Tarot-Maschine am Landbote-Stand
Mit seiner Tarot-Maschine sagt der Rosbacher Metallbildhauer Bashir Molly die Zukunft voraus. Bei „Friedberg spielt“ am Samstag, 11. Juni 2016, dreht sich das Rad mit den Tarotkarten am Stand des Neuen Landboten und der Künstler kommt, um seine Maschine – und sich – zu erklären.
Apokalyptisches Altertswerk
„Meine künstlerische Identität ist von Altersweisheit gekrönt“, sagt der 74 Jahre alte Metallbildhauer über sich. Der gebürtige Berliner lebt „seit gefühlten 100 Jahren“ in Ober-Rosbach, tatsächlich seit 1979. Derzeit arbeitet er an einem apokalyptischen Werk: Jesus steigt vom Kreuz und gesellt sich, mit einer Kalaschnikow in der Hand, zu den apokalyptischen Reitern (die vier in der Offenbarung des Johannes geschilderten, Pest, Krieg, Hungersnot und Tod symbolisierenden Reiter). Oder stellt er sich ihnen entgegen? Sein neues Kunstwerk will Molly beim Museumsuferfest in Frankfurt präsentieren.
Als er noch Schrott-Art-ist war
Die Tarot-Maschine, die Molly am Landbote-Stand bei „Friedberg spielt“ präsentiert, ist ein gut 20 Jahre altes Werk. Es stammt aus der Zeit, als er sich noch als „Schrott-Art-ist“ bezeichnete. Auf ein Rad hat er die 78 Tarotkarten befestigt. Tarot ist ein altes Kartenspiel, dessen Karten auch als Wahrsagekarten genutzt werden. Molly will anhand der Karten zum Beispiel voraussagen können, ob jemand eine Schönheitsoperation nötig hat oder nicht. Die Landbote-Redaktion wird bei stündlichen Verlosungen sehr genau sagen können, ob jemand gewonnen hat.
Den Rohstoff für seine Kunstwerke besorgte sich Molly zunächst beim Schrotthändler und beim Sperrmüll . Später stieg er auf Edelstahl um und nannte sich fortan „Metallbildhauer“. „Die Bezeichnung ‚Schrott-Art-ist‘ habe ich abgelegt, um höhere Preise zu erzielen“, sagt er. Für Kunstwerke aus Schrott wollten seine Kunden nicht so viel bezahlen. Die Haltbarkeit seiner Edelstahlwerke schätzt er auf 100 bis 200 Jahre.
Affen und riesige Büstenhalter
Eine Auswahl der Figuren aus Edelstahl ist auf einem Grundstück am Ortseingang von Ober-Rosbach aus Richtung Friedberg zu sehen. Da turnen edelstählerne Affen zwischen den Bäumen, spannen sich riesige Büstenhalter ums Gebüsch und stehen eulen- und mausähnliche Tiere, die als Briefkästen dienen. Reihenhausbesitzer im Taunus haben diese Briefkästen gekauft, damit sich ihr genormtes Haus von den anderen unterscheidet, s agt Molly.
Ganz verabschiedet vom Schrott hat er sich nicht. Für neue Figuren sucht er Karosserieteile von Autos: Kotflügel, Kühlerhauben, Kofferraumdeckel vor allem. Sein Problem: die Farbe der Autos ist heute zu einheitlich, meist silbermetallic oder schwarz. Er hätte gerne rote. Oder noch lieber bonbonfarbene, so wie die US-amerikanischen Straßenkreuzer der 50er und 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ausgesehen haben.
Zuletzt waren Werke von Molly übrigens beim Markt der Möglichkeiten gegen den Querdenken-Kongress“ zu sehen: Ein Flüchtling, der über einen Zaun steigt, ein Boot mit Flüchtlingen. Die Querdenker sollen lernen, geradeaus zu denken, meint Molly.
Die Tarot-Maschine dreht sich ab 11 Uhr am Stand des Neuen Landboten in Höhe von Büro-König, Kaiserstraße 14. Von 13 bis 13.30 Uhr und von 15 bis 15.30 Uhr wird Bashir Molly anwesend sein.