Sonnenschein in Oberursel
Von Helmut Serowy
Auch zur 16. Auflage des Brunnenfestlaufes während des mehrtägigen, beliebten Altstadtfestes in Oberursel strahlte die Sonne mit den Organisatoren, den Läufern und den zahlreichen Zuschauern um die Wette.Brunnen bestimmen das Stadtbild
Oberursel mit seiner romantischen Fachwerk-Altstadt wirbt mit dem vielversprechenden Slogan „Orscheler Sonnenloch“. Viele aus Nordwesten anrückende Regenwolken fängt der Taunushang bereits vor der Stadtgrenze ab. Daher ist das Wetter in dem Städtchen am Fuße des Frankfurter Hausberges Feldberg meist schöner als es für die Region vorausgesagt wird.
Und auch damit kann Oberursel aufwarten. Lebensquell und Namensgeber ist immerhin der fröhlich dahinplätschernde Urselbach, an dem sich bereits in frühen Zeiten zahlreiche Mahl-, Öl- und Lohmühlen ansiedelten. Am Laufe des Urselbaches führten gut florierende Gewerbe von Webern, Tuchmachern, Tuchhändlern und Schmieden die Stadt zu wirtschaftlicher und kultureller Blüte. Der aus der Wetterau stammende Humanist Erasmus Albertus errichtete 1535 in Oberursel die erste Lateinschule. Während des 30-jährigen Krieges brannte Oberursel bis aus drei Häuser ab. Die Einwohnerzahl reduzierte sich von 1600 Bewohnern auf nur noch 600 Personen. Gewerbe und Handel kamen daraufhin zum Erliegen.
Später sorgten Gerbereien, Stahlschleifereien, Eisen- und Kohlehämmer entlang des Urselbaches – insbesondere während der Zeit der Industrialisierung – wieder für einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Wasserkraft des Urselbaches wurde für industrielle Zwecke genutzt und Ende des 19. Jahrhunderts durch Dampfkraft und später durch Verbrennungsmotoren ergänzt.
Großes Interesse am Brunnenfestlauf
Zahlreiche Brunnen bestimmen noch heute das Stadtbild von Oberursel. Die Bürger wissen, was sie dem Wasser zu verdanken haben. Stolz zeigen sie daher beim historischen Stadtrundgang ihre gepflegten Brunnen und führen auf dem Mühlenwanderweg in die Siedlungsgeschichte ein.
Die „Brunnenstadt“ Oberursel feierte am Wochenende nach Pfingsten ihr inzwischen 42. Brunnenfest. Für vier Tage verwandelte sich die Altstadt mit ihren verwinkelten Gässchen rund um den Marktplatz zur Feier-Meile. Diese bildete auch wieder den festlichen Rahmen für den 16. Brunnenfestlauf, den die Brunnenkönigin Felicitas I. und Brunnenmeister Steff durch ihre Anwesenheit und die Durchführung der Siegerehrungen zusätzlich bereicherten.
Nach zweijähriger Corona-Pause hatten die Organisatoren der TSG Oberursel im Jahre 2022 beim 15. Brunnenfestlauf mit 437 Finishern auf den längeren Distanzen und rund 100 Bambini bereits wieder einen beachtlichen Einstieg gefeiert. Deutliche Steigerungen der Starterzahlen mit inzwischen wieder 544 Finishern auf den längeren Strecken und über 100 Bambini zeigen das ungebrochene Interesse an diesem Event. Der weitläufige Marktplatz mit seinen zahlreichen Gassen, umgeben von prächtigen Fachwerk-Gebäuden, platzte bei den vielen Gästen des Brunnenlaufes bereits vor den Festbesuchern aus allen Nähten.
Halbmarathon
Auch wenn der gemeinsame Start von Halbmarathon- und 10-Kilometer-Läufer um 10 Uhr auf dem historischen Marktplatz vor dem alten Rathaus von 1479 erfolgt, führen die Strecken doch weitgehend durch freundliche Wiesen und die Wälder des Taunus-Ausläufers. Nach einem kurzen Abstecher über die Füllerstraße zur mächtigen Christuskirche erreichen die Starter über die Oberhöchstadter Straße bereits den Süden des Naturschutzgebietes „Maasgrund“. Auf flacher Passage durch das idyllische Tal können sie einen Blick auf den Stadtrand mit der majestätisch über den Häusern thronenden St. Ursula-Kirche werfen. Nach drei Kilometern geht es dann in den Stadtwald, wo in Richtung Hohemark einige Höhenmeter zu bewältigen sind. Eine lange Gefällstrecke auf der Königsteiner Straße, die in der Schlussphase wieder einen herrlichen Blick über Oberursel bietet, rundet den abwechslungsreichen, vermessenen Kurs ab.
Während die 10-Kilometer-Läufer geradeaus in Richtung Ziel spurten dürfen, müssen die Halbmarathon-Starter allerdings eine zweiten Runde durch den Maasgrund und den Stadtwald in Angriff nehmen. Rund 340 Höhenmeter und strahlender Sonnenschein erschwerten einmal mehr ihre Tour durch den Taunus.
Mit Leon Kriszeleit von der SG Oberursel und Louis Garcia aus Kronberg bogen zwei Lokalmatadore gemeinsam in die zweite Runde der Halbmarathon-Starter ein. Anschluss hielt der beim Brunnenfestlauf bereits mehrfach erfolgreiche Marco Diehl vom DVAG-Marathon-Team.
Auf der folgenden 10-km-Runde setzte sich Leon Kriszeleit allerdings deutlich von seinem Mitstreiter ab. Auf dem Marktplatz jubelte er über seinen Gesamtsieg in 1:15:56 Stunden und den Erfolg in der M30. Silber erkämpfte sich der M40-Sieger Louis Garcia in 1:18:37 Stunden. Ausgezeichnet hielt sich bei der Wärme und dem Streckenverlauf auch wieder Marco Diehl. Der Gesamtsieger von 2017 und 2019 sowie Zweite von 2018 feierte den Gewinn der Bronzemedaille. Mit 1:21:46 Stunden lag er zudem in der M50 klar in Front.
Erneut erfolgreich waren beim Halbmarathon in Oberursel die beiden schnellsten Läuferinnen. W35-Siegerin Ilka von Hubatius von der IG Trailrunning im Taunus machte ihrer Vereinsbezeichnung alle Ehre und wiederholte ihren Frauen-Sieg. Mit 1:31:00 Stunden unterbot sie ihre letzte Siegerzeit um über sieben Minuten. Lediglich fünf Läufer durchliefen vor ihr den Zielbogen vor dem historischen Rathaus.
Weit vorne im Gesamt-Klassement landete auch Jenny Hänseroth vom SC Oberursel als Dreizehnte. Sie schaffte erneut den zweiten Rang in der Frauen-Wertung und gewann zudem die W40. Ihre 1:36:55 Stunden bedeuteten ebenfalls eine Verbesserung der Vorjahres-Zeit um über sieben Minuten. Bronze erlief sich Maria Laugwitz aus Oberursel mit 1:41:14 Stunden. Damit führte sie die W30 vor der Gesamt-Vierten, Roxanne Simon aus Oberursel (1:47:24 Stunden), an.
10 Kilometer
Auf ihrer Runde hatten es die 10-Kilometer-Läufer in Oberursel mit über 170 Höhenmetern etwas leichter als die Langstreckler. Aber auch sie mussten sich strecken. Das Spitzen-Trio sorgte hier für mächtig Spannung bis hin zur unendlichen Zielgeraden mit ihrer langen Gefällstrecke in Richtung des Stadtrandes und der finalen Steigung vor dem Einlauf auf dem Marktplatz.
Der Vorjahres-Zweite Oliver Kreuzburg von der TG Hochheim hatte die besten Karten der drei M30-Starter. Er setzte sich in 33:18 Minuten mit neuem Streckenrekord durch und war damit um über eineinhalb Minuten schneller als letztes Jahr. Michael Wiegerling von Spiridon Frankfurt erkämpfte sich Silber in 33:30 Minuten und hielt damit Sebastian Bienert von der LG BSN unter Kontrolle, der knapp dahinter in 33:39 Minuten finishte. Den vierten Rang schaffte der U20-Sieger Matthew Schricker von der Feldbergschule in 36:01 Minuten.
In der Frauen-Konkurrenz über 10 Kilometer setzte sich Tyra Stickel vom TV Rennerod an die Spitze. Die Schnellste der Hauptklasse gewann nach 44:52 Minuten. Irene Bell von der LG BSN – amtierende Hessenmeisterin im 10-Kilometer-Straßenlauf der W50 – feierte mit 45:30 Minuten den zweiten Rang im Gesamteinlauf der Frauen. Die Bronzemedaille und den Erfolg in der W35 holte sich Esther Lippert vom TuS Griesheim in 46:18 Minuten.
5 Kilometer
Lang zog sich die Schlange der 129 5-km-Finisher nach ihrem Start auf dem Marktplatz und der Schleife durch die Altstadt auf dem weitgehend flachen Kurs durch den malerischen Maasgrund.
Während die meisten „Einsteiger“ und Jugendlichen die frühmorgendliche Atmosphäre genossen, zogen die Läufer und Läuferinnen an der Spitze ein zügiges Tempo durch, um Siege und Platzierungen zu sichern.
Schon früh setzte sich der Vorjahres-Zweite und U16-Sieger Yann-Hendrik Hopp von der Eintracht Frankfurt an die Spitze und erkämpfte sich bei der 16. Auflage des Brunnenfestlaufes nach 18:06 min schließlich auch den Gesamtsieg und den Erfolg in der U18-Wertung. Anschluss hielt als Zweiter und Schnellster U14-Läufer Bogdan Sinitsyn aus Hochheim (18:19 Minuten). Bronze und den Männer-Sieg holte sich Felix Brockmeier aus Frankfurt (19:53 Minuten).
Der Fahrrad-Begleiter der ersten Frau über 5 Kilometer führte gleich ein flottes Trio durch den Maasgrund. Das kontrollierte allerdings die hessische Vizemeisterin der U18 über 3000 Meter – Hannah Lösel von Eintracht Frankfurt. Seit jüngsten Jahren ist sie ständig beim 5-Kilometer-Lauf erfolgreich. Gesamtsiege feierte sie bereits 2018 und 2019. Nach ruhigem Start schob sich Hannah Lösel diesmal im Finale auf den dritten Rang im Gesamteinlauf nach vorne und sicherte sich nach 19:27 Minuten neben den Frauen-Erfolg den Sieg in der U18.

Als Fünfte des Gesamtklassements erkämpfte sich Jana Baum (Pets Nation) mit 20:07 Minuten Silber und den Frauen-Sieg vor Viktoria Schramm aus Oberursel (21:28 Minuten). Diese hielt die Vorjahres-Siegerin Charlotte Mauczok von Eintracht Frankfurt (21:33 Minuten) in Schach.
Schüler – Bambini
Zum dritten Mal wurde im Rahmen des Oberurseler Brunnenlaufes das Schüler-Rennen über 2,5 Kilometer ausgerichtet. Eine erfreuliche Erfolgsgeschichte, denn nach dem Einstieg 2019 mit 67 Finishern erhöhte sich die Teilnehmerzahl bereits auf 123 Läuferinnen und Läufer, die beim Zieleinlauf auf dem Marktplatz von den zahlreichen Zuschauern gebührend gefeiert wurden.
Abschließendes Highligth des Brunnenfestlaufes in Oberursel ist immer das Bambini-Rennen. Erneut scharrten über 100 kleine Flitzer auf dem historischen Pflaster mit den Hufen, um endliche die 500-m-Wendepunkt-Strecke in Angriff nehmen zu können. Die Masse der Bambini veranlasste die Organisatoren, kurzfristig den Lauf in zwei Rennen aufzuteilen. Das Publikum rund um die Strecke und im Start-Ziel-Bereich hatte somit Gelegenheit, noch länger die eifrigen Aktiven anzufeuern.
Titelbild: Gemeinsam starten Halbmarathon- und 10-km-Läufer beim Oberurseler Brunnenfestlauf auf dem historischen Marktplatz zu ihrer Tour