Cosi Fan Tutte und Babba Hesselbach
Im früheren Jugendstil-Hallenbad an der Haagstraße in #Friedberg ist bis Dezember 2017 wieder viel los. Mindestens 22 Konzerte, Theaterabende, Diashows und sogar eine selbst produzierte Oper wird es im selbstverwalteten Kulturtempel geben. Das Programm ist fertig. Und die Macher kündigen die Enthüllung eines Monumentalgemäldes an.
Theater Altes Hallenbad
Es gibt viele Gründe, in den nächsten Monaten das Alte Hallenbad zu besuchen. Die unbezahlten Freiwilligen der Kultur-AG haben für den Herbst sehr unterschiedliche Kultur-Ereignisse organisiert, die nun im „Kulturtaucher“ abgedruckt sind – einer an vielen öffentlichen Orten ausliegenden Broschüre.
Los geht es am 20. August 2017 um 18 Uhr mit den 20 Musikern von „Grundton D“. Diese Gruppe spielt sonst eher an Orten wie der Alten Oper in Frankfurt, sagt Cornelia Haslbauer. Die hauptberufliche Mezzosopranistin aus Bad Nauheim gehört zu den ehrenamtlichen Kultur-Machern an der Haagstraße und empfiehlt, schnell Karten zu buchen. Die Musiker führen Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ auf. Der Deutschlandfunk nimmt das Konzert auf und sendet es Ende 2017 bundesweit. Der Erlös fließt in den Aufbau des Friedberger Kulturtempels.
Wer es weniger klassisch mag, sollte am 25. August ab 19.30 Uhr der Kolumnistin Susanne Hasenstab und ihrem Bühnenpartner Emil Emaille zuhören. Die junge Frau aus Aschaffenburg hat das Talent, aus dem alltäglichen Gebabbel unserer Mitmenschen ein witziges Bühnenprogramm zu machen. Diesmal als Frage formuliert: „Warum ist die Katze so dick?“
Die Friedberger Gitarrentage sind im September mit drei Konzerten im ehemaligen Badesaal präsent. Veranstalterin ist die Friedberger Musikschule.Zuerst kommen Joscho Stephan und seine vierköpfige Combo am 8. mit Gypsy Swing. Tags darauf folgt Zoran Kukic, der auch schon in der Carnegie Hall spielte. Und am 16. September folgt der klassische Gitarrist José Antonio Escobar aus Chile.
Die verfeindeten Nationen Israel und Iran finden in Friedberg am 23. September zusammen. Musiker aus beiden Ländern werden dann unter dem Namen „Sistangila“ eine gemeinsame musikalische Sprache sprechen. Einen afrikansischen Abend bestreiten Ismael Seck und Aziz Kuyateh am 28. Oktober. Nordische Lieder singen die drei Trollfrauen von „Huldrelokkk“ am 3. November.
Seit fünf Jahren gibt es Kulturprogramme im Alten Hallenbad – jedes Mal mit einer selbst produzierten Oper. Diesmal ist ab 1. Oktober Mozarts „Così fan tutte“ in vier Aufführungen zu hören. Der 40-köpfige Haus-Chor probt bereits, berichtet Cornelia Haslbauer. Die Arien werden auf Italienisch gesungen, die Sprach-Sequenzen sind aber auf Deutsch. So kommt die Oper „dem Schauspiel sehr nah“, sagt sie zu dem von Veronika Brendel inszenierten Stück. Die Friedbergerin Brendel wird am 12. November auch mit ihrer Theatercompagnie „Die Tagträumer“ aus Liebesbriefen berühmter Frauen und Männer vorlesen.
In Friedberg lebt auch der Reisejopurnalist Dieter Glogowski. Er zeigt am 5. November grandiose Bilder aus Nepal. Zuvor berichtet seine Lebensgefährtin Andrea Nuß, wie sie mit fünf Kamelen und zwei ägyptischen Bauern zur Oase Siwa wanderte. Als weiteres Beispiel friedbergerischen Kulturschaffens mit nationalem Bekanntheitsgrad ist Wolf Schmidt wieder im Alten Hallenbad präsent. Jo van Nelsen präsentiert am 10. Dezember zwei Episoden aus „Familie Hesselbach“ . Karten dafür seien schon jetzt stark gefragt, berichten der Kultur-AG-Sprecher Andrej Seuss und der Hallenbad-Fördervereinsvorsitzende Uli Lang.
Dem früheren Konradsdorfer Schulleiter Lang und seinen Freunden ist zu verdanken, dass das 1909 erbaute Hallenbad genau 100 Jahre später aus seinem dreißigjährigen Dornröschenschlaf geweckt wurde. Der Verein übernahm den Bau von der Stadt Friedberg und organisiert seitdem den Umbau in einen Kulturtempel. Bis Ende 2018 werden etwa 500 000 Euro investiert. Von Sponsoren, aus Stiftungsgeldern und Fonds des Denkmalschutzes wirbt man das Geld ein. Die Stadt Friedberg gebe dieses Jahr 35000 Euro plus 8000 Euro für das Kulturprogramm. „Sie hat gemerkt, dass hier viel stattfindet“, sagt Andrej Seuss dazu.
In den nächsten Monaten werden Handwerker vor allem Geräte und Klima-Kanäle für die Heizung des Saales installieren. Erst im übernächsten Winter sei der große Raum beheizbar. Ab dann könnte man ganzjährig Kultur anbieten – wenn sich genug Freiwillige und Geldgeber finden.
Wohl schon im Oktober soll sich der Saal aber sichtbar verändern. An der kuppelförmigen, elf Meter breiten Stirnwand steckt hinter Platten noch das originale Wandgemälde von Ludwig Roth aus dem Jahre 1909. Es zu sanieren wäre unbezahlbar, bedauert Uli Lang. Doch im Fundus des Wetterau-Museums sind fünf farbige Vorstudien des mit nackten Nixen und Faunen bevölkerten Bade-Idylls aufgetaucht. Die werden auf Textil gedruckt demnächst wandfüllend für jeden Hallenbad-Besucher zu sehen sein.
Mehr über das Alte Hallenbad auf Facebook und der Webseite www.aha-friedberg.info.