Interview mit Harald Fiedler
Harald Fiedler leitete bis Ende Oktober den Deutschen Gewerkschaftsbund in Frankfurt, Wiesbaden und Umgebung. Jetzt ist der 65-Jährige Rentner. Bei seiner Verabschiedung würdigten hochrangige Politiker Fiedler als gewieften Kenner und Akteur bei politischen Auseinandersetzungen. Der Neue Landbote befragte den frischgebackenen Privatmann, wie er die Konsequenzen der amerikanischen Präsidentenwahl einschätzt.
Was Trump bedeutet
Der neue Landbote: Donald Trump wird Präsident der USA. Was bedeutet das für uns?
Harald Fiedler: In Russland regieren die Oligarchen. Und in Amerika geht das Pingpong-Spiel um die Macht immer zwischen den Millionären und den Milliardären hin und her. Wenn Trump alles wahrmachen würde, was er angekündigt hat, wäre das grausam. Aber ich glaube, dass er von der Administration schon ein Stück ausgebremst wird.
Wird durch den Trumpismus die Weltwirtschaft abstürzen?
Ich gehe davon aus, dass sich das Kapital mit ihm arrangiert. Es wird langfristig wegen Trump wohl keinen Absturz geben. Im Gegenteil: Wenn der Mann alle Umweltschutzabkommen kündigt, dann jubeln ja die großen Konzerne.
Wird sich Präsident Trump an Realitäten anpassen? Oder zieht er sein Irrsinns-Programm konsequent durch?
Das muss man abwarten. Auf jeden Fall wird er Härte gegen Minderheiten zeigen. Ihn haben Leute gewählt, die die Schnauze voll haben von der Politik. Auch bei uns gibt es den Effekt, dass die kleinen Leute, die vom Kapitalismus kaum profitieren, am Ende eher rechte Positionen einnehmen statt linker. Die Geschichte lehrt immer wieder: Wenn Unzufriedenheit da ist, schlägt das Pendel nach rechts aus. Und wenn dann mal bei Wahlen ein Linker an die Macht gekommen ist, dann ist es einer wie Chavez in Venezuela oder Ortega in Nicaragua. Der war mal Kommunistenführer und ist jetzt korrupt.
Donald Trump hat seinen Wählern versprochen, er werde Millionen Arbeitsplätze schaffen. Und wenn er das nicht schafft, wird er zur Ablenkung irgendeine weltpolitische Krise im Ausland verschärfen. Davor müssen wir große Angst haben.
Das ist so. In welche Konflikte wird er uns Europäer treiben? Wenn er uns zum Beispiel zwingt, im Rahmen der Nato mehr militärische Auslandseinsätze zu machen, dann wird wohl kaum bei der nächsten Bundestagswahl ein rot-rot-grünes Bündnis möglich werden.
Und die AfD wird durch Trump ermutigt, noch frecher Wahlkampf zu betreiben.
Ja, sicher. Und dadurch besteht die Gefahr, dass die CDU und CSU nach rechts driftet, um die AfD-Wähler einzufangen. Martin Hohmann aus Fulda saß für die CDU im Bundestag. Und nun kandidiert er für die AfD. Viele der aktiven Mitglieder waren früher in der CDU. Zum Beispiel Albrecht Glaser, der frühere Kämmerer in Frankfurt.
Wieso sind eigentlich die Gewerkschaften in den USA so schwach?
Sie haben wenig Einfluss. Die einfachen Arbeiter tendieren eher zu Trump. Aber wer in den USA Gewerkschaftsarbeit macht, hat in der Regel richtig Mumm. Da, wo wie stark organisiert sind, können die sich auch durchsetzen.
Dass Trump wirklich Präsident wird, hat alle hier mächtig überrascht. Die Welt scheint immer chaotischer und verrückter zu werden. Kein Forscher, kein Filmemacher und kein Schriftsteller schafft es noch, ein halbwegs realistisches Bild unserer Welt in zehn Jahren zu malen.
Das mag weltweit so sein. Auf regionaler Ebene war ich 37 Jahre lang beim DGB aktiv. Und muss sagen, die Verhältnisse blieben einigermaßen konstant. Die künftigen Entwicklungen waren auch auf zwei oder vier Jahre voraussehbar. Global sieht das ganz anderes aus. Schon durch die neuen Medien bekommen die Menschen in den Entwicklungsländern jetzt mit, was bei uns so läuft. Und das wird Konsequenzen haben. Man kann diese Menschen nicht mehr für dumm verkaufen. Sie haben die selben Bedürfnisse wie wir. Das weckt Begehrlichkeiten und bringt Verwerfungen. Da hilft es nicht, eine Mauer an der mexikanischen Grenze zu bauen. Und unsere Regierungen müssen die Bevölkerungen darauf vorbereiten, dass sich die Welt ändert. Es hilft nicht, die Wogen mit Öl zu glätten. Und wir müssen endlich aufhören, andere Länder auszubeuten.
„Schon durch die neuen Medien bekommen die Menschen in den Entwicklungsländern jetzt mit, was bei uns so läuft. Und das wird Konsequenzen haben. Man kann diese Menschen nicht mehr für dumm verkaufen“
Und genau das gilt auch für die autochthone Bevölkerung in Bezug auf Gesellschaft, Politik. Wirtschaft usw.
Insofern können Wirtschaft, Gewerkschaften und Politik einen Großteil der Bürger nicht mehr hinter die Fichte führen….und das sage ich als aktiver Gewerkschafter…..
Ein Harald Fiedler wird wissen was ich meine….mit Bezug auf die „demokratischsten“ Organisationen der Welt, die Gewerkschaften…..haha