Ein Dorf sucht junge Familien
von Elfriede Maresch
„Kurze Wege für kurze Beine“ ist der Slogan für die kleinen örtlichen Grundschulen. Eine solche gibt es in Niddas Stadtteil Ulfa und doch hat die Ortsbürgerschaft Schulsorgen. Nicht wegen der pädagogischen Arbeit, die geschätzt und anerkannt wird, sondern weil die vorgeschriebene Zahl an Kindern für den Erhalt der Schule knapp verfehlt werden könnte. Das Vogelsberg-Dörfchen sucht deshalb dringend junge Familien. „Ulfa hat jungen Familien viel zu bieten“, wirbt Ortsvorsteher Christian Döll.Förderverein sichert die Betreuung
Mit je etwa 13 Kindern erfreulich klein sind die beiden Doppelklassen (1. und 2. sowie 3. und 4. Schuljahr zusammen). Alle Einschulungskinder beginnen gemeinsam in der Flexiblen Eingangsstufe. Je nach Entwicklungstand sprechen sich Lehrkräfte und Eltern ab, ob die Kinder zwei oder drei Jahre in dieser Stufe bleiben. Ein Förderverein sichert außerhalb der Unterrichtszeiten die Betreuung von 7 bis 15.30 Uhr, evtl. auch etwas länger. Das intensive Vereinsleben Ulfas, die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Einsatz kommt den Grundschulkindern zugute. So können nach dem Unterricht Mundart-Projekte, Musik- und Naturschutz-AGs, kreative und Sportgruppen, oft in Kooperation mit Vereinen, angeboten werden. Zufriedenstellend ist auch die räumliche Ausstattung. 2006 wurde das Gebäude angebaut und grundständig saniert, neben den Klassenzimmern bietet es genug Nebenraum für Arbeitsgruppen und die Schulbücherei.
Bedenken machen die niedrigen Kinderzahlen der beiden kommenden Einschulungsjahrgänge. Sie reichen jeweils gerade aus, um eine neue Klasse zu bilden. „Wir halten die Luft an, dass keine der Familien mit einem künftigen Erstklässler wegzieht – dann wird’s knapp!“ fasst Ortsvorsteher Christian Döll die allgemeine Besorgnis zusammen. „Dabei ist die Erstklässlergruppe des Schuljahres 2022/23 wieder deutlich größer und sichert den Schulbestand bis einschließlich Sommer 2027!“ Seine Stellvertreterin Katja Sang, als Erzieherin auch in Elternberatung engagiert, betont: „Eine solch überschaubare Schule mit individueller Förderung und vielen Handlungs- und Erfahrungsmöglichkeiten ist selten – sie muss für Ulfa erhalten bleiben!“ Nach der vierten Klasse bietet der Schulstandort Nidda mit Mittelstufenschule, Gymnasium und mehreren Berufsschulbildungsgängen Möglichkeiten genug. Manche Familien entscheiden sich dann auch für die Gesamtschulen in Hungen und Schotten.
Junge Familien dringend gesucht
Weitere Eltern und kleine Kinder werden also dringend gesucht – was hat Ulfa ihnen zu bieten? Ein neues Baugebiet „Hirzbach“ in sonniger Hanglage mit unverbaubarem Blick in ein Bachtal ist ausgewiesen. Die Erschließungsarbeiten an 23 Baugrundstücken für Einfamilienhäuser sind ausgeschrieben und sollen bis Jahresende fertig sein. Schon liegen der Stadtverwaltung Anfragen Interessierter vor. Vielleicht ist es dem Wohnwert von Ulfa geschuldet, dass nur selten ältere Häuser zu vermieten oder zu verkaufen sind.
Ulfa ist eine ländliche Gemeinde, Busverbindung gibt es 13x am Tag, in den Stosszeiten etwa stündlich. Der letzte Bus fährt um 18.35 Uhr zur Kernstadt Nidda, die Bahnanschluss hat. Bis zum Autobahnanschluss Berstadt der A 45 (Gießen-Hanau) sind es 15 Kilometer. Viele nutzen den großen Parkplatz Häuserhof in zehn Kilometern Entfernung und pendeln mit der Bahn ins Rhein-Main-Gebiet. Sicher ist die Infrastruktur hier anders als im städtischen Umfeld. Es gibt ein Bäckergeschäft, eine Bankfiliale mit Geldautomat, zum nächsten großen Supermarkt sind es drei Fahrkilometer. Jeweils freitags und samstags öffnet ein Metzger, der in Direktvermarktung selbst schlachtet und auch Catering mit vielen Zutaten aus der Region anbietet. Weiter gibt es schöne Extras: das Brotbacken der Landfrauen, sommerliche Grillfeste der Vereine. „Ländlich“ bedeutet außerdem: viel Natur ringsum, einen Obstbaumlehrpfad, zwei Grillplätze, kurze und längere Wanderwege im reizvollen Übergang von Wetterau zum Vogelsberg mit Wald und Höhenzügen.
Für unternehmungslustige Kinder und Jugendliche ist Ulfa ein guter Ort. Es gibt einen Kindergarten mit zwei Gruppen, zwei Spielplätze, die mit einem Geldpreis eines großen Getränkeherstellers ausgezeichnet und weiter ausgebaut wurden. Sehr beliebt sind die Tanzgruppen des Faschingsclubs von Dreijährigen angefangen bis zu Erwachsenen. Die evangelische Kirchengemeinde und die Evangelischen Gemeinschaft laden zu regelmäßigen Kinderangeboten, organisieren im Sommer abwechslungsreiche Ferienspiele, auch Vereine beteiligen sich daran. Im Posaunenchor machen etliche Kinder und Jugendliche eine Bläserausbildung. Der „Lebendige Adventskalender“ an jedem Adventsabend in wechselnden Höfen stimmt Kleine und Große auf Weihnachten ein.
Kontaktfreude hilft Zugezogenen, in Ulfa heimisch zu werden, was auch vom Ortsbeirat unterstützt wird. Beim „Sauberhaften Ulfa“, dem Frühjahrsputz in der Gemarkung, sind Kinder, Jugendliche, Erwachsene aktiv. Es gibt einen Geschichtsverein, eine Theatergruppe, einen Frauenprojektchor und anders mehr. Die Gruppe Yoga/Tänzerische Gymnastik haben alteingesessene und neu zugezogene Frauen gemeinsam aufgebaut.
„Ulfa hat jungen Familien viel zu bieten“ meint Ortsvorsteher Döll. „Wir freuen uns über Zuzug und mehr Leben im Ort und in der Schule!“ Weitere Infos gibt es auf der Homepage ulfa.de