Sascha Raabe

Wahlkampf ist kein Zuckerschlecken

Von Klaus Nissen

Wer sein Bundestagsmandat ernst nimmt, hat eine Menge Arbeit und Verantwortung. Nicht nur in Berlin, sondern auch gegenüber den Menschen dem eigenen Wahlkreis. Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass die meisten Abgeordneten ihr Mandat ernst nehmen. Trotzdem begegnen ihnen viele Wähler oder Nichtwähler daheim mit Desinteresse oder gar mit Aggression.  Der Neue Landbote stellt exemplarisch die Kandidaten für den Wahlkreis 180 vor, der Hanau und die Kommunen im westlichen Main-Kinzig-Kreis umfasst. Zunächst den Sozialdemokraten Sascha Raabe.

Sascha Raabe

Ein Wahlkampf-Sonntag für den SPD-Direktkandidaten: Gegen elf stoppt das Raabe-Mobil vor dem Kleingärtner-Heim im Nordwesten von Hanau. Der Saal ist ziemlich leer. Eine Runde alter Herren spielt Skat und zieht das auch während des Vortrags von Sascha Raabe eisern durch. Daneben sitzen sieben Zuhörer gesetzten Alters, fast alle SPD-Mitglieder. Sie möchten wissen, wie der Kandidat im Bundestag für erträgliche Mieten sorgen will.

Wahlkampf bei den Kleingärtnern: Sozialdemokrat Sascha Raabe im Gespräch mit den Hanauern Heinrich Loch (links) und Reiner Wegener. Foto: Nissen

Sascha Raabe sagt: Das Wohngeld muss erhöht werden, wenn die Mieten weiter steigen. Kein Mensch soll wegen der hohen Kosten wegziehen zu müssen. Und wenn man eine neue Wohnung sucht, muss der Vermieter jedem Bewerber automatisch den alten Mietvertrag vorlegen. Damit die Mietpreisbremse wieder funktioniert.

Leider habe ja nicht alles funktioniert in Berlin. „Der größte Fehler war, zuzusehen, dass in den Flüchtlingslagern des Nahen Ostens die die Gelder ausgingen und die Leute sich auf den Weg nach Europa machten.“ So kam es zum großen Flüchtlingstreck vom Herbst 2015. Da habe Deutschland ohne Abstimmung mit anderen Ländern die Grenzen geöffnet und einen Kontrollverlust erlitten. Flüchtlinge müsse man retten – andererseits sei die Forderung nach einer Obergrenze auch verständlich, meint der SPD-Bundestagskandidat für den Wahlkreis 180 mit ernstem Gesicht.

Den Mindestlohn verdanke man der SPD

Das Bemühen um soziale Gerechtigkeit in Deutschland und der ganzen Welt spiegelt sich glaubhaft im Gesicht und auf den Internet- und Facebookseiten von Sascha Raabe. Der große schlanke Mann könnte mit seinen blauen Augen, dem dunklen Haarschopf, den weißen Zähnen und dem regelmäßigen Antlitz auch gut als Sonnyboy durchgehen. Er kann strahlend lächeln und smalltalken – aber wichtiger sind ihm ernste Themen. Der 1968 geborene Mann sagt, die SPD habe den Mindestlohn eingeführt – und das werde man ihr noch in 50 Jahren als Erfolg anrechnen.

Privates gibt Sascha Raabe nicht preis. Er wohnt in Gründau, ist kinderlos und verheiratet. Der Sohn eines Industrie-Angestellten kümmerte sich nach dem Abitur als Zivi um Körperbehinderte. Er jobbte in der Fabrik, studierte in Frankfurt Politologie und später Jura. Er promovierte, wurde 1990 SPD-Mitglied und arbeitete für den damaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Bernd Reuter. 1996 wählten ihn die Bürger seines Heimatortes Rodenbach zum Bürgermeister. 2002 wechselte Raabe in den Bundestag. Erst der heutige CDU-Generalsekretär Peter Tauber jagte ihm 2009 das Direktmandat ab. 2013 gelang das der CDU-Newcomerin Katja Leikert – was Sascha Raabe trotz seines sicheren dritten Landeslisten-Platzes durchaus ärgert. Schließlich lasse er sich auch zwischen den Wahlkampf-Phasen oft im Wahlkreis sehen. In Berlin ist er Fraktions-Experte für Handels- und Entwicklungspolitik. Im Wahlkampf holte Raabe Partei-Granden wie Thomas Oppermann und Katharina Barley in den Main-Kinzig-Kreis, die ihm eine große Kompetenz bestätigten. Im Netz sieht man Raabe auch mal mit dem UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon.

Trotzdem – lokaler Wahlkampf muss sein. Nach dem Kleingärtner-Treffen saust das Raabe-Mobil zur Ronneburger Kerb. Und dann zur Anti-AfD-Kundgebung nach Hanau. Auch wenn die nicht primär von der SPD veranstaltet wird. Bis vor kurzem habe er die AfD nicht als rassistisch und rechtsextrem eingestuft, sagt Sascha Raabe. Das änderte sich, als Alexander Gauland jüngst die SPD-Politikerin Özogus „wie Abfall“ in Anatolien entsorgen lassen wollte.  Das regt Raabe noch heute richtig auf.

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