Kriegspropaganda

Die Hass und Gewalt säenprop

 J.-P. Schmidt berichtet über Vortrag in Gießen

Die Rolle der Propaganda im Ersten Weltkrieg erläuterte Bernd Lindenthal vom  Wetzlarer Geschichtsvereins in einem Vortrag anhand zahlreicher Beispiele.

Ansichtskarten, Plakate, Flugblätter

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Bernd Lindenthal zeigte Propagandabilder aus den Jahren des Ersten Weltkriegs. (Foto: Jörg-Peter Schmidt)

Wie Propaganda in gefährlicher Weise das Denken der Menschen beeinflusst, verdeutlichte jetzt Bernd Lindenthal (2. Vorsitzender des Wetzlarer Geschichtsvereins) in einem Lichtbildervortrag. Der 66-jährige Oberstudienrat aus Schwalmstadt zeigte vor rund 40 Zuhörerinnen und Zuhörern im Netanya-Saal im Gießener Alten Schloss Ansichtskarten, Plakate und Flugblätter von am Ersten Weltkrieg beteiligten Nationen.
Lindenthal, der gebürtiger Wetzlarer ist, hat die Dokumente aus den Jahren 1914 bis 1918 unter anderem auf Flohmärkten und Geschäften zusammengetragen.

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Auch Kinderbilder mussten für (hier deutsche) Propaganda herhalten. (Zeichnungen: Sammlung Lindenthal)

Wie er in der Veranstaltung des Oberhessischen Geschichtsvereins berichtete, vermittelten die Feldpostkarten und Briefe aus deutscher Sicht zunächst Zuversicht: Die Soldaten schrieben nach Hause, dass es ihnen gut gehe, man schon bald in Paris einmarschieren werde, der Krieg sei aufgezwungen worden. Viele der Zeichnungen auf den Feldpostkarten führten zu der Fehleinschätzung, wie minderwertig die Gegner und wie einfach sie zu besiegen seien.

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Viele Plakate und Postkarten hatten rassistischen Hintergrund wie diese gegen die Engländer gerichtete „Karikatur“

Kriegspropaganda

Solche Propaganda, so Lindenthal weiter, habe dazu beigetragen, dass seitens der Deutschen Entscheidungen gegen jegliches Völkerrecht beispielsweise in Belgien getroffen wurden, das man leicht einzunehmen glaubte. Man stieß jedoch auf großen Widerstand unter der Leitung von König Albert, dessen Frau unermüdlich Verwundete pflegte. „Besonders schlimm waren beispielsweise das Massaker an den Belgiern in Löwen am 25. August 1914 und die Erschießung der englischen, in Brüssel arbeitenden Krankenschwester Edith Cavell am 12. Oktober 1915“, unterstrich Lindenthal, der fortfuhr: „Diese Brutalität spiegelte sich dann in den Motiven auf den Zeichnungen der deutschen Kriegsgegner wider, die ebenfalls töteten. “

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Diese Zeichnung zeigt die Erschießung der englischen, in Brüssel arbeitenden Krankenschwester Edith Cavell durch deutsche Soldaten.
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Das Plakat, das an King Kong erinnert, ist ein Beispiel antideutscher Propaganda der Amerikaner.

Der Pädagoge zeigte nun Postkarten und Plakate unter anderem aus Frankreich, England, Holland, Belgien und den USA, die die Deutschen nicht nur als besonders gewalttätig, sondern auch als dumm und plump darstellten. Einer der bekanntesten Zeichner war der Holländer Louis Raemaekers, auf den Kaiser Wilhelm II. ein Kopfgeld von 12 000 Gulden ausgesetzt hatte. Ein anderer berühmter Karikaturist war der Elsässer Jean-Jacques Waltz: Seine Bilder waren ebenfalls deutschfeindlich.
Am Ende seines Vortrags resümierte der Referent: „Überzogene gegenseitige Propaganda hat zu Hass und Gewalt bei allen am Krieg teilnehmenden Ländern geschürt. Man kann daraus nur lernen, solchen negativen Einflüssen vorzubeugen.“

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