Bahnstreik

Vermeidberer großer Schaden

Von Dietrich Jörn Weder

Sie wollen am nächsten Montag oder Dienstag zu einer Beerdigung oder Hochzeitsfeier mit der Bahn reisen? – Keine Chance! Die Eisenbahnergewerkschaft kennt da kein Pardon. Sie hat ihre Mitglieder ohne wirkliche Not zu einem 50stündigem Streik aufgerufen. Sie haut auf die ganz große Pauke, ohne dass sie das auch nur einen Pfennig kostet.

Verfrüht auf die Spitze getrieben

Die ausgedehnte Arbeitsniederlegung findet ohne Urabstimmung statt, so dass die gewerkschaftliche Streikkasse dadurch nicht beansprucht wird. Und weil die Deutsche Bahn nicht weiß, wer da freiwillig oder gezwungenermaßen nicht zur Arbeit kommt, wird sie auch kaum das Gehalt der wegbleibenden Mitarbeiter entsprechend kürzen können.

Ich halte die verfrüht auf die Spitze getriebene Nötigung des Arbeitgebers Bahn für einen Missbrauch des Streikrechts. Zwei volle Tage lang den Berufspendlern den Weg zur Arbeit zu versperren, verursacht zudem einen großen wirtschaftlichen Schaden. Nur im äußersten Fall, wenn in einer Tarifauseinandersetzung nichts mehr geht, als „ultima ratio“, dürften die eigentlich unentbehrlichen öffentlichen Verkehrsmittel bestreikt werden.

Jedem Streik bei der Bahn müsste eine verpflichtende Schlichtung vorausgehen. Als die Bahnmitarbeiter noch angemessen versorgte Beamte waren, brauchte es und gab es keinen Streik. Merkwürdig, dass die hierin offenbar hasenfüßige Regierung nicht einmal den Versuch macht, den Streik mit seinen gravierenden Auswirkungen abzuwenden!

Fehlende Geduld und Fantasie

Es ist nicht so, dass der Arbeitgeber Bahn die Mitarbeiter mit einem armseligen Angebot billig abspeisen will. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will aber offenbar deutlich mehr herausholen, als es Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (verdi) gerade mit einem gewichtigen Tarifergebnis für die öffentlich Bediensteten gelungen ist.

Es wird auch geargwöhnt, dass es der EVG letzten Endes darum geht, der konkurrierenden Lokführergewerkschaft zu zeigen, wer den größeren Hammer schwingt. Um jedoch Tarifverhandlungen ohne vorzeitigen Bruch zu einem erfolgreichen Ende zu führen, müssen die Beteiligten aller Erfahrung nach Geduld, Zähigkeit und Fantasie aufbringen. Die EVG gibt sich in diesen Disziplinen nicht die nötige Mühe. Die Leidtragenden sind die Bahnreisenden.

Dr. rer. pol. Dietrich Jörn Weder war Jahrzehnte lang leitender Umweltredakteur und Fernsehkommentator des Hessischen Rundfunks. Seit seiner Pensionierung arbeitet er als freier Autor für Print- und Audiomedien. Er betreibt den Blog Wachposten Frankfurt, auf dem er Kommentare zu aktuellen Themen veröffentlicht. Wachposten

Titelbild: Archivbild Zugausfälle und enorme Verspätungen. (Foto: Rieb)

2 Gedanken zu „Bahnstreik“

  1. Der Dr. hat gut reden, sitzt er doch dank einer hohen Rente/Pension und einem wohl gutem Zuverdienst auf der Sonnenseite des Lebens, während die meisten Eisenbahner am Monatsende nicht mehr wissen wie sie die Miet-oder Heizkosten bezahlen sollen. Es gäbe vieles, was man dem Herrn Dr. entgegnen könnte, aber eines ist klar: von Streik und Tarifverhandlungen hat er keine Ahnung, profitiert hat er davon als ehemaliger HR Mitarbeiter wohl doch, wenn auch ggf. indirekt, dank einer ehemals starken IG-Medien, die sich wie die EVG heute, gegen so ein Angebot wie das der Bahn allemal mit einem heftigen Streik gewehrt hätte.

  2. Der Artikel ist tendenziös und gewerkschaftsfeindlich. Der Grundsatz der Tarifautonomie wird gleich mit in Frage gestellt. Wenn ein solch einseitiger Kommentar publiziert wird, wäre es gut gewesen, auch einem Gewerkschafter eine Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.

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