J.P. Conrad führt an den „Ort des Bösen“
Mit seinem Erstlingswerk „totreich“ eroberte der Neu-Anspacher Autor J.P. Conrad Platz zwei auf der E-Books-Liste des Verlags Droemer-Knaur. Mit „Ort des Bösen“ legt der gebürtige Friedberger nun seinen fünften Thriller vor.
Ein Stöhnen, ein Schrei
Mit ruhiger Hand fährt die Kamera über eine Silhouette der Bergrücken des schottischen Hochlands. Eine Burgruine rückt ins Bild, dann ein See. Nur kurze Momente auf eine Landschaft neblig-grau, der das Mystische, das Geheimnisvolle inne zu wohnen scheint. Der Bilder könnten aus einem Werbevideo für die Schönheiten Schottlands stammen, wäre da nicht ein Schnauben zu hören, dann ein Stöhnen und schließlich ein Schrei, der die idyllischen Landschaftsbilder abrupt abbrechen lässt und stattdessen ein verstörend, gruseliges Buchcover zeigt. Auf schwarzem Grund in Schemen der Kopf einer Katze mit rotglühenden Augen und der Schriftzug „Ort des Bösen“.
In seinem aktuellen Thriller „Ort des Bösen“ führt der Neu-Anspacher Autor J.P Conrad seine Leser in den schottischen Ort Gleann Brònach. Der hitzköpfige Journalist Jack Calhey sucht nach seinem Freund Felix, der von einer Recherchereise zu einem Buch über unerklärliche Phänomene nicht zurückgekehrt ist. Sie führt ihn in den Ort Gleann Brònach. Dort erzählt man sich von einem Dämon, der vor 50 Jahren sein Unwesen getrieben haben soll. Doch das ist nicht das einzige unaufgeklärte Geheimnis des Ortes, in dem sich tragische Unglücksfälle zu häufen scheinen.
Warum aus Jens-Peter Conradi J.P. Conrad wurde
Nach „totreich“, „Frischfleisch“, „Aufgefressen“ und „Dirty Story“ ist „Ort des Bösen“ bereits der fünfte Thriller von J.P. Conrad – neben einem halben Dutzend spannungsreicher Kurzgeschichten. Der „Tatort“, an dem er sie alle aufgeschrieben hat: ein freundlich-helles Büro mit Blick auf einen kleinen Garten im Neu-Anspacher Stadtteil Rod am Berg.
Wer vor dem Haus in der Höhenstraße steht, stellt am Klingelschild fest, dass dem Nachnamen ein „i“ fehlt. Und wer den Mediendesigner und Grafiker, den Leiter der Agentur Perpix Media kennt, weiß, dass die Abkürzung J.P. für den Vornamen des Neu-Anspachers steht: Jens-Peter. „Für meine Veröffentlichungen habe ich als Autor die Abkürzung meines Vornamens gewählt und das „i“ aus meinem Nachnamen weggelassen“, sagt Jens-Peter Conradi, „damit sich beides internationaler anhört.“
Erfolgreicher E-Book-Autor
Schon als Schüler schrieb der gebürtige Friedberger, der in Bad Nauheim aufgewachsen ist, „auf der Schreibmaschine meines Vaters“ Geschichten. Und zeichnete Comics. „Meine Vorbilder waren „Asterix und Obelix“ von Uderzo und „Tim und Struppi“ von Hergè.“ Anfang der 90er Jahre produzierte Jens-Peter Conradi seine ersten semiprofessionellen Videos. In seinem Beruf arbeitete er mehr als zwölf Jahre lang in einer Agentur für Werbung und Marketing als Designer, Art-Director und Projektleiter, bevor er sich selbstständig machte.
„An meinem ersten Roman „totreich“, erinnert sich Jens-Peter Conradi, „ habe ich mit Unterbrechungen fast zwei Jahre gearbeitet.“ Eine lange Arbeitsphase, die sich gelohnt hat: Mit seinem Debüt als Schriftsteller belegte J.P. Conrad den zweiten Platz der Verkaufscharts auf Neobooks, der zur Verlagsgruppe Droemer-Knaur gehörenden E-Book-Plattform. Eine lange Phase, in der der Schriftsteller zuvor auch erfahren hat, wie schwierig es ist, ein Buch zu publizieren. Hatte er doch bereits mit seiner Frau, die Autorin Nadine T. Güntner, nach einem geeigneten Publikationsort für deren Fantasy-Roman „Allendas“ gesucht.
Als die ersten E-Books auf den Markt kamen und mit ihnen die Möglichkeit, eigene Werke ohne Verlag und Distributionsnetz im Internet zu veröffentlichen, war dies für den Neu-Anspacher ein Glücksfall. „Denn als Web-Designer und Grafiker habe ich den Vorteil, dass ich alles selbst machen kann.“ Heißt: Nicht nur die Story zu schreiben, sondern auch das Buchcover zu gestalten, auf der eigenen Homepage vorzustellen – es bei Neobooks im Internet zu präsentieren oder auch seine Leser zu einer Diskussionsrunde einzuladen. Nicht zuletzt – wie im Teaser (Anreißer) für „Ort des Bösen“ auch seine eigenen Fotos – entstanden im letzten Schottland-Urlaub – zu verwerten.
Mit Spannung den Leser gefangen halten
Was aber macht den Erfolg eines Krimis aus? J.P. Conrad, Fan des „Master of Suspense“ Alfred Hitchcock: „Es geht darum, effektiv Spannung zu erzeugen und zu halten. Das gelingt zum Beispiel mit einem sogenannten Cliffhanger am Ende eines Kapitels, also einem Höhepunkt der Handlung anzudeuten, der aber erst auf den nächsten Seiten oder in späteren Kapiteln erreicht wird.“ Und was unterscheidet einen Krimi von einem Thriller? Für den Neu-Anspacher Autor zunächst einmal, dass es in der Geschichte nicht vorrangig um die Frage geht „Who dunnit“, also, wer hat es getan, sondern um eine stets vorhandene Bedrohung für die Protagonisten. „Kehrt man am Schluss einer Geschichte nach dem Motto ‚es war alles ganz anders als vermutet‘ um, hat man am Ende noch einmal einen eindrucksvollen Höhepunkt geschaffen.“
Wer mit Jens-Peter Conradi von seinem Büro mit den leuchtend-gelbgrünen Wänden aus dem Fenster in einen Garten blickt, kann sich eher schwer vorstellen, dass hier grausame Geschichten entstehen. Und doch es ist so. Conradi: „An meinen Büchern arbeite ich ausnahmslos hier an meinem Schreibtisch. Mit dem Laptop unterwegs zu sein, ist nicht meine Sache.“ Ideen für einen neuen Plot bekommt der 39jährige indes durchaus von „unterwegs“ – mal von einer Begegnung, mal von einer Fernsehsendung, mal aus einem Film. Denn Filme sind eine weitere Leidenschaft von Jens-Peter Conradi. Versteht sich, allen voran die Arbeiten von Alfred Hitchcock, aber auch von Francois Truffaut.
Ein neues Werk aus ungewöhnlichen Bausteinen
Selbst wenn der Thriller-Autor J.P. Conrad als „Fundgrube“ für sein Schaffen die Lektüre von Sekundärliteratur über Film und Kriminalromane bevorzugt, den ein oder anderen Abend verbringt auch er am Sonntag beim „Tatort“. Besonders dann, wenn das Münchner Duo ermittelt. Und wenn es die Zeit neben seinem Beruf und dem eigenen Schreiben ermöglicht – mit einem Werk des Bestsellerautors Simon Beckett.
Für sein nächstes Werk hat er die „Bausteine“ bereits im Kopf, denn „Bausteine“ sind es, die Ausschnitte aus Tageszeitungen, aus Tagebüchern, aus Niederschriften von Verhören, die J.P. Conrad zu einem völlig neuen Buch zusammenstellen will. Einem spannenden, versteht sich. „Ich habe dabei keine Struktur im Kopf. Sie ergibt sich bei mir eher vom Ende einer Geschichte als von deren Anfang.“
Als Schriftsteller „am Ball bleiben“, dem Hauptberuf als Agenturleiter nachgehen, ab und an mal seine Hobbies verfolgen: zum Bowling gehen oder auf einen Geocaching-Pfad. Das bedeutet einen vollen Tagesplan, von dem Jens-Peter Conradi aber gerne auch mal abweicht, schließlich hat er privat eine ganz besonders spannende Geschichte zu verfolgen: die Entwicklung seines zweijährigen Sohnes Christopher-Robin.
Persönlich kennenlernen kann man Jens-Peter Conradi alias J.P. Conrad am Samstag, 3. Oktober 2015 auf der Gewerbemesse in Usingen-Merzhausen. Näheres unter jpconrad.com.
Ich bin zwar keine Thriller-Leserin, aber bei dem Namen des Autors J.P. Conrad stutzte ich doch. Da gibt es ja das berühmte Buch des berühmten AutorsJoseph Conrad, „Herz der Finsternis“ (Ist dem Titel ‚ Ort des Bösen‘ auch ein wenig ähnlich). Darin wird, wenn ich mich recht erinnere, eine Flußfahrt den Kongo aufwärts geschildert, vor über 100 Jahren, als der Kongo vom belgischen König Leopold als Kolonie ausgeraubt wurde. Diese alte Geschichte ist ebenfalls sehr spannend. By the way: Ob der Herr Conradi seinen Namen veränderte, um jene Assoziation an Joseph Conrad hervorzurufen?
Ursula