Mitten in der Nacht treffen sie in Nidda ein
Die Notunterkunft in den Sporthallen soll bald schließen – doch zunächst kommen neue Flüchtlinge. Etwa 300 Menschen treffen in der Nacht zum 3. Dezember 2015 in Nidda ein, meldet die Kreisverwaltung.
300 neue Flüchtlinge
Die Züge von der Grenze werden gegen 22 Uhr in Mannheim ankommen. Von dort fahren Busse gegen 23.30 Uhr nach Nidda, so der Kreis-Sprecher Michael Elsaß. Zwischen ein und zwei Uhr müssen die 300 Menschen von ehrenamtlichen Helfern und den Campmanagern des Kreises eingewiesen werden.
In den beiden Sporthallen gibt es Platz für bis zu 700 Menschen. Die Flüchtlinge darin sind nicht registriert, bekommen Essen und Trinken, sanitäre Anlagen, medizinische Grundversorgung und eine warme Unterkunft. Viele machen sich auf eigene Faust auf den Weg, weiter zu Verwandten oder ins nordeuropäische Ausland.
Die Campleitung setzt sich aus Mitarbeitern der Kreisverwaltung zusammen, die jeweils 24 Stunden Dienst machen. „Wir sind als Campmanager Mädchen für alles, Streitschlichter und Tröster und Organisator und Problemlöser“, sagt Matthias Nickel, der normalerweise die Leitstelle des Wetteraukreises managt. Zu den täglichen Aufgaben gehört die Essensbestellung, die Meldung der Belegungslisten an das Regierungspräsidium, die Bestellung von Heizöl, von Reinigungsleistungen über Verbrauchsartikel bis hin zu neuen Feldbetten. „Die Qualität, die uns da vom Land Hessen geliefert wird, ist wirklich inakzeptabel. Bei geringer Fehlbelastung verbiegen sich die Gestelle. Deshalb müssen viele nachbestellt werden.“
Viele sind krank
Ein Problem ist die Hygiene, insbesondere in den Toiletten. Hier haben die Flüchtlinge laut Amtsarzt Reinhold Merbs aus ihren Heimatländern andere Gewohnheiten mitgebracht, die eine sehr häufige Reinigung der Toiletten notwendig machen. Der Jahreszeit geschuldet komme ein Teil der Menschen erkältet an. Manche haben aber auch ernsthaftere Erkrankungen und müssen in ein Krankenhaus überwiesen werden.
Dann gibt es noch die Geschichten, die zu Herzen gehen. Ein syrisches Elternpaar wurde im November in der Notaufnahme in Nidda aufgenommen, während ihr elfjähriges Kind in Friedberg bei Augsburg bereits registriert war. „Da musste ich mal richtig laut werden“, erinnert sich Matthias Nickel, weil der Kollege dort meinte, das Kind habe Residenzpflicht, aber auch nicht bereit war, die Eltern aus der Wetterau nach Bayern reisen zu lassen. Die Familienzusammenführung klappte schließlich unbürokratisch im Sinne der Familie.
Bundeswehr zieht ab
In den letzten 14 Tagen haben 30 Bundeswehrsoldaten die Helferinnen und Helfer in Nidda unterstützt. Spätestens Mitte Dezember werden die Soldaten zu einem anderen Einsatz abgezogen und nicht mehr ersetzt. „Das ist für uns eine sehr schwierige Situation, weil die Bundeswehr gerade bei der Ausgabe von Essen und Kleidern eine wichtige Aufgabe übernommen hat. Weil nicht mehr genügend ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zur Verfügung stehen, werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung in diese Bresche springen. Das führt natürlich auch zu Ausfällen bei der Sachbearbeitung in der Kreisverwaltung, wofür ich schon jetzt die Bürgerinnen und Bürger um Verständnis bitte“, so Landrat Joachim Arnold. Er hat mit dem Land Hessen verabredet, die Niddaer Flüchtlinge so bald wie möglich in der früheren US-Kaserne in Friedberg unterzubringen.