Langes Warten auf die Baugenehmigung
Von Detlef Sundermann
Rund eineinhalb Jahre wartet die Thermengruppe Josef Wund auf die Baugenehmigung für das Spaßbad. Mitte Januar 2021 wurde dem Kreisbauamt in Friedberg hierzu 120 Aktenordner mit Planungsunterlagen und Expertisen übergeben. Es ist offensichtlich nicht so, dass die Kreisbeschäftigten sich zu langsam durch diesen Aktenberg hindurcharbeiten. Das Problem liegt, wie der Neue Landbote erfuhr, an anderer Stelle.„Vor Jahresende kam die Forderung auf, die Parkhäuser mit Sprinkleranlagen zu versehen. Folge: Neuplanung und Überarbeitung Brandschutzkonzept“, heißt es vom zuständigen Dezernenten Klaus Minkel (CDU) auf Anfrage knapp. Eine gesetzliche Auflage wurde bei der Planung mutmaßlich nicht ignoriert. Deliah Eckhardt, Pressesprecherin des Wetteraukreises, erklärt zu den Sprinkleranlagen: „Aufgrund der Risikobewertung durch den Brandschutzkonzeptersteller des Bauherrn wurde diese für bestimmte Gebäudebereiche seitens des Fachplaners des Bauherrn vorgesehen.“ Eine überarbeitete Fassung des Brandschutzkonzepts liege dem Bauamt noch nicht vor, so dass keine weiteren Auskünfte gegeben werden können, heißt es. Von der Thermengruppe Josef Wund war trotz mehrerer Versuche keine Auskunft zu erhalten, lediglich der Hinweis, dass in Baden-Württemberg Pfingstferien sind.
Es hakt beim Brandschutz
Bereits in der ersten Version des Spaßbades, die deutlich größere Dimensionen besaß, hakte es beim Brandschutz. Es musste nachgearbeitet werden, hieß es. Zu einem Abschluss der baulichen Prüfung kam es damals jedoch nicht. Noch in der Genehmigungsphase verunglückte der 80 Jahre alte süddeutsche Investor und Bäderkönig Josef Wund in der Nähe von Ravensburg bei einem Flugzeugabsturz tödlich. Das Projekt, das jährlich mehr als eine Millionen Besucher nach Bad Vilbel locken sollte, wurde im Dezember 2017 von der Wund Gruppe gestoppt. Es war nicht nur der Schock über den Verlust von Wund, zunächst musste das Amtsgericht in Tettnang (Bodenseekreis) den Erbschein ausstellen. Das dauerte 18 Monate, weil sich Baden-Württemberg just in einer Rechtsreform befand, wie es hieß. Die Wund Stiftung, die als Alleinerbin hervorgegangen seien soll, brachte anschließend die Bad Vilbeler Therme wieder in die Gänge, hierzu wurde aus rechtlichen Gründen ein Unternehmen gegründet.
Die alten Pläne wurden wegen der zwischenzeitlichen Marktveränderungen überarbeitet, im Sommer 2020 wurden sie vorgestellt. Das Projekt wurde etwas eingedampft, so wurde etwa das Hotel gestrichen und mehr auf der Fläche als in die Höhe geplant. Natur, Gesundheit und Spaß stehen jedoch weiterhin im Vordergrund, dazu sollen etwa die 30 Saunen, ein Thermalbecken mit Bad Vilbeler Heilwasser, Räume für Gesundheitsanwendungen, etliche Wasserrutschen und ein kommunales Hallenbad beitragen. Ob der erwartenden Besucherströme werden zwei Parkhäuser gebaut, die die Immobilientochter der Stadtwerke Bad Vilbel finanziert. Der Bäderkomplex soll nach einer Schätzung von 2020 rund 200 Millionen Euro kosten. Trotz Pandemie und den damit verbundenen hohen Umsatzverlusten, setzt man bei Wund nicht nur in Bad Vilbel auf eine bessere Zukunft. Laut Süddeutscher Zeitung von Ende 2021 wird der Ausbau der Erdinger Therme angegangen. Überdies meldet die Thermengruppe Josef Wund auf ihrer Internetseite die Expansion des Spaßbades in Sinsheim.
Das Vilbeler Großbad, das seit 2011 im Gespräch ist – seit 2016 mit dem Namen Wund – ist nicht unumstritten, wegen der Größe auf 15 Hektar Ackerland und der Verzögerungen. Immerhin hat die Stadt in der Hoffnung, bald ein neues kommunales Schwimmbad zu besitzen, 2018 das alte abgerissen. Dort steht nun die neue Stadthalle. Die Grünen monierten nicht nur, dass darunter der Schwimmunterricht an den Schulen leide. Keine Therme bedeute auch keine Pachteinnahmen in Millionen Höhe für die Stadt, so die Grünen.
Ich hoffe nur, dass die Therme überhaupt noch gebaut wird.