Holocaust-Zeugnisse sind erhalten
Die Arbeitsstelle Holocaustliteratur (AHL) an der Justus-Liebig-Universität Gießen stellt in einer Themenwoche bis zum 18. Dezember 2024 auf ihren Social-Media-Kanälen die erste deutschsprachige Edition des Untergrundarchivs des Warschauer Gettos vor. Sie wird derzeit in Zusammenarbeit mit dem Fritz Bauer- Institut (Frankfurt) und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte (München) sowie in enger Kooperation mit dem Warschauer Jüdischen Historischen Institut erarbeitet.Erinnerung an Emanuel Ringelblum
Eine exklusive Lesung, bei der ausgewählte Auszüge aus einer Essaysammlung des Spiritus Rector des Untergrundarchivs, Emanuel Ringelblum, erstmals öffentlich vorgetragen werden, bildet den Höhepunkt der Themenwoche, die von einer achtteiligen Postingreihe begleitet wird. Die Veranstaltung findet am 13. Dezember um 14 Uhr im Hörsaal A1 am Philosophikum I der JLU Gießen statt. Nach einer thematischen Einführung durch Prof. Dr. Sascha Feuchert (AHL | JLU) wird Dr. Roman Kurtz (Stadttheater Gießen) ausgewählte Auszüge aus den Essays vorlesen. Der Eintritt ist frei, alle Interessierten sind herzlich eingeladen, kündigt die Gießener Arbeitsstelle Holocaustliteratur (AHL) in einem Pressebericht an.
Dokumente heimlich versteckt
Das Untergrundarchiv des Warschauer Gettos ist eines der bedeutendsten Zeugnisse des Holocaust und gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das Archiv wurde im Herbst 1940 auf Initiative des polnisch-jüdischen Historikers, Pädagogen und Sozialaktivisten Dr. Emanuel Ringelblum und mit Unterstützung der Widerstandsorganisation „Oneg Szabat“ gegründet. Die Chronistengruppe sammelte heimlich amtliche Dokumente und Bekanntmachungen, private Tagebücher und zahlreiche Alltagsquellen, um ihre Geschichte und die vieler anderer bereits während der Verfolgung und des Massenmordes für die Nachwelt zu dokumentieren. Ein zentraler Forschungsschwerpunkt der Arbeitsstelle Holocaustliteratur lag in den vergangenen drei Jahren auf der Erschließung, Übersetzung und Kontextualisierung von Dokumenten aus dieser wertvollen Sammlung.
In Milchkannen entdeckt
Diese außergewöhnliche historische Sammlung besteht aus zwei Teilen, die im Warschauer Getto verborgen wurden. Der erste Teil wurde am 18. September 1946 in zehn Metallkisten entdeckt, während der zweite Teil des Ringelblum-Archivs am 1. Dezember 1950 in Milchkannen gefunden wurde. Das gesamte erhaltene Archiv umfasst mehrere tausend Dokumente (Manuskripte, Drucke, Fotografien), die insgesamt mehr als 28.000 Blatt zählen. Das Ringelblum-Archiv befindet sich heute im Bestand des Jüdischen Historischen Instituts in Warschau.
Weitere Informationen unter https://www.holocaustliteratur.de/deutsch/Ringelblum-Postingreihe/
Titelbild: Gefangene jüdische Bewohner des Ghettos werden von der SS durch die brennenden Straßen abgeführt (Mai 1943). Quelle: Wikipedia