Wetterauer Onlineshops

Gründungsboom durch Corona

Von Klaus Nissen

Eine gemeinsame Online-Plattform zum Einkaufen bei Wetterauer Einzelhändlern und Dienstleistern ist Ende März 2020 freigeschaltet worden. Weil die Läden wegen der Corona-Epidemie geschlossen sind, entstehen in Bad Nauheim und Nidda zusätzlich lokale Onlineshops.

Wetterauer Onlineshops

Immer leerer und stiller wird es in den Einkaufszonen der Wetterau. Das spüren auch die wenigen Geschäftsinhaber, die dort noch ihre Läden öffnen dürfen. Die Umsätze brechen weg – nun suchen die Gewerbetreibenden im Internet nach Kunden.

Ein historisches Bild mit geöffneten Läden. Jetzt muss man viele Dinge im Netz einkaufen. Foto: Rieb

Die weitreichendste Initiative ist seit dem 26. März 2020 unter www.wetterau-bringts.de zu besichtigen. Dort können Händler, Gastronomen, Handwerker und Dienstleister aus der Wetterau ihre Produkte zeigen. Man kann sie über die Webseite erreichen oder sich gleich über den Online-Shop beliefern lassen, sagt Friedrich Wilhelm Durchdewald. Er handelt in Friedberg einen Notdienst für Türöffnungen. Die gemeinsame Online-Plattform hat er mit dem Friedberger Engel-Apotheker Bernd Ulrich, der Wöllstädter Pflanzen-Verleiherin Claudia Claussen und dem Friedberger Online-Händler Mario Nahke gegründet. Dessen Agentur Nahketing verwaltet die Plattform.

Das Unternehmer-Quartett lädt Gewerbetreibende aus der ganzen Wetterau ein, mitzumachen. Kostenfrei können sie ihr Logo, Kontaktdaten, die Palette der angebotenen Waren und Dienstleistungen einstellen. Jeder entscheidet selber, wie er bei Einkäufen über die Webseite seine Kunden beliefert. Manche Details müssen noch nachgeliefert werden, sagt Friedrich Wilhelm Durchdewald. „Die Handelsplattform wird als schnelle Lösung aus dem Boden gestampft. Wir wollen sie dann weiter entwickeln“. Großen Versendern wie Amazon und anderen will man Durchdewald „wenigstens einen kleinen Bremsklotz unterschieben. Viel Menschen haben in zwischen realisiert, dass es nun wirklich ernst ist. Wir wollen Umsätze in der Region halten.“ Auch wenn die Ladentüren vorerst geschlossen bleiben.

Es gab schon einen kreisweiten Onlineshop

Schon seit Jahren betreibt der „Wetterau -bringts“-Mitbegründer Mario Nahke einen Online-Shop. Unter der Adresse www.wasregionales.de vertreibt er unter anderem Apfelwein und Textilien der Marke „Born in the Wetterau.“ Er war schon 2010 beim ersten kreisweiten Online-Shop dabei, berichtet Klaus Karger, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Wetterau. Damals machten 85 Händler aus der Region mit. Sie erlebten, dass 95 Prozent ihrer Online-Kunden von außerhalb waren – also meistens Neukunden. Trotzdem ging der erste Online-Handel laut Karger später ein. Vor allem, weil die Wirtschaftsförderung nicht auf Dauer einen Online-Handel betreiben konnte.

Heutzutage muss selbst ein Imbissbetreiber wenigstens mit seinen Kontaktdaten, Öffnungszeiten und dem Sortiment im Netz präsent sein, sagt der Wirtschaftsförderer. Denn „die Verbraucher orientieren sich immer mehr online. Wer da nicht aufzufinden ist, der verschwindet immer mehr.“ Deshalb hält Klaus Karger die „Wetterau bringts“-Initiative für „einen wirklich guten Ansatz.“ Sobald er mehr darüber weiß, will er sie im Newsletter der Wirtschaftsförderung tausenden Gewerbetreibenden bekannt machen.

In Nidda: www.nidda24.shop

In Nidda startete am 27. März 2020 ein gemeinsames Online-Portal von zunächst 14 örtlichen Gewerbetreibenden. Es heißt www.nidda24.shop und zeigt die Namen und Logos der Gründungsmitglieder. Die einzelnen Angebote müssen noch hochgeladen werden,  berichtet Andrea Steinbrenner vom derzeit geschlossenen Brautmodengeschäft in der Schiller Galerie. „Wir arbeiten seit einer Woche fieberhaft daran.“ Gemeinsam mit Katja Seipp vom Schuhgeschäft Müller und Katja Wirth vom Modegeschäft „Outfit“ hat sie das Portal auf die Schiene gesetzt. Die Gründerinnen laden Geschäftsinhaber ein, im gemeinsamen Onlineshop zu werben und zu verkaufen. Mit dabei sind sechs gastronomische Betriebe, drei Dienstleister und fünf Läden für Bekleidung, Mode und Schmuck. Wer im gemeinsamen Online-Shop einkauft, soll zuerst per Rechnung bezahlen, später auch über Paypal.

Die Niddaer Gewerbevereins-Vorsitzende Antje Schmidt-Wolf findet die Online-Projekte in Nidda und Friedberg „generell eine nette Idee. Ich denke schon, dass das funktioniert.“ Aber: „Es können auch Kunden verloren gehen.“ Die Beratung der Verbraucher ganz analog im Laden sei sehr wichtig.

In Büdingen werden Geschäftsleute jetzt nahezu täglich von Leuten angerufen, die ihnen Online-Shops einrichten wollen. Das sagt der stellvertretende Gewerbevereins-Vorsitzende Frank Kröll. Der Inhaber eines Spielwarengeschäfts ist damit nicht so leicht zu ködern. Doch die Friedberger Idee einer eigenen, kreisweiten Handelsplattform findet er interessant. Er will sich damit befassen. Die Wetterauer Bürgermeister sind durch Landrat Jan Weckler ebenfalls über das Projekt informiert und werden die Idee wahrscheinlich an die örtlichen Gewerbevereine weiterreichen.

In Bad Nauheim: www.badnauheimliebe.de

In Bad Nauheim hat die Stadt selber die Initiative ergriffen. Sie schaltet am 26. März 2020 die Webseite www.badnauheimliebe.de frei. Rund 30 Einzelhändler und Restaurantbetreiber machen von Anfang an mit, so der Stadt-Sprecher Matthias Wieliki.

Für Friedrich Wilhelm Durchdewald von „Wetterau bringts“ springen solche lokalen Initiativen zu kurz: „Diese kleinen Shops haben bei weitem nicht die nötige Durchschlagskraft. Man muss das bündeln“, findet er. Ganz einfach, „weil große Anbieter mehr Werbemacht haben.“

2 Gedanken zu „Wetterauer Onlineshops“

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