Rekorde bei erneuerbarer Energie
Der mittelhessische Energieversorger Ovag nennt Zahlen zur wachsenden Menge Erneuerbarer Energien in Mittelhessen. Das Unternehmen rühmt sich, den Ausbau voran zu treiben. Neues Gibt es auch vom Windpark Winterstein und dem Repowering bei Florstadt-Stammheim.Viel Windkraft und Solarstrom
Neben Windkraft erzeugt das Unternehmen der Landkreise Gießen, Vogelsberg und Wetterau auch Strom aus Wasserkraft, Biomasse und Photovoltaik. 2024 wurden mit Anlagen der Ovag insgesamt knapp 340 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt und in die Netze der Region eingespeist.
Diese Menge entspricht – rein rechnerisch – dem Jahresstromverbrauch von rund 97 000 Haushalten mit einem jeweiligen Verbrauch von 3 500 Kilowattstunden im Jahr. Diese Zahlen nennt Dr. Hans-Peter Frank, Leiter der Abteilung Handel, Erzeugung & Portfoliomanagement bei der Ovag. In den drei Landkreisen gibt es zusammen rund 200 000 Haushalte.
Fünf neue Rotoren liefern mehr Strom als 18 alte
Rechnerisch beträgt der Anteil der eigenen Grünstromerzeugung am gesamten Stromabsatz der OVAG demnach fast 40 Prozent. Der größte Anteil stammt aus Windkraftanlagen, deren Ausbau die Ovag aktuell vor allem durch Repowering-Projekte vorantreibt. Dabei werden alte Anlagen zurückgebaut und durch weniger neue, dafür leistungsstärkere Anlagen ersetzt.
Im Windpark Goldner Steinrück bei Ulrichstein im Vogelsberg wird derzeit das bisher größte Repowering-Projekt der Ovag umgesetzt. Dort wurden im Sommer letzten Jahres 18 alte Anlagen zurückgebaut, die durch im Bau befindliche fünf große, moderne Anlagen ersetzt werden. Diese haben laut Frank zusammen eine rund dreifach höhere Leistung und werden fast den fünffachen jährlichen Stromertrag liefern.

2024 hat die Ovag nach eigenen Angaben zudem eine Genehmigung und Anfang 2025 den EEG-Zuschlag für die Erweiterung des Windparks Kefenrod um zwei große Windtürme mit je 5,6 Megawatt erhalten, deren Errichtung2025 in diesem Jahr beginn. Im Sommer 2026 sollen sie betriebsbereit sein.
Solarfelder bei Münzenberg und Lang Göns in Planung
Daneben investiert die Ovag in den Ausbau von Kapazitäten zur Erzeugung von Strom aus Sonnenenergie. In Münzenberg sind zwei Flächen von insgesamt rund neun Hektar nahe der Autobahn 45 in Planung. Zudem wurde mit der Stadt Lang Göns eine gemeinsame Gesellschaft für die Entwicklung eines PV-Parks auf einer Fläche von rund acht Hektar, ebenfalls nahe der Autobahn 45, gegründet.
Die Ovag betreibt nach eigenen Angaben direkt oder über Beteiligungen 17 Windparks mit 68 Windenergieanlagen. Insgesamt verfügen diese über eine installierte Leistung von rund 154 Megawatt und haben 2024 fast 320 Millionen Kilowattstunden Grünstrom erzeugt. Die übrigen 20 Millionen Kilowattstunden stammen aus den Photovoltaik-Parks, den Photovoltaik-Dachanlagen auf OVAG-Gebäuden sowie den mit Biomethan betriebenen Blockheizkraftwerken und dem Wasserkraftwerk in Lißberg.

„Wir setzen weiter auf diesen breiten Mix und haben uns auch für 2025 große Ziele gesetzt, nicht nur im Bereich der Windenergie“, sagt Dr. Hans-Peter Frank. Übrigens hbe die Ovag im ersten Halbjahr 2024 mit ihrem Tochterunternehmen HessenEnergie, das für sie die Planung und Projektierung der Windnutzung übernimmt, und zusammen mit ihren Projektpartnern, mit den vom Land Hessen erhaltenen Genehmigungen für neun Anlagen und rund 65 Megawatt Leistung einen Anteil von rund 20 Prozent zu dem insgesamt in Hessen neu genehmigten Windenergieausbau von 342 Megawatt beigetragen.
Winterstein: Verträge mit Energiegenossenschaften
Unabhängig von der Ovag kommt die Planung für den Bau eines großen Windparks auf dem Winterstein am Westrand der Wetterau voran. Der Wiesbadener Projektentwickler Abo Energy hat nach eigenen Angaben Kooperationsverträge mit der Energiegenossenschaft Main-Kionzigtal und mit der neuen Hessischen Zentralenergie-Genossenschaft geschlossen. Sie wollen Kapital beschaffen, um alle 13 Windkraftwerke zu kaufen und mit Bürgerbeteiligung zu betreiben.

Ende Mai 2025 reichte Abo Energy den Genehmigungsantrag für den Windpark Winterstein beim Regierungspräsidium Darmstadt ein. Für Anfang 2026 rechnet die Firmensprecherin Lena Fritsche mit der Genehmigung. Nach der erfolgreichen Teilnahme an einer Tarifausschreibung der Bundesnetzagentur könnte der Verkaufsprozess an die Genossenschaften voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2026 starten.
Die Anlagen sollen im Jahr 2028 ans Netz gehen. Geplant sind bis zu 13 Windkraftanlagen des Typs Vestas V172 mit je 7,2 Megawatt Leistung und einer Nabenhöhe von 175 Metern. Alle weiteren Informationen zum Windpark sind unter www.windpark-winterstein.de zu finden.
Mehr als 10 000 Genossen sollen Projekt mitfinanzieren
Abo Energy hatte im April 2023 den Zuschlag bei einer Ausschreibung des HessenForst für Flächen im Vorranggebiet auf der Gemarkung Ober-Mörlen erhalten. Für diese fünf möglichen Anlagen ist die Energiegenossenschaft Main-Kinzigtal der voraussichtliche genossenschaftliche Partner. In den folgenden Monaten entschieden sich auch die Gemeinden Rosbach, Wehrheim und Friedberg für die Zusammenarbeit mit Abo Energy. Hier könnten bis zu acht weitere Windkraftanlagen entstehen. Sie werden der neuen Zentralgenossenschaft angeboten.
Sie ist ein Zusammenschluss von sieben hessischen Bürgerenergiegenossenschaften, die insgesamt rund 10 000 Mitglieder umfasst. Die Zentralgenossenschaft soll Wind- und Solaranlagen mit Bürgerbeteiligung betreiben. Infos sind unter www.hzeg.de zu finden. Mehr über den Windpark auf dem Taunuskamm unter r www.windpark-winterstein.de.
Drei neue Anlagen bei Stammheim
Ein weiteres Windkraftprojekt in der Wetterau ist die Erneuerung der drei Anlagen oberhalb von Florstadt-Stammheim. Sie sollen nach Angaben des Florstädter Grünen-Politikers Gerhard Salz je 6,2 Megawatt Leistung bekommen.
Laut Projektleiter Elmar Holz vom Unternehmen European Energy Deutschland sei das die 18fache Leistung der dort noch stehenden Rotoren aus dem jahr 2002. Die Anlagen liefern dann genug Strom für etwa 13 000
Haushalte. Das übersteige den Bedarf von Florstadt und Altenstadt zusammen.
Laut Gerhard Salz soll für die neuen Anlagen die Antragstellung im dritten Quartal 2025 erfolgen. Mit der Genehmigung werde
2026 gerechnet, die Inbetriebnahme erfolge t voraussichtlich 2028.