Tolle Literaturtermine
von Jörg-Peter Schmidt
Es hat sich längst über Mittelhessen hinaus herumgesprochen: Das Literarische Zentrum Gießen (LZG) bietet ein tolles Programm an Lesungen sowie weiteren Veranstaltungen. Kein Wunder, dass auch Bestseller-Autoren wie David Safier (11. Mai) und Bernhard Schlink (4. Juli 2023) der Einladung des Teams um Prof Dr. Sascha Feuchert gern folgen. Es gibt aber noch viele weitere Highlights, die zum LGZ-Frühlings- bzw. Sommer-Reigen gehören.
Hochleistungssportlerin berichtet

Die Geschäftsführerinnen Hannah Brahm und Dr. Anika Binsch informierten im Gießener „News Café“ über die kommenden Termine, zu denen beispielsweise eine Lesung mit einer Sportlerin gehört, die ein sehr gefragte Interviewpartnerin ist. Am Mittwoch, 10. Mai (19 Uhr, Sport- und Kulturhalle in Gießen-Allendorf) stellt die vierfache deutsche Turn-Meisterin und Teilnehmerin bei Olympischen Spielen Kim Bui ihre Biografie vor, die den Titel „45 Sekunden“ trägt. Sie schreibt über Erfolge, aber auch über Leistungsdruck, Essstörungen und seelischen Missbrauch. Das Buch der Leistungssportlerin entstand in Zusammenarbeit mit Andreas Matlé, der bei der Veranstaltung in Allendorf/Lahn ebenfalls zugegen ist.
Einfach dem eigenen Leben entfliehen
Auftakt zum neuen Programm des LGZ ist am Sonntag, 7. Mai (19 Uhr) im Hermann-Levi-Saal des Gießener Rathauses die Lesung der aus Gießen stammenden Schriftstellerin Anne Köhler, die ihren Roman „Nichts aus der Welt“ vorstellt: Was wäre, wenn es die Möglichkeit gäbe, für eine gewisse Zeit dem eigenen Leben zu entfliehen – an einen einsamen Ort, den niemand kennt? Frederike und Hempel befinden sich beide an einem Punkt in ihrem Leben, an dem sie nicht weiterwissen: Hempel wird von seiner ehrgeizigen Freundin zum New York Marathon angemeldet, obwohl er überhaupt nicht gerne joggt; Frederike fühlt sich in ihrem Leben als erfolgreiche Professorin und Mutter gefangen. Beiden wird auf mysteriöse Art und Weise ein Schlüssel zu einem Berliner Hotel zugespielt, das in keinem Reiseführer Erwähnung findet.
Gespräch mit David Safier über Warschau-Aufstand
Am Donnerstag, 11. Mai (19 Uhr, Hermann-Levi-Saal des Rathauses) ist in Gießen David Savier zu Gast, den man als Verfasser beispielsweise als der urkomischen Krimireihe „Miss Merkel“ kennt. Er beschäftigt sich aber beispielsweise in seinem Roman „28 Tage lang“ mit einem sehr ernsten Thema, einem der traurigsten, schrecklichen Kapitel europäischer Geschichte. Im Rahmen des 80. Jahrestags des Warschauer Gettoaufstands spricht er mit Sascha Feuchert und Andrea Löw über sein Buch und dieses erschütternde historische Geschehen.
Außenseiterinnen bekämpfen Bürokratie
Am Dienstag, 23. Mai (19 Uhr, Kulturzentrum „Prototyp“, Georg-Philipp-Straße 5 in Gießen)liest Bettina Wilpert aus „Herumtreiberinnen“. Es geht um Frauen, die (nicht nur in der DDR) gesellschaftliche Außenseiterinnen sind und gegen Bürokratie kämpfen. Am Donnerstag, 25. Mai bis Sonntag, 29. Mai beteiligt sich, wie Hanna Brahm und Anika Binsch ankündigten, das LGZ am „Stadtlesen“ in Gießen: Der Kirchenplatz wird zum öffentlichen Literaturzimmer: Die Besucherinnen und Besucher frönen ihrer Leselust im mobilen Lesewohnzimmer, wählen aus mehr als 3.000 Büchern in den Büchertürmen ein Exemplar aus, lassen sich nieder auf gemütlichen Sitzmöbeln und lesen, lauschen, vertiefen sich, verweilen – geben sich ihrer Phantasie hin.
Minnegesang wird thematisiert
Am Freitag, 16. Juni (19 Uhr, KiZ, Gießen) spricht der LZG-Lesekreis über John Boynes neuen Roman „Als die Welt zerbrach“. Um Minnegesang geht es am Dienstag, 20. Juni (19 Uhr) im KiZ (Kultur im Zentrum) in Gießen.
„Unmögliche Liebe“ heißt das Buch, das von Tristan Marquardt vorgestellt wird. Was hat hat die Liebesdichtung des Mittelalters mit der heutigen Lyrik zu tun? Dieser Frage nähern sich Tristan Marquardt und Jan Wagner in ihrer Anthologie „Unmögliche Liebe. Die Kunst des Minnesangs in neuen Übertragungen“ Über sechzig zeitgenössische Dichterinnen und Dichter, von Marcel Beyer über Durs Grünbein bis Monika Rinck, haben Minnelieder aus dem Mittelhochdeutschen ins heutige Deutsch übertragen.
Nach einer Inszenierung der Gießener Germanistik-Theatergruppe, die am Donnerstag, 29. Juni (19.30 Uhr, Botanischer Garten in Gießen) Jos Murers „Hester“ (das Stück ist der biblischen Esther gewidmet) zeigt, folgt am 1. Juli (20 Uhr, Kleines Haus des Stadttheaters Gießen) Lesung und Gespräch mit der Übersetzerin Friederike von Criegerin. Sie hat auch den Theatertext von „Mädchenschule“ der Autorin Nona Fernández aus dem Spanischen übertragen: Mit Tempo und viel Sinn für Komik erzählt die Chilenin in vom Aufbegehren der Jugend im Kampf für eine bessere Zukunft.
Bernhard Schlink liest aus „Die Enkelin“
Der international bekannte Schriftsteller Bernhard Schlink (u. a. „Der Vorleser“) rezitiert am Dienstag, 4. Juli (19 Uhr, Uni-Aula, Ludwigstraße 23 in Gießen) aus seinem Roman „Die Enkelin“: Es ist Sommer, als sich Birgit und Kaspar 1964 ineinander verlieben. Kurz darauf verhilft er ihr zur Flucht in den Westen, wo sie heiraten und bis zu Birgits Tod zusammenleben. Erst nach ihrem Tod entdeckt er, dass sie damals eine Tochter im Osten zurückgelassen hat. Er tut, was sie immer wollte, aber nicht schaffte: Er sucht nach ihr. Die Suche wird zu einer Reise in die Vergangenheit und einer neuen Begegnung mit seiner verstorbenen Frau. Als er die Tochter findet, lebt sie verheiratet in einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land. Ihre vierzehnjährige Tochter Sigrun freut sich, dass auf einmal ein Großvater in ihr Leben tritt, aber seine Welt ist ihr so fremd wie ihm die ihre. Kaspar gibt sich alle Mühe, das Weltbild seiner Enkelin, die im rechtsradikalen Milieu sozialisiert ist, zurechtzurücken. Lässt sie sich darauf ein?
Für Kinder gibt es eine spannende Geschichte
Die beiden LZG-Geschäftsführerinnen konnten im Übrigen berichten, dass auch die Lesungen für Kinder große Resonanz finden. Am Montag, 10. Juli (16 Uhr, Galerie 23, Seltersweg 55 in Gießen) steht ein spannender Fall im Vordergrund, der gelöst werden soll. Lotte Schweizer bringt hierzu ihr Buch „Die Tektei für magisches Unwesen“ mit. Es passiert Ungewöhnliches: Wiesenschrate, Gurkentrolle, Irrlichter – überall verschwinden Fabelwesen!
Wie und wo man die Tickets erhält
Eine Voranmeldung zu den Veranstaltungen ist, sofern im Programmheft nicht explizit ausgewiesen, nicht zwingend erforderlich. Reservierte Karten müssen bis spätestens drei Tage vor der jeweiligen Veranstaltung im LZG-Büro hinter der Kongresshalle in Gießen abgeholt werden.
Kartenreservierungen sind möglich ab dem 2. Mai 2023. Für die gibt es fünf Möglichkeiten:
- Per E-Mail unter anmeldung@lz-giessen.de
2. Über das Kartenreservierungs-Tool unter der Adesse www.lz-giessen.de
3. Persönlich über das LZG-Büro (Mo, Di und Do zu den Öffnungszeiten)
4. Persönlich über die Tourist-Info Gießen (Schulstraße 4, 35390 Gießen)
5. Abendkasse am Veranstaltungsabend.
Infos beispielsweise über die Ticketpreise erhält man unter der Adresse www.lz-giessen.de
Titelbild: Die LZG-Geschäftsführerinnen Hannah Brahm und Dr. Anika Binsch (links) freuen sich auf sicherlich gute Resonanz der Veranstaltungen. (Fotos: Jörg-Peter Schmidt, 2)