den schicken Cowboyhüten, den Jeans, den   typischen Hemden. Auch darauf wird das Publikum achten.

Anspruchsvolle Aufgaben sind zu bewältigen

Abschließend noch ein Auszug aus dem Pressetext, aus dem hervorgeht: „Große und außergewöhnlich anspruchsvolle Partien haben die beiden Cowboys –Samuel Levine und Sebastian Noack – zu bewältigen. Alle Figuren, auch kleinere Partien, bekommen ein eigenes Profil, so die Ehefrauen (Antonia Bourvén / Hailey Clark und Ilseyar Khayrullova), Jacks Eltern (Melinda Paulsen und Dan Chamandy) oder Schafzüchter Aguirre (Bassist Pawel Lawreszuk). Von dem Ensemble des Gießener Stadttheaters ist Tomi Wendt zu erleben. Einzelne Chormitglieder sind zudem solistisch eingesetzt.“ Es spielt das Philharmonische Orchester Gießen bei den Vorstellungen.

Premiere ist am 19. 2.2022 um 19.30 Uhr, Großes Haus. Weitere Vorstellungen: 4. 3.2022, 18. 3.2022, 9. 4.2022, 29. 4. 2022, 12. 5.2022 jeweils um 19:30 Uhr – Weitere Informationen unter stadttheater-giessen.de

Titelbild: Die beiden Cowboys: Samuel Levine und Sebastian Noack (von links), die die beiden Protagonisten Jack und Ennis darstellen.  (Fotos: Rolf K. Wegst)

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