Verwaltung überfordert
Die Kommunen wurden durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges in ein völliges Chaos gestürzt. Die Verwaltung war überfordert, die Versorgung der Bevölkerung war schlecht. Der Oberhessische Geschichtsverein (OHG) berichtet in einem Vortrag darüber, kündigt der Verein in einer Pressemitteilung an. Weil der Referent erkrankt ist, wurde der Vortrag auf Mittwoch, 2. März, verschoben.
Kriegsküchen und Lebensmittelmarken
Der Oberhessische Geschichtsverein Gießen beschäftigt sich mit dem Thema „Gießen im Ersten Weltkrieg“. Dr. Ludwig Brake, Leiter des Stadtarchivs Gießen, zeigt in seinem bildgestützten Vortrag Auswirkungen des Krieges auf die Stadt selbst (Mittwoch, 2. März 2016, 20 Uhr, Netanya-Saal im Alten Schloss am Brandplatz in Gießen).
Als der Krieg begann lief die Mobilisierung der deutschen Kampftruppen scheinbar mit großer Präzision ab, die Kommunen jedoch stürzte die Verhängung des Kriegszustandes in ein völliges Chaos. In der Stadt änderte sich vieles. Ständig waren neue Anweisungen und Verordnungen umzusetzen. Bestehende Regelungen, insbesondere im Bereich der Versorgung der „Kriegerfamilien“ erwiesen sich als unzureichend, die Bevölkerung war im höchsten Maße beunruhigt und die regionale gewerbliche Wirtschaft drohte zusammenzubrechen. In Gießen war die Stadtverwaltung auf den mannigfachsten Gebieten gefordert und versuchte, mit den Ihr zur Verfügung stehenden Mitteln in den sich ständig ändernden Lagen zu koordinieren und zu steuern.
Gießen im Ersten Weltkrieg
So kam es, dass die Verwaltung während des Krieges viele neue Aufgaben übernahm. Neben der Organisation von Kriegsküchen, der Einführung von Lebensmittelmarken begann sie auch mit der Beschaffung von Lebensmitteln für die Gießener Bevölkerung, sie propagierte die Verwendung von Trockenfisch als Eiweißnahrung, richtete Gemüsetrocknungsanlagen ein und bot Fleisch von der Freibank zum Verkauf an. Eine weitere Initiative war die ausdrückliche Förderung des Kleingartenwesens. Damit sollte in der Zeit der extremster Nahrungsmittelknappheit auch Bürgern ohne Vermögen eine Möglichkeit zur Ergänzung ihres Speiseplans geschaffen werden. Bis heute haben sich in Gießen Kleingärten erhalten, die in der Zeit des Ersten Weltkrieges entstanden sind.
Auch Nicht-Mitglieder des OGV sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.