Bundesbündnis schützt die Erde
In Deutschland werden täglich 60 Hektar Boden verbraucht, weltweit gehen pro Jahr 24 Millionen Tonnen fruchtbarer Boden verloren, warnt das Bundesbündnis Bodenschutz in seinem Aufruf zum Weltbodentag am 5. Dezember 2019. Das Bodenschutz-Bündnis ist ein seit Frühjahr 2019 bestehender, ständig wachsender Zusammenschluss aus Bürgerinitiativen, Organisationen und Einzelpersonen, die sich gegen den Raubbau an der Erde wehren.Bodenverschlingende Großprojekte
In Mittelhessen haben einige bodenverschlingende Großprojekte die Bürger aufgeschreckt: Bei Wölfersheim vernichtet der Lebensmittelkonzern Rewe für ein neues Logistikzentrum 30 Hektar bestes Ackerland, bei Wetzlar sollen für ein neues Gewerbegebiet 27 Hektar Boden geopfert werden, für eine neue Trasse der A49 sollen bei Dannenrod 110 Hektar Buchenmischwald fallen und bei Lich soll auf der Langsdorfer Höhe für ein Logistikzentrum eine 20 Meter hohe, 140 Meter breite und 300 Meter lange Halle gebaut werden.
„Boden unter unseren Füßen – ein Konsumgut, dem wir kaum Beachung schenken müssen? Flächenreserve für andere Nutzungen? Dabei sind unsere Böden wahre Multitalente, höchst lebendig, zwei Drittel aller Organismen leben unter der Erdoberfläche. Böden und ihre Bewohner sind Bestandteil der wesentlichen Kreisläufe des Naturhaushaltes und der Ökosysteme. Aufgrund ihrer Filter- und Puffereigenschaften haben Böden eine immense Bedeutung für den Schutz des Grundwassers, den Wasserhaushalt und die Speicherung von Kohlenstoff. Intakte Böden sind somit von existentieller Bedeutung für das Leben auf unserer Erde“, schreibt das Bodenschutz-Bündnis in seinem Aufruf zum Weltbodentag.
Dennoch geht die Bodenvernichtung munter weiter. Alleine in Südhessen sind 12.300 Hektar Boden von „Überbauungs-Planspielen betroffen“, schreibt das Bündnis in einer Pressemitteilung. Im aktuellen Flächennutzungsplan für Frankfurt-Rhein-Main seien es allein hier 2300 Hektar.
Neue Prioritäten setzen
Es sei „allerhöchste Zeit“, schreibt das Boden-Bündnis, „die Politiker von der Notwendigkeit neuer Prioritäten zu überzeugen“. Das Bündnis will dafür die Anstrengungen von Bürgern und Institutionen „bündeln“. Bislang gehören dem Bündnis 22 Organisationen an, darunter Bürgerinitiativen wie die BI Breitwiesen Weinheim und die BI Freiburg Dietenbach, Ortsverbände von Bund und Nabu sowie Bauernverbände wie der Kreisbauernverband Rhein-Neckar, der Bauernverband Starkenburg und der Bauernverband Biberach-Sigmaringen. Aus Mittelhessen ist bislang die BI „Bürger für Boden“ dabei, die sich gegen das Rewe-Zentrallager bei Wölfersheim wehrt.
„Der Boden ist aber nicht nur Lebensraum für Tiere und Pflanzen, sondern er funktioniert als Lebensgrundlage für alle Lebewesen auf der Erde, inklusive der Menschheit – denn ohne Boden könnten keine Nahrungsmittel wachsen und keine Pflanzen Sauerstoff zum Atmen produzieren. Der Boden filtert Schadstoffe, die aus der Luft kommen ebenso wie solche, die auf den Boden aufgebracht werden und hält so das Grundwasser noch einigermaßen sauber“, schreibt der öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Bodenkunde und Bodenschutz Dr. Matthias Peter vom Ingenieuerbüro Schnittstelle Boden.
Der Weltbodentag wurde im August 2002 von der Internationalen Bodenkundlichen Union während ihrer Weltkonferenz in Bangkok ausgerufen. An dem Aktionstag am 5. Dezember sollen alljährlich Zeichen für die Bedeutung der natürlichen Ressource Boden und für den Bodenschutz gesetzt werden.
„Das Bewusstsein, dass es sich bei dem, was in Bebauungsplänen nüchtern als ‚Flächen‘ bezeichnet wird, um die Biosphäre der Erde und damit die wichtigste Grundlage für Ernährung und Klimaschutz handelt, setzt sich in der Bevölkerung immer mehr durch“, heißt es im Aufruf des Bodenschutz-Bündnisses. Solange aber bei den Entscheidungsträgern dieser Aspekt nicht ausreichend berücksichtigt werde, bleibe es an den Bürgerinitiativen, den Naturschutz- und Bauernverbänden, der Versiegelung der Böden mit all den dramatischen Folgen entgegen zu wirken und lauten Protest anzumelden.