So soll der Zukunftspark aussehen
Von Klaus Nissen
Wenn alles gut geht, verwandelt sich das öde Gelände zwischen Echzell und der östlich davon liegenden Siedlung bis 2027 in einen „Zukunftspark“. Wie der aussehen kann, zeigten die Planer bei einer Ortsbegehung. Die Offensive der SPD gegen das Millionenprojekt zeigte beim Publikum keine Wirkung.Wiesenschollen und noch eine Horloffbrücke
Hier sei sie ja noch nie gewesen, sagt die Dame. Sie geht am 24. Febraur 2024 mit etwa 120 anderen Echzellern über die holprige Wiese hinter dem Horloftalhallen-Parkplatz. Auf der verwitterten Rollerskate-Anlage hält Franz Reschke die Gruppe an. Der Landschaftsplaner ist mit einem halben Dutzend junger Leute per Bahn aus Berlin angereist, um den Echzellern zu zeigen, „welch einen Schatz Sie da in Ihrer Ortsmitte haben“.
Hinter dem Parkplatz schlagen die Planer zur Landesgartenschau (LGS) im Sommer 2027 die Schaffung einer „robusten Festwiese“ vor, auf der künftig im Freien oder im Zelt gefeiert werden kann.
Daneben, auf der jetzigen Karikatur eines Skater-Paradieses, würde sich nach Reschkes Ansicht ein „Aktivhain“ anbieten – unter neu gepflanzten Bäumen ein Spielplatz für alle Generationen. Da könnten Kleinkinder auf Bobbycars rutschen und Senioren an Fitnessgeräten arbeiten. Es gäbe Boccia, Tischtennis und Calisthenics – Stangen, an denen man eine Art Geräteturnen machen kann. Die Attraktion wäre hier eine „Biberburg“, deren Ausmaße die echten Biber an der nahen Horloff vor Neid erblassen ließe. Das hölzerne Bauwerk soll Kinder und Erwachsene zu Kletter-Erkundungen animieren. Man kann auf den beschatteten Ruhebänken auch einfach zugucken. Franz Reschke: „Es geht darum, die Menchen zusammen zu bringen“.
Auf Wiesenschollen sitzend Fußball gucken
Ein Stück südwestlich sollen die „Wiesenschollen“ entstehen. Die bei der Umgestaltung des 3,5 Hektar großen „Zukunftsparks“ anfallende Erde wird schollenförmig ansteigend neben dem Sportplatzes angehäuft. Darauf kommen Sitzstufen und Bäume, die in den künftigen heißen Sommern Schatten spenden. Rasenpfade auf den Schollen und dazwischen sollen die jetzige Einöde in eine spannende, kleinteilige Landschaft verwandeln.
Nach dieser Zukunftsvision führt das junge Planer-Team die vielen Echzeller an den Flutgraben. Im Gänsemarsch staksen sie über den weichen Boden mit seinen Maulwurfshügeln und frisch keimenden Brennesseln.
An der Südwestkurve des Sportplatzes stoppt Franz Reschke: „Hier kann die Parkbrücke über den Flutgraben führen!“ Wenige Meter weiter gehen alle über den schmalen Metallsteg auf die Ochsenwiese. Sie bildet den südlichen Teil des dreieckigen Geländes zwischen der Horloff und dem auf sie zulaufenden Flutgraben. Der hier liegende Ausweich-Sportplatz soll als Bolz- oder Flaniergelände bleiben, schlagen die Planer aus Berlin vor. Am Rande sollen wie überall auf dem Gelände Bäume gepflanzt werden, die Schatten spenden und die künftigen Dürresommere aushalten. „Parkwiese“ heißt dieses Areal.
Neben der Horloff ein „Fundstück“ aus Blaubasalt
Nördlich davon, im Zentrum des Dreiecks, ist das „Fundstück“ auf der Planzeichnung der jungen Leute vermerkt. Es wird ein Hügel aus Wetterauer Blaubasalt-Brocken, berichtet Franz Reschke. Die Steinbruchbetreiber von der Mitteldeutschen Hartstein-Industrie wollen sie spenden. Dieser Hügel soll ein Treffpunkt mit Überblick werden, so Reschke. Von dort blickt man auf einen Kanal, sondern auf die gewundene, renaturierte Horloff. Die Kosten für die Wiederbelebung des Flusses trägt die Gerty-Stohm-Stiftung.
Der Obsthain an der Spitze des Dreiecks ist bislang kaum zugänglich. Das soll sich ändern, wenn die Wege gebaut sind. Nachts können sie dezent beleuchtet werden. Auch der vom Land Hessen mitfinanzierte Radweg, der über die künftige Parkbrücke am Flutgraben entlang in die Spitze des Dreiecks verläuft. Und dort auf einer 18 Meter überspannenden Granitbrücke über die Horloff zum Sauerborn in Höhe der Metallbaufirma Repp. Irgendwann nach der Landesgartenschau kann der Radweg über die Gleise hinweg zum Bahnhof geführt werden, hofft Bürgermeister Wilfried Mogk.
Die Bürgerinnen und Bürger scheinen das Projekt gut zu finden
Wie finden die mitlaufenden Echzeller die ganze Zukunftsvision? Ganz prima, meint eine Dame. „Ich hatte befürchtet, der Spielplatz wäre weit draußen, wo man die Kinder nicht gerne alleine hinschickt. Aber er ist ja gut erreichbar.“ Ein alter Herr fragt, ob die zu pflanzenden Bäume auch insektenfreundlich seien. Eine junge Frau wünscht sich, dass die künftigen Nutzer über die Skatebahn-Elemente im „Aktivhain“ mitbestimmen. Keiner der 120 Ortsbegehern übt öffentlich Kritik.
Nach einer Stunde sitzen alle in die Halle, unterhalten sich und kosten die vom spendierte Kartoffelsuppe. Dabei ist auch Gederns Bürgermeister Guido Kempel, der das junge Planerteam um Franz Reschke ebenfalls beauftragt hat. Es soll den Gederner Schlosspark für die LGS fit machen. Und die Details den Gedernern bei einer Begehung im Sommer erklären.
Streit um den Zukunftspark Echzell
Beinahe hätte Echzell schon im Dezember 2023 die Landesgartenschau 2027 für sich abgeblasen. Die SPD-Gemeindevertreter forderten im Parlament den Ausstieg aus dem Großprojekt der elf Ostkreis-Kommunen.
Im „SPD-Blättsche“ und auf Facebook warnten die Sozialdemokraten vorige Woche erneut vor dem Bau des Zukunftsparks. Er drohe sieben Millionen Euro zu kosten. Weil man das Geld leihen müsse, fielen künftig jährlich 200 000 Euro Zinskosten an. Die Bürger „werden nicht gefragt, sollen aber zahlen. Wir halten das für unmoralisch“.
Bei der Ortsbegehung am Samstag hielt Bürgermeister Wilfried Mogk dagegen. „Ich warne davor, die Jahrhundertchance für Echzell unsachlich zu zerreden.“ Denn: „Eine solche Chance, Echzell voranzubringen, kommt in den nächsten Jahrzehnten sicher nicht mehr.“ Bis 2027 werde Echzell „beim Land überall an die erste Stelle gesetzt“, wenn die Gemeinde einen Zuschuss beantragt.
Mogk präsentierte den Hanauer Vergabe-Rechtler Harald Nickel, der mit seinem Frankfurter Kollegen Wolfgang Trautner aufpassen soll, dass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen. Alle Echzeller LGS-Projekte werden auf sechs Millionen Euro geschätzt, so der parteilose Bürgermeister. Realistisch sei, dass davon die Hälfte aus Fördermitteln bezahlt wird. Die Gemeindevertreter hätten immer noch die Chance, zu teure Einzelmaßnahmen abzusagen. Wenn die Gesamtkosten am Ende bei 4,5 Millionen liegen, müsste die Gemeinde etwa 2,5 Millionen selber aufbringen. Dabei entstünde über 20 Jahre hinweg eine Zinslast von 500000 Euro.