Auslieferungslager bei Echzell
Die Wetterau bekommt im Laufe des Jahres 2020 eine Amazon-Niederlassung. Von Grund-Schwalheim aus wird der Online-Händler künftig seine Kunden im Rhein-Main-Gebiet und Oberhessen beliefern.
Amazon siedelt an der B455
Schon im Juli 2019 gab es Gerüchte, dass Amazon in die Wetterau expandieren will. Doch damals verweigerte der Konzern und auch Echzells Bürgermeister Wilfried Mogk hartnäckig jede Auskunft über diese Pläne. Am 19. Februar 2020 wurden dann aber Nägel mit Köpfen gemacht: Der Gemeindevorstand unterzeichnete einen städtebaulichen Vertrag mit dem Besitzer des Amazon-Standorts. Darin verpflichtet sich die Kapitalgesellschaft, die Leitungen für Wasser, Strom und Abwasser zur künftigen Niederlassung auf eigene Kosten verlegen zu lassen. Damit steht einer Baugenehmigung durch den Wetteraukreis voraussichtlich nichts mehr im Wege, sagte Bürgermeister Mogk auf Anfrage. Die Besitzer-Firma will den Logistik-Standort bauen und ihn dann an Amazon verpachten.
Von Grund-Schwalheim aus will Amazon mit eigenen Sprintern die von Privatleuten online bestellen Waren ausliefern. Die Waren kommen mit großen Lastwagen über die A5 und die A45 voraussichtlich aus dem großen Verteilzentrum bei Bad Hersfeld. Sie werden von der Autobahn-Abfahrt Wölfersheim auf der B455 bis in den kleinsten Ortsteil von Echzell gebracht und dann in die kleineren Lieferwagen umgeladen. Im neuen Verteilzentrum sollen bis zu 150 Arbeitsplätze entstehen, so Wilfried Mogk. Die Lieferwagen sollen in einem bis zu hundert Kilometer großen Umkreis die Waren ausliefern – also auch nach Gießen, in den Vogelsbergkreis, in der ganzen Wetterau und nach Süden bis hinunter nach Hanau. Bislang hat Amazon nach eigenen Angaben in Deutschland zwölf Standorte. 2017 eröffnete das Unternehmen eine Niederlassung in Frankenthal nördlich von Mannheim, 2019 eine weitere im südhessischen Gernsheim. Den Einstiegslohn der Versand-Mitarbeiter beziffert das Unternehmen auf seiner Webseite auf 11,10 Euro brutto pro Stunde.
Sprinter beliefern das nördliche Rhein-Main-Gebiet
Dass Amazon nun einen Logistikstandort in Grund-Schwalheim aufbaut, habe ihn „not amused“, gesteht Bürgermeister Mogk. Doch im zuletzt 2008 aktualisierten Bebauungsplan sei ausdrücklich auch eine Logistik-Nutzung des Grundstücks vorgesehen. Dagegen könne die Gemeinde nichts machen. Man müsse sehen, wie sich der Lieferverkehr auf die Straßen in Echzell auswirkt. Gut findet der Bürgermeister, dass nach das Gewerbeland nach mehr als 20 Jahren endlich genutzt werden kann. Der Betrieb und die Arbeitsplätze dürften auch Gewerbesteuer- und Einkommensteuerzahlungen in die Gemeinde bringen. Die Echzeller hätten nun auch die Chance, weiteres Gewerbeland im nächsten Flächennutzungsplan genehmigt zu bekommen. Auch der stellvertretende Echzeller CDU-Vorsitzende Jochen Degkwitz äußerte sich gestern auf Anfrage eher skeptisch zur Amazon-Niederlassung: „“Die würde heute nicht mehr genehmigt“, meinte er – doch der alte Bebauungsplan sei nun mal in Kraft. Der zusätzliche Lkw-Verkehr werde den Autobahnzubringer bei Wölfersheim zusätzlich belasten. Dort wird auch der Lieferverkehr des künftigen Rewe-Logistikzentrums auflaufen.
In Grund-Schwalheim siedelt sich Amazon in der Gemarkung „Sauweide“ direkt an der B455 an. Der 3,3 Hektar umfassende Acker war schon 1998 im Flächennutzungsplan als Gewerbegebiet ausgewiesen. Ursprünglich wollte dort die Firma Flaschen-Kröll eine Abfüllanlage für das hier geförderte Kreuzquell-Mineralwasser bauen – doch die Pläne zerschlugen sich. Auch spätere Eigentümer scheiterten mit ihren Entwicklungsplänen. Bei einer Zwangsversteigerung verzichtete die Gemeinde auf den Kauf des Geländes, weil es ihr zu teuer erschien.
Auf der „Sauweide“ darf eine Fläche von 200 mal 125 Metern bis maximal 13 Meter hoch bebaut werden. Das wäre immerhin ein Gebäude von 25000 Quadratmetern – also flächenmäßig eine viermal kleinere Variante der wenige Kilometer entfernt geplanten Logistikhalle des Rewe-Konzerns. Das Grundstück liegt an der Kreuzung der Bundesstraße 455 mit der L3188. Wer die Kreuzung von Bisses kommend gen Unter-Widdersheim überquert, sieht das Areal links der Straße, nördlich der B455. Ein Stück weiter erhebt sich das Plateau der Alteburg, auf dem vor 1800 Jahren ein römisches Kleinkastell stand. Der Limes führte von dort entlang der Straße zum möglichen Gewerbegebiet und machte an der heutigen Kreuzung einen Knick in Richtung der Häuser von Grund-Schwalheim. Auf dem Gelände baut die Besitzerfirma eine Lagerhalle für die Amazon-Güter und eine weitere Halle für die Lieferfahrzeuge. Von der B455 aus soll eine Abbiegespur auf das Betriebsgelände gebaut werden.
wie kann das sein, erst gibt es eine Baugenehmigung, der Betonklotz steht und nun ???