Vorurteilen vorgebeugt
Wie man in Zusammenarbeit von Behörden, sozialen Einrichtungen und der Bevölkerung Vorurteilen gegenüber Flüchtlingen entgegenwirken kann, wird zurzeit im rund 8300 Einwohner umfassenden Staufenberg (Kreis Gießen) gezeigt.
Wo die Flüchtlinge in Staufenberg wohnen
In der aus den Stadtteilen Mainzlar, Daubringen, Staufenberg und Treis bestehenden Kommune hatte man in einer Bürgerversammlung und einem Tag der offenen Tür Gelegenheit, sich darüber zu informieren, wie und wo die vorwiegend aus Syrien stammenden Neuankömmlinge wohnen werden. Erfreulich: Rund 50 Bürger haben sich als ehrenamtliche Helfer angemeldet. Und der Tag der offenen Tür, bei dem man sich noch vor Ankunft der Flüchtlinge die für sie vorgesehenen drei Wohncontainer im Gewerbegebiet Staufenberg anschauen konnte, fand trotz eisglatter Straßen mit über 100 Besuchern gute Resonanz.
Bürgerversammlung
In der vom Parlamentsvorsitzenden Ernst Hardt geleiteten Bürgerversammlung einige Tage vorher hatten einige Staufenberger Bedenken vorgetragen. Dies nicht, um die Ankunft der Neuankömmlinge zu verhindern. Es ging vor allem um Fragen der Sicherheit, auch unter dem Hintergrund der Vorkommnisse in Köln: So müsse ausgeschlossen werden, dass es unter den Flüchtlingen aus verschiedenen Nationen zu Konflikten aus religiösen oder politischen Gründen kommt. Auch das Thema „Diskriminierung von Frauen“ wurde angesprochen. Landrätin Anita Schneider unterstrich, dass sie keine Beschwerden erhalten habe, was verbale oder physische Gewalt gegenüber Frauen in den Flüchtlingsunterkünften in den Gemeinden im Kreis Gießen betrifft. Achim Szauter, der für die beim Kreis Gießen eingerichtete Stabsstelle für Flüchtlingsfragen leitet, berichtete, dass es solche Vorkommnisse in der Gießener Erstaufnahmeeinrichtung durchaus geben könne, obwohl man solchem Ärger entgegenwirke. Bürgermeister Peter Gefeller stellte klar, dass das widerwärtige Geschehen wie am Kölner Hauptbahnhof nicht zu dulden ist und streng bestraft werden müssen – auch mit der Verwirkung des Gastrechts.
Gefeller bat jedoch eindringlich darum, Muslime nicht unter Generalverdacht zu stellen. Dem konnten sich in der Versammlung, an der etwa 500 Bürger teilnahmen, Landrätin Schneider, William Henderson (beim Diakonischen Werk in Gießen zuständig für Flüchtlings- und Migrationsberatung), Achim Szauter (Kreis Gießen) und der evangelische Pfarrer Andreas Lenz (Staufenberg-Treis) nur anschließen. Lenz und auch Dr. Barbara Högy von der Initiative „Staufenberg hilft“ berichteten über insgesamt gute Erfahrungen im bereits bestehenden Flüchtlingswohnheim in Treis. Aus diesem Wohnheim stellten sich einige Flüchtlinge in der Bürgerversammlung vor.
Wohncontainer für die Flüchtlinge in Staufenberg
Vier Tage später fand der Tag der offenen Tür statt, bei dem man die drei Pavillons besichtigen konnte. In jedem dieser Container werden 32 Flüchtlinge leben, in denen es jeweils acht Wohn- und Schlafräume für je vier Personen gibt. Weiter vorhanden sind unter anderem Küchen, sanitäre Einrichtungen, Aufenthaltsräume, Fernsehgeräte, Waschmaschinen und Wäschetrockner. Die Flüchtlinge werden die Container im Februar 2016 beziehen. Betreuung und Hausmeistertätigkeit sind vorbereitet. Es werden, wie Bürgermeister Gefeller beim Tag der offenen Tür informierte, die Möglichkeiten durch Bundesförderprogramme genutzt, um zur Betreuung und Integration der Flüchtlinge beizutragen.
Unterstützung wird unter anderem durch die Jugendpflege Staufenberg, den Alten Herren des SV Staufenberg sowie den zahlreichen Helferinnen und Helfern aus der Bevölkerung geleistet. Für die Helfer besteht übrigens die Möglichkeit, sich bei ihrer Tätigkeit versichern zu lassen, wie von William Henderson vom Diakonischen Werk in Gießen zu erfahren war. Wichtig ist auch, dass möglichst viele Dolmetscher zur Verfügung stehen – eine Aufgabe, die auch von Flüchtlingen geleistet werden kann. Bereits kurz nach dem Tag der offenen Tür wurde ein Treffen der ehrenamtlichen Helfer vereinbart. Wie man sieht, sind in Staufenberg alle Weichen für eine positive Aufnahme der Flüchtlinge gestellt.