Flucht aus Marokko

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von Jörg-Peter Schmidt

Den mit ungeheuren Strapazen verbundenen Weg der Flüchtlinge aus Marokko schildert Johannes Bühler in seinem Buch „Am Fuße der Festung“.

Die hässliche Seite Marokkos

Über die hässliche Seite des Königreiches Marokko berichtete jetzt in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar der Schweizer Johannes Bühler. Er hat in seinem Buch „Am Fuße der Festung“ Schicksale von Menschen aufgezeichnet, die aus afrikanischen Nachbarländern über Marokko und dann vorwiegend nach Spanien zum europäischen Festland vergeblich zu flüchten versuchten.

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Johannes Bühler kritisierte die Menschenrechtssituation in Marroko. (Fotos: Jörg-Peter Schmidt)

Der Autor, der in Rabat, Casablanca, Tanger, Oujda und Ceuta recherchiert hat, kritisierte vor rund 30 Zuhörern: Allein von 2007 bis 2013 habe Marokko 1,3 Milliarden Euro im Rahmen der Europäischen Nachbarschaftspolitik erhalten – allerdings mit der Bedingung, dass das Land „die irreguläre Migration bekämpft“. So werde verhindert, dass Menschen der Armut, Not in Slums oder politischen Unruhen entfliehen können. Der Journalist beschrieb in der Veranstaltung, zu der die Bibliothek gemeinsam mit der Flüchtlingshilfe Mittelhessen und dem Laurentiuskonvent Laufdorf eingeladen hatte, den mit ungeheuren Strapazen verbundenen Weg vieler der Flüchtlinge: Er führt von Ländern wie der Elfenbeinküste, Ghana, Nigeria, Kongo, Kamerun nach Bamako in Mali, von dort weiter nach Gao, dann nach Khalil, über die Grenze nach Bordj, durch die algerische Wüste über Tamanrasset nach Adrar, Maghnia und dann nach Oujda in Marokko, dessen Grenzen für Flüchtlinge aber weit gehend dicht sind.

Flucht durch die Wüste
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Anhand einer Karte beschrieb Johannes Bühler die beschwerlichen und gefährlichen Wege der Flüchtlinge.

Der Journalist, Lektor und Übersetzer lässt in seinem Buch die Gescheiterten selbst ihr Einzelschicksal erzählen und las daraus Auszüge vor. Dazu gehörte der Bericht von Jeanne aus Kamerun: Sie wird von dem Vater ihres tödlich verunglückten Mannes geschlagen und vergewaltigt. Da die Polizei ihr nicht glaubt, möchte sie so schnell wie möglich fort aus ihrem Dorf Richtung Marokko – aber ihr Weg endet erst einmal in Agadez (Niger). Ein Fremder, dem sie vertraut hat, verkauft sie an ein Bordell, wo sie erst nach Monaten in die „Freiheit“ Richtung Marokko entlassen wird. Nach weiteren Entbehrungen und Erniedrigungen ihr gegenüber (auch von Polizisten) kommt sie völlig erschöpft und krank in Oujda an. „Die Flucht, die sie durch die Wüste führte, und die Zwangsprostitution haben bei Jeanne schließlich dazu geführt, dass sie – möglicherweise an AIDS – gestorben ist“, musste Johannes Bühler erfahren, als er sie noch einmal besuchen wollte.

Die Leiterin der Phantastischen Bibliothek, Dipl.-Bibl. Bettina Twrsnick, sprach den Zuhörern aus dem Herzen, als sie feststellte, dass Johannes Bühler ein sehr wichtiges, bewegendes Buch geschrieben hat.

„Am Fuße der Festung“ ist im Schmetterling-Verlag marokko(Stuttgart, ISBN 3-89657-077-3, 19,80 Euro) erschienen.

Weitere Infos einschließlich der Termine der Lesungen von Johannes Bühler:  amfussederfestung.blogspot.com

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